Die Burg bröckelt oder Das Buch „Burg Hohenzollern. Ein Jahrtausend Baugeschichte“ von Christian Kayser

Burg Hohenzollern
Christian Kayser: Burg Hohenzollern. Ein Jahrtausend Baugeschichte. © Südverlag

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Bereits auf der hochformatigen und beinahe A4-großen Titelseite prangt die Burg Hohenzollern in Postkartenmotivmanier. Prächtig und von Nebel umschlungen steht sie da: die „Krone der Burgen in Schwaben“ mit einer tausendjährigen Baugeschichte, die der Autor Christian Kayser um 1100 nach unserer Zeitrechnung beginnen lässt.

Bevor Kayser in seinem Vorwort des Autors“ das „landbeherrschende“ und „vieltürmige Burgschloss am Horizont“ auftauchen lässt (S. 13), dürfen Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern und Georg Friedrich Prinz von Preußen als „Burgherren“ zu Wort kommen. Der eine sieht in der „prächtigen Anlage … die enge Beziehung des Hauses Preußen und des Fürstlichen Hauses Hohenzollern“ belegt, den „sich die Familien … bis in die Gegenwart … teilen“ würden (vgl. S. 10), der andere in der „Zollernburg … den Machtzuwachs des schwäbischen Grafengeschlechts bis an die Ufer von Nord- und Ostsee“ und in dem „Motto des 1851 auf der Burg gestifteten Hausordens, das „Vom Fels zum Meer“ lautet, eine Herkunft, ohne die es keine Zukunft gebe (vgl. S. 11).

Denjenigen, die sich von der Last von Klerus und Adel befreiten, sollte vor einer solchen Zukunft bange werde. Doch darum geht es in dem Burg-Buch nicht. Im Gegenteil: Das Alte, an dem der Zahn der Zeit nagt, muss erhalten werden. „Umfangreiche Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen … müssen … durchgeführt werden“ (S. 11).

Den anstehenden Arbeiten von Lohnarbeitern seien laut Georg Friedrich Prinz von Preußen „intensive Bauforschungen vorangegangen, „deren Ergebnisse“ der Münchner Architekt und Bauforscher Christian Kayser „in diesem Buch erstmals veröffentlicht“ (S. 11). Kayser notiert dazu, dass „der Hintergrund der bauhistorischen Untersuchungen … nicht erfreulich sei: Nach über einhundertfünfzig Jahren bröckel es an den Mauern der Festung und der Auffahrt. Risse, Ausbrüche und Verformungen machen eine umfassende Sicherung und Instandsetzung unumgänglich“ (S. 13). Und weil man laut Kayser nur erhalten könne, was man kenne (S. 13), seien „im Verlauf von fünf Jahren … zahlreiche bauliche Geheimnisse“ entdeckt worden.

Grob in erste (um 1100 bis 1423), zweite (1454 bis 1800) und dritte (ab 1844 bis heute) Burg ist der Buch gegliedert, wobei der Autor einen Abstecher in „Die Ruinenanlage Friedrich Arnolds“ (1819 bis 1844) unternimmt. Dem 224 Seiten starken Werk mit rund 320 überwiegend gut geeigneten Abbildungen für ein Fachbuch sowie schönen Bildern für der Burg geneigte Betrachter fügt sich ein Glossar, eine Bibliografie, Bild- und Eigentumsnachweise sowie einer Danksagung an.

Das Burg-Buch, das nicht nur eine Vermessung ist, sondern auch eine Chronik darstellt, dürfte auch für architektonische und bauhistorische Laien, die sich mit dem Stammsitz der Deutsche und andere regierende sowie gegen sie Krieg führende preußische Könige und deutsche Kaiser näher beschäftigen möchten, von Interesse sein.

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Christian Kayser, Burg Hohenzollern, Ein Jahrtausend Baugeschichte, 224 Seiten, mit ca. 320 Abbildungen, Format: 21,2 x 28 cm, Hardcover, Südverlag, Konstanz 2017, ISBN 978-3-87800-108-9, Preis: 24,90 EUR (D)

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