„Curveball“ oder „Das Theater … als ein Ort des Täuschens, Manipulierens und Mutierens“

Baseball
Basebälle. Quelle: Pixabay

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Das Berliner nicht Keingeld- sondern Kleingeldtheater namens Theaterdiscounter bringt unerschrocken wie eh und je ein Stück auf die Bühne, dessen Titel Thema genug ist, mehr daraus zu machen. „Curveball“ lautet der Titel und nicht nur Sportskanonen, die Bälle mit Effet zu werfen wissen, ahnen, dass sich das Institut für Widerstand im Postfordismus an die Geschichte eines Agent des Bundesnachrichtendienst (BND) wagt, der als Zeuge “Curveball“ bei der Legitimierung des Irakkriegs durch Colin Powell vor den Vereinten Nationen (UN) eine wesentliche Rolle spielt. Dass die dessen Geschichte zugleich eine von vielen Skandalen des Auslandsgeheimdienstes der Bundesrepublik Deutschland (BRD) ist, das dürfte bei dieser Bühne wohl weniger von Belang sein.

Hinter dem Decknamen „Curveball“ soll sich Rafid Ahmed Alwan oder auch Rafid Ahmed Alwan El Dschanabi, der als Iraker mit BRD-Pass gilt. Als er 1999 in die BRD kam, um Asyl zu beantragen, so lautet seine auf Wikipedia nachzulesende Geschichte, habe er angegeben, Ingenieur und „Experte für chemische Kampfstoffe und Direktor einer Anlage zu deren Produktion in Djerf al Nadaf zu sein. Auch von mobilen Anlagen zur Produktion chemischer Kampfstoffe erzählte er.“ Wer es sagt oder was er sagte, das spielt im Grunde keine Rolle. Nützliche Idioten im Reich der „Spies and Lies“ finden sich immer, um die Wahrheit vor, während und nach Kriegen sterben zu lassen, um Massen von Menschen zu verdummen und zu verführen.

Auf der anderen Seite Aufklärer wie den damaligen Europachef der CIA Tyler Drumheller, der in auch in seinem Buch „Wie das Weiße Haus die Welt belügt“ (München, 2007) behauptet, er habe zuvor CIA-Chef George Tenet vor der Unzuverlässigkeit der Quelle gewarnt, oder namhafte Autoren des Politmagazins Kalaschnikow wie Stefan Pribnow, der unter der Überschrift „Über die kurzen Beine der Langfinger des Kapitals“ über Macht, Medien und Manipulationen im Zeitalter der Ölkriege schrieb.

„Die Performance rollt nun den Skandal wieder auf und stellt“ laut E-Mail-Einladung des Theaterdiscounters zur Premiere am 2. November 2017, 20 Uhr, „die Frage, wem wir warum Glauben schenken und wohin uns das Prinzip der Täuschung führen kann.“ Die Antwort dürfte schlicht und ergreifen ausfallen: Niemandem!

Doch weil das Theater auch in der BRD ein Theater ist, „rückt nicht zuletzt auch das Theater selbst als ein Ort des Täuschens, Manipulierens und Mutierens in den Fokus“. Mit anderen Worten: Gute Unterhaltung.

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