Es ist der Horror! Meiden Sie die Kinos, ab 28. September kommt der Schrecken in Form von Stephen Kings S…

Im August erschienen: Neuauflage der Neuübersetzung in neuem Layout. © Foto/BU: Andreas Hagemoser, 2017

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Die Bücherregale sind schon lange nicht mehr sicher vor ihm, die Videotheken auch nicht. Nun steht der neue Horror vor der Tür. Gerade eröffnete er das Fantasy-Film-Fest, das unter dem Motto Fear Good Movies keine Feelgood-Movies anbietet, sondern Fantasy und Blutigeres.

Auf dem Umschlag seiner Bücher, die gern mal in rot-schwarz oder grün-schwarz gehalten sind, steht schon mal eindeutig, worum es geht: „Der Alptraum beginnt …“, heißt es zum Beispiel auf dem Cover von „The Green Mile“. Bei „Es“ steht zur Erläuterung auf der Rückseite des Bandes: „Das Böse in Gestalt eines namenlosen Grauens“.
Die deutsche Übersetzung von „It“ – man beachte das kleine ‚t‘, das ‚Ei-ti‘ gesprochene „IT“, dass neumodisch denglisch nichts anderes als EDV bedeutet, besteht aus zwei Großbuchstaben – erschien bereits 1990.
Rechtzeitig zum Kinostart spendiert der Heyne-Verlag für seine Taschenbücher einen leicht abziehbaren Aufkleber „Jetzt im Kino“.
Bill Skarsgard spielt im Film den Clown Pennywise.

Doch langsam, denn so einfach ist es nicht. Die deutschsprachige TB.-Ausgabe aus den 80er Jahren, die im Jahr der Wiedervereinigung erschien, war gekürzt.
Erst 2011 erschien im März die neubearbeitete, erstmals vollständige Taschenbuchausgabe. Vielleicht wollte man angesichts des Majakalenderdatums 2012 rechtzeitig sein, sonst wäre das Buch vielleicht nie erschienen …

In diesem Jahr 2017 wurde das dicke Büchlein wiederaufgelegt. Der Umschlag dieser 2. Auflage wurde von Nele Schütz Design in München gestaltet – unter Verwendung eines Motivs von Warner Bros. Die Urheberrechte des farbigen Motivs – ein Kind mit blauer Hose, Gummistiefeln und einer knallgelben Regenjacke – liegen dementsprechend bei Warner Bros. Entertainment Inc. Falls Zweifel entstehen, steht das auch noch einmal auf englisch dort: All Rights reserved. Und zwar für das „Motion Picture Artwork“. Den Hinweis finden wir im Impressum und auf dem Umschlag des Heyne-Taschenbuchs.
Genannt auch: „Das Buch zur großen Neuverfilmung“.

Die multimediale Verflechtung in Zeiten, da sich (fast) jeder freiwillig ein Handy oder ein Smartphone kauft, führt dazu, dass hinten auf dem Umschlag so ein hässlicher, schwarzweißer QR-Code prangt, der einem den Trailer zum Film verheißt. Wer eine Flatrate hat und Empfang, kann also gleich, das Buch noch in der Hand, den Trailer anschauen.

Wer bis hierhin alle englischen Wörter verstanden hat, dem machen weitere Hinweise im Impressum nichts aus. Der Wälzer mit 1533 Seiten (!), den man, sollte man es denn lesen, also lange nicht aus der Hand legen wird, ist „Printed in Germany“. (Die Druckerschwärze für das Wort „Western“ wird seit zweieinhalb Jahrzehnten eingespart.) Genauer gesagt in der Druckerei C.H.Beck in Nördlingen, wo auch die Bindung erfolgte. Der gute alte Wilhelm-Heyne-Verlag, der sich selbst Wilhelm Heyne Verlag schreibt – eine Unart, mit der Verlage vor einem Jahrhundert begannen – ist übrigens keine GmbH und auch kein ganz deutsches Unternehmen mehr, sondern Teil der Verlagsgruppe Random House GmbH. Immerhin: beider Sitz ist München.
Die Originalausgabe erschien bei Viking Press, New York. Aus dem amerikanischen Englisch ins Deutsche übersetzt von Alexandra von Reinhardt und Joachim Körber. Bearbeitet und teilweise neu übersetzt von Anja Heppelmann.
Geschrieben von 37 Jahren in Neuengland: „Dieses Buch wurde am 9. September 1981 in Bangor, Maine begonnen und am 28. Dezember 1985 in Bangor, Maine, beendet.“

Mehr als vier Jahre hat der Verfasser – mit Unterbrechungen – an diesem Werk gesessen. Manch einer braucht genauso lange, um 1500 Seiten zu lesen.

So weit es King in seinem Beruf gebracht hat – ob der Familienname half? – und so weit, wie die Phantasie mit ihm durchging, so bodenständig ist er in der Nähe seines Geburtsortes geblieben. Gerademal 129 Meilen sind es über die Interstate 95 von Portland, Maine nach Bangor, wo der Schriftsteller zusammen mit seiner Frau Tabitha King immer noch lebt. Man braucht noch nicht einmal den Bundesstaat zu verlassen und beide Orte sind Hafenstädte. King stiftete Bangor ein Sportstadion und besitzt drei kleine Rundfunksender. Viele von Kings Geschichten spielen hier oder haben einen Bezug zu der 30.000-Einwohner-Stadt, die 1853 gegründet wurde und im 18. Jahrhundert Sunbury hieß.

Auf dem schiffbaren Fluss, der zwischen Bangor und seiner Nachbarstadt Brewer liegt, verkehren Eisbrecher, 90 Kilometer vom offenem Meer entfernt.

Eisig wird es einem auch beim Einsteigen in Kings Geschichten. Der Konsum will also gut überlegt sein. Denn tausende andere Bücher warten darauf, gelesen zu werden. Berücksichtigt man die Tatsache, dass man von 100.000 Büchern, die jährlich auf der Frankfurter Buchmesse neu erscheinen, in seinem Leben nur einen Bruchteil lesen kann, will es doppelt gut überlegt sein.
Wem es darauf ankommt, wenigstens eine möglichst große Anzahl von Buchtiteln am Lebensende abgehakt zu haben, dem ist von der Lektüre ebenfalls abzuraten. Es sei denn, man liest so schnell wie Mao Tse-tung und im echten Leben mangelt es an Schrecken.

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