Frankenstein oder Der moderne Prometheus – Eine Ausstellung „Zur maschinellen Interpretation der Welt“

Frankenstein
Frankenstein aus dem Original von 1831.

Frankfurt am Main, Deutschland (Kulturexpresso). Frankenstein? Nein, der Titel der Ausstellung, die am 15. Februar 2018 in Frankfurt am Main beginnt, ist Denglisch. „I am here to learn: Zur maschinellen Interpretation der Welt“ nennt der Frankfurter Kunstverein (FKV) die Veranstaltung, die bis zum 8. April 2018 präsentiert werden soll und angeblich an die vergangene Ausstellung „Perception is Reality“ anschließe.

Dabei stünden laut Pressemitteilung des FKV (ohne Datum), die uns am 15. Januar 2018 per E-Mail erreichte, „lernende Algorithmen und künstliche Intelligenz“ im Mittelpunkt. Es ginge um das Verstehen und Erklären als die zwei der drei entscheidenden Charaktere der Wissenschaft, oder wie es der FKV notiert: „Der Fokus liegt auf Wahrnehmung und Interpretation als menschliche Qualitäten.“ Und es drehe sich darum, wie diese „menschlichen Qualitäten … mittels Lernverfahren auf Maschinen übertragen werden“.

Zumindest das klingt sowohl nach Frankenstein von Autorin Mary Shelley als auch nach Hell, der Maschine in Odysee 2000 von Regisseur Stanley Kubrick, wenn man liest, dass sich „intelligente Systeme“ dadurch auszeichnen würden, „dass sie ihre Umgebung nicht nur passiv registrieren, sondern aktiv interpretieren“. Und auch ein wenig nach Luhmann, den man nicht lesen braucht, wenn man zu wissen scheint, dass jedes System genau jene Leute hervorbringt, die es braucht, um so weiterzumachen wie bisher. Offensichtlich trifft das auch auf den FKV zu.

Laut dem sei „eine Interpretation nie objektiv“. Deshalb die falschen Fragen: „Verfügt ein künstlicher Agent mit der Fähigkeit zur Interpretation daher über einen eigenen Standpunkt? Hat ein intelligentes System ein Bewusstsein oder ein Ich-Gefühl? Bildet eine Maschine ein eigenständiges Bild von Welt aus? Wie viel Autonomie wollen wir ihr jetzt und in Zukunft zugestehen?“

Die Ausstellung mit den falschen Fragen wird von Mattis Kuhn kuratiert. Franziska Nori ist Co-Kuratorin. Die Namen der teilnehmenden Künstler lauten: Zach Blas & Jemima Wyman, Dries Depoorter, Heather Dewey-Hagborg & Chelsea E. Manning, Jake Elwes, Jerry Galle, Adam Harvey, Esther Hovers, Yunchul Kim, Gregor Kuschmirz, Noomi Ljungdell, Trevor Paglen, Fito Segrera, Oscar Sharp mit Ross Goodwin & Benjamin, Shinseungback Kimyonghun und Patrick Tresset.

Vernissage

Ausstellungseröffnung im FKV, Steinernes Haus am Römerberg, Markt 44, 60311 Frankfurt am Main, ist am 14. Februar 2018 um 19 Uhr.

Postskriptum

Wer wissen will, was die dritte Charaktereigenschaft der Wissenschaft ist, der lese entweder diesen Beitrag noch einmal oder schreibe gleich an redaktion@kulturexpresso.de.

Anzeige

Vorheriger ArtikelDittscheridoo – Ab April läuft wieder Olli Dittrich als Dittsche in der Flimmerkiste
Nächster ArtikelDie Spaßfront lässt die Backen jucken – Annotation zum Buch „Hart wie Marmelade“ von Kai Havaii