Endspurt der italienischen 72 Stunden. 7 von 52 Berliner Orten für authentisches Essen – ein Sonntagsausflug!

Trikolore auf dem Teller. Die Seele der Trattoria a'Muntagnola, Fuggerstraße 27 in Schöneberg. Seit 1991. © Foto/BU: Andreas Hagemoser, 2017

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). 52 Ziele in rund 3 Tagen – das wird natürlich kaum jemand vollständig versuchen, bedeutete es doch, im Durchschnitt 17 Lokale pro Tag zu besuchen. Oder anders gerechnet: Bei 20 Stunden Fahrtzeit (weniger als eine halbe Stunde pro Ziel, auch ohne Taxi machbarer als die 80 Tage um die Welt zu seiner Zeit) bleibt eine ganze Stunde zum Verweilen je Gaststätte. Rechnerisch, denn keine ist rund um die Uhr geöffnet.

Deshalb hier ein halbes Dutzend Adressen, damit man sie nicht erst suchen muss – als Tour zusammengestellt.
(Mit der BVG bzw. U-Bahn. Ortskundige, Navi-Nutzer und Taxikunden haben das Ziel schon gefunden.):

Wie beginnen zentral und touren dann spiralförmig im Uhrzeigersinn durch die Bezirke Tempelhof-Schöneberg, Mitte, Kreuzberg-Friedrichshain und Neukölln.

Auch die Fugger kamen rum: Trattoria a’Muntagnola

Der Anfangspunkt liegt in Ku’damm-Nähe. Schon der Gründer des KaDeWe, dass in der reichsten Stadt Preußens lag (Charlottenburg), wusste, was eine gute Lage ist: Der Wittenbergplatz.
Die U-Bahnlinien 1,2,3 und viele Busse sowie die Nähe des Fernbahnhofs Zoo machen ihn gut erreichbar. Vom KaDeWe gehen wir rechts in die Bayreuther Straße und ihre Verlängerung nach Süden, die Welserstraße. Dort befand sich das Berlinale-Kino „Arsenal“. Nach links in die Fugger liegt bald auf der rechten Seite die gesuchte Trattoria.
Dort erwartet uns eine freundliche Gastwirtin (siehe Bild) mit ihrer Familie.
Es ist täglich geöffnet, die Küche von 17-24 Uhr.

Trattoria a’Muntagnola, Fuggerstraße 27, 10777 Berlin, Tel. (030) 2 11 66 42 www.muntagnola.de

Parma (di Vinibenedetti) in Wedding

Je nachdem, wir satt wir sind, fahren wir jetzt in den Wedding, (Zurück zum Wittenbergplatz, mit Bus 46 zum Zoo, oder mit der U2; oder mit der U1/U3 bis Kurfürtendamm oder Spichernstraße; jedenfalls zur U9, dort umsteigen Richtung Osloer Straße bis Leopoldplatz.)
Parma, wo der Schinken herkommt, liegt im Norden Berlins nördlich des U-Bahnhofs Leopoldplatz in der Utrechter Straße 31 in 13347 Berlin (Ecke Malplaquetstraße, die vom Platz als Abkürzung hierherführt). Tel (030) 49 08 98 85 .

Weiter ginge es zurück zum „Leo“ und dann mit der anderen U-Bahn-Linie, der U6 Richtung Alt-Mariendorf bis zum S-Bahnhof Wedding. Dort in die Ringbahn S41 bis Ostkreuz. (In Fahrtrichtung hinten aussteigen.)

[Lässt man das „Parma“ aus, fährt man vom Wittenbergplatz mit dem 46er oder der U2 Richtung Ruhleben zum Zoo und von dort mit der S-Bahn bis Ostkreuz.]

Der Ausgang Richtung Sonntagstraße (!) führt automatisch rechts in die Neue Bahnhofstraße. Die 7b an der nächsten Ecke ist unser Ziel. An der Ampelkreuzung mit der Boxhagener Straße liegt rechts, also diagonal gegenüber der Bäckerei „Süß“, die Trattoria Napoletana „Jamme Ja“.

Jammeja statt Jamaica in Friedrichshain

JammeJa bietet italienisches „Street Food“ (Essen an der Straße?) aus Neapel und Catering. Info und Reservierung Tel. (030) 49 08 18 04 (eine fast achsensymmetrische Nummer, in der nur die 9 an zweiter Stelle stört).
www.jammeja.de
(Die Haltestelle der Straßenbahnlinie 21, gleichzeitig Bushaltestelle des 240ers, heißt „Neue Bahnhofstraße“.)

Zurück zum Bahnhof Ostkreuz von dort mit S- und U-Bahn zum Bahnhof Schönleinstraße.
Je nachdem, was früher fährt, gibt es zwei Möglichkeiten. Gleich unten am Gleis mit der S7 und 75 bis Jannowitzbrücke, dort in die Ubahn Richtung Hermannstraße bis Schönlein-.
Oder: Mit der Ringbahn S 41 bis S- und U-Bahnhof Hermannstraße und dort in die U-Bahn, die dort nur in eine Richtung fährt, ebenfalls bis U Schönleinstraße.
Das dauert etwa 20 Minuten.

Jetzt zum Wasser: Zur Kottbusser Brücke und dann am Maybachufer entlang zur Nummer 21.

Ammazza che Pizza – frei übersetzt: „Was für eine Pizza!“

Das 7-Euro-Angebot gibt es auch in der Pizzeria Romana „BY D. & J. Gravina“,
Maybachufer 21, 12047 Berlino. Tel (030) 89 61 65 56.
Der Chef verspricht Sooo eine tolle Pizza.

Vielleicht ist man ja auch schon für den Nachtisch reif, dann gleich zum U-Bahnhof Boddinstraße U8. Von dort führt ein 12minütiger Fußweg von 740 Metern Richtung Westen, Richtung Flughafen Tempelhof (in die Nähe der nördlichen Landebahn).

Der Weg soll lohnen, denn das nächste Angebot ist namentlich erste Sahne.

Hausgemachtes ohne Gluten: Erste Sahne!

Vom Bahnhof Boddinstraße nicht in selbige oder die Rollbergstraße, wo das neue Kino ist, sondern auf der Westseite der Hauptstraße (der Hermannstr.) in die Selchower Straße. Benannt nach dem Ort, der vom Möchtegern-Flughafen BER umschlossen wird. Die nächste links in die Weisestraße, dann rechts in die Herrfurthstraße. Nach ein paar Schritten ist man am Herrfurthplatz, einer Perle des Schillerkiezes mit der Genezarethkirche und dem Café Selig.
Selig oder stolz wie Oskar kann man nun links in die Schillerpromenade einbiegen, über den Mittelstreifen promenieren. Bis zur nächsten Ecke, dort rechts in die Kienitzer 116, das ist gleich das zweite Haus von der Ecke, an der das Promenaden-Eck ist.

Die Konditorei Erste Sahne ist ein wenig anders, gut anders.
Ein schöner Name, eine außergewöhnliche Visitenkarte in einem doppelt großen Format; ein Spiel mit lateinischen Buchstaben.
Das Café Erste Sahne Otium wird Otivm geschrieben, als sei der Name in Stein gemeißelt. Das Versprechen: „Bei erste Sahne ist alles nur aus den besten Zutaten und ohne Gluten hausgemacht.“ „Deswegen haben wir keine Cola…“ „Was noch?! Äh, ja! Mehr Infos auf www.otivm.de .“ Wenn die Leckereien so frisch sind wie die Eigenwerbung, dann nichts wie hin.
Angenehm auch der längere Fußweg, einige Kalorien verschwinden wieder und Dr. Siegfried Block empfahl in seinen Büchern 5 Kilometer Fußweg pro Tag. 2 x 740 zum Bahnhof Boddinstraße sind nur anderthalb km.

Jetzt ein Eis?

Noch ein Eis? Wer zur letzten Station zu Fuß laufen will, geht die Schillerpromenade zurück und an der Kirche weiter geradeaus in die Fontanestraße, dann Karlsgarten- und Wissmannstraße zum Hermannplatz, weiter nach Norden über Kottbusser Damm, Brücke und Straße zum Kottbusser Tor und dann an der Hochbahn entlang bis zur Skalitzer Straße 77.

(Mit der U-Bahn geht’s von der Boddinstraße Richtung Wittenau bis Kottbusser Tor, dort umsteigen in die U1 Richtung Warschauer Straße bis U-Bhf. Schlesisches Tor. Die gesuchte Adresse ist direkt an der Hochbahn.)

Duo – im heißen Sizilien und in Kreuzberg gibt es Eis

Sizilianisches Eis hat hier Tradition seit 1972, als das hier West-Berlin und Kreuzberg 36 war (nach der Postzustellbezeichnung SO 36 für Südost). Antonio Tomasello ist heute unter der Postleitzahl 10997 erreichbar und hat eine Website (duoicecream.de), sonst hat sich nicht zuviel geändert in 45 Jahren. Doch: Die Telefonnummer ist eine Handynummer (01577 9527020).

Nach diesem leckeren (Sonn-) Tag eilt man nach Hause. Warum ging die 72 Stunden-Aktion eigentlich nicht noch 48 Std. länger?? Haben die Italiener nichts von dem Brückentag und dem Feiertag der deutschen Einheit gewusst?

Der kombinierte Rundgang mit Rundfahrt geht vom Schöneberg (und ggf. Wedding) im Westen über Neapel im Osten (Jamme Ja) wieder in den „Westen“ nach Neukölln und Kreuzberg. Auch am 3. Oktober kann man seine private Tour der deutschen Einheit machen.
Eine Reise in die Vergangenheit und Zukunft, eine Reise in der Gegenwart und nach Italien, und vor allem – eine Reise in den Geschmack.

Lebens- und Nahrungsmittel aus dem Netz – nicht nur Fische

Wer zählen kann, ist klar im Vorteil. Das weiß nicht nur John Allen Paulos, der Autor von „Zahlenblind“. Wieviele Gaststätten wurden bis hierher vorgestellt? Sechs. Wieviele sind in der Überschrift versprochen?

Aus Datenschutzgründen kennen nur Sie das siebte Siegel, pardon Ziel, denn das ist Ihre persönliche Anschrift.

Es gibt genug Gründe, das Haus nicht zu verlassen.
Heute regnete es. Und der Himmel sieht immer noch grau aus.
Wir waren schon beim Gottesdienst und wollen nicht wieder hinaus.
Vergangenen Sonntag waren wir doch schon draußen, da mussten wir wählen und Tegel retten.
Nicht schoon wieder vor die Tür.
[Aufzählung unvollständig.]

Okay, capito.

Dafür gibt es Lieferdienste. Auch für die, die keine heiße Pizza im Karton möchten, sondern selbst kochen.

Außer Konkurrenz nimmt Quomi an der Aktion „72 hours“, der „Azione“ teil. Das ist ein Netzdienst für Leute, die nicht einkaufen wollen, keine Zeit haben oder nicht wissen, wo sie die Zutaten für ein bestimmtes Gericht herbekommen. So etwas ist auch in der Bundesrepublik bekannt.

Das Unternehmen sitzt in Italien und beliefert den dortigen Markt: Man suche eine Speise aus, klicke auf „bestellen“ und erhält dann alles, was benötigt wird, um das Entsprechende zuzubereiten.
Dazu muss natürlich eine Lieferinfrastruktur vorhanden sein und der Abstand zwischen Lebensmittel und Empfänger nicht zu groß.
24 Stunden soll die Lieferzeit betragen, das ist im Ausland nicht zu garantieren, außer vielleicht in Nizza – übrigens ein italienisches Wort – und Laibach, Klagenfurt, Zagreb, Rijeka, Innsbruck, Vaduz, Lausanne, Grenoble, Aix, Avignon – kurz: in grenznahen Bereichen.

Für Berlin als erster deutscher Stadt wird jetzt ein solcher Dienst in einem Drittel von 72 Stunden garantiert. Sollte es in der deutschen Hauptstadt gut laufen, ist eine Ausdehnung auf andere Regionen geplant.

Das letzte Wort ist ein „quote“ (englisch für Zitat) von Quomi in true Italian authentic words. Da sieht man gleich mal, wie gut man italienisch kann. Vielleicht viel besser als man dachte. (Die ersten beiden Wörter bedeuten ’saisonale Rezepte ‚ und liegen damit voll im Trend.)
Ricette stagionali ed ingredienti freschi dall’Italia direttamente a casa tua.

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