„7“ oder Sieben Choreographien von Martin Schläpfer – Das Ballett am Rhein tanzt Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 7 e-moll

Quelle: Pixabay, CC0 Public Domain

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Genial, spannend, erotisch, phantasievoll, unendlich vielfältig, Power und Dynamik – ein Feuerwerk von kreativen Choreografie-Elementen des Züricher Starchoreografen Marin Schläpfer – all in black and white. Dies skizziert in einigen Worten die 90 Minuten Brillianz ohne Pause, die die Zuschauer mit frenetischem Beifall belohnen.

Gustav Mahlers vielseitiges, romantisch-dynamisches Oeuvre wird von einer CD gespielt (Leonard Bernstein, N.Y.) und betanzt auf einer minimalistisch-schwarzen Bühne. Was für eine ausgezeichnete Idee des Intendanten Nacho Duato, dieses befreundete Ballett aus Düsseldorf/Duisburg nach Berlin einzuladen, um Berliner Sehgewohnheiten zu durchbrechen.

Die TänzerInnen tanzen im raschen Wechsel, mal als SolistIn, mal als Sturm von TänzerInnen, als Trio(s), Pas-de-deux(s) sei es in Barfußlook-Schläppchen, Spitzentanzschuhen oder auch mit stampfenden, den Boden erzittern lassenden Stiefeln in schwarz-weißem Outfit, die Männer in Legero-Outfit, Tänzerinnen in Cocktailkleidern mit teils offenem, langem Haar lassen die langen Beine in 180 Grad zum Himmel aufspringen. Wildes auf dem Boden rollen, Hebungen, Tänzer mit nacktem Oberkörper, Liebespaare sitzen sich küssend auf dem Boden, als auf einmal ein Tänzer aufspringt und die Dame des Nachbarn ergreift – ein Bäumchen-wechsel-Dich mit getanztem Liebeskummer. Eine Solistin erscheint mit einem Schemel auf der Bühne, witzig und schelmisch lächelnd und ist auf einmal von der gesamten Compagnie umringt, alle mit Schemeln und es wird Reise nach Jerusalem inszeniert. Witzig, wie ein Trio polonaiseartig von der Bühne tanzt, wobei die Tänzerin vorne lachend den Arm von oben nach unten zieht, als ob sie eine Dampflocksirene betätigt und Abgang von der Bühne mit einem „Tchou, tchou“! Mimik und Fratzenschneiden sind auch mit von der Partie in der Choreografie.

In der zweiten Hälfte des Geschehens geht eine Jalousie im Fond hoch, ein weißer Hintergrund erscheint, auf den im Folgenden changierende, zarte Pastellfarben projeziert werden in bleu-Türkis, rosé oder den Sonnenuntergang simulierend.

Teilweise vergisst man, dass die herrliche Musik Mahlers gespielt wird, so mitreißend zieht dieses furiose Geschehen auf der Bühne die Zuschauer in seinen Bann. Alles in allem ein unvergesslicher, fantasievoller Ballettabend!

Weitere Vorstellungen noch am 12. und 13. April 2017.

Anzeige

Vorheriger ArtikelNeustes aus dem Hause Hannemann – Annotation zum Buch „Wunschnachbar Traumfrau“ von Uli Hannemann
Nächster Artikel„Die Verbindung wird hergestellt“ – Neue mitreißende Gedichte von Ralph Grüneberger