1800 Seiten H.C. Artmann – Annotation zu zwei Bänden „Gesammelte Prosa“ aus dem Residenz Verlag

© Residenz Verlag

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Liebenswürdige Leute im Residenzverlag machten allen Artmannfreunden zum 15. Todestag des großen Außenseiters ein feines Geschenk. Sie legten dessen Gesammelte Prosa abermals auf und packten uns diesen Wackerstein in den Bücherschrank.

Ein wahres Feuerwerk an Ideen, Witzen, Sprachspielen, Verballhornungen der Weltliteratur, fein ziselierten Vermummungen in Prosa und wunderschönen Gedichten erwartet den hungrigen Artmannleser. Der Sohn eines Schusters macht es dem Leser nicht leicht, mindestens eine gewisse Kenntnis der wichtigsten Bücher dieser Welt sollte man schon mitbringen. „Der poetische Act ist die Pose in ihrer edelsten Form, frei von jeder Eitelkeit und voll heiterer Demut“, teilte uns der Meister einst mit – und nur wer diesen Satz verinnerlicht, mag das Lebendwerks Artmanns verstehen.

Artmann war Österreichs Sonne der Poesie, dies er aus seinen wasserblauen Augen über die Alpen via Blitztransfer schüttete. Dank vieler Fans und Unterstützer war er lange der lebende Beweis, dass eine Existenz als Dichter möglich ist. Er war ein großer Sprachretter, wenn auch kein groß Gelesener, doch solche unwesentlichen Details kratzen nicht am Lack der Ewigkeit, dieser um sein unsterbliches Werk sich schließt.

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H.C. Artmann – Gesammelte Prosa, Broschiert, H. C. Artmann (Autor), Klaus Reichert (Herausgeber), 1800 Seiten, Zwei Bände im Schuber, Residenz Verlag, Salzburg 2015, ISBN: 3-7017-1650-0, Preis: 49,90 Euro

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