Das Leben und Wirken des Alfred Hilsberg

© Heyne

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Alfred Hilsberg lebt noch, das ist die wichtigste Botschaft. Die zweitwichtigste: er hat der Welt, die vielleicht schon bald für ihn Nachwelt ist, nichts zu sagen. Jedenfalls nicht in Christoph Meuelers Buch, der sich ganz auf die Zitate und Aussagen diverser Wegbegleiter des deutschen »Punk-Papst« und »Begründer der NDW« verlassen muss. Das ist ein bisschen schade, erklärt sich aber im Buch gut an der Figur des AH. Dieser ist in erster Linie ein Bauchmensch. Und ein Bauch muss gefüllt werden. Manchmal auch durch die Nase. Hilsberg als ruheloser Geist, gefangen zwischen den Extremen Wolfsburg-wilder Musik-Drogensucht und der Sehnsucht geliebt zu werden. Denn die Liebe ist sein erster Antrieb. Die zur Musik, den Subgründen, den Außenseitern. Bei AH führte die große Liebe irgendwann in eine Sackgasse der Enttäuschung, das ist ein tragendes Motiv der biografischen Erzählung. Meueler, der mal Voyeur, mal Analytiker und mal listiger Zuhörer ist, schafft es dieses Lebensdrama dezent an die Oberfläche zu hieven. Das macht das Buch lesenswert, auch ohne O-Ton Hilsberg. Wir erfahren eine Menge Fakten über das Politikverständnis und den Zeitgeist insbesondere der 1970er und 1980er Jahre der Bundesrepublik. Voll Ironie und Wärme trifft Meueler meist den richtigen Ton, auch wenn er sich dafür ab und an in die Abgründe Hilsbergschen Wirken und Wütens begeben muss. Ein belangreiches Buch zur Sozialgeschichte der deutschen Popmusik.

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Christof Meueler, Das ZickZack-Prinzip, Alfred Hilsberg – ein Leben für den Underground, 384 Seiten, gebunden, Pappband, Heyne Verlag, München 2016, ISBN: 3-453-16803-9, Preise: 22,99 Euro (D), 23,70 (A) und 30,90 CFr

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