Frau Luna – eine glitzernde, schillernde Reise-Revue zum Mond im Tipi am Kanzlerinnenamt

Frau Luna
Szene mit Max Gertsch, Anna Mateur, Christoph Marti, Tobias Bonn, Thomas Pigor, Meri Ahmaniemi, Marides Lazo (v.l.n.r.) aus Frau Luna im Tipi am Kanzleramt. © MuTphoto/ Barbara Braun

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Überall glitzert es im Tipi am Kanzleramt wie Sternenstaub der Milchstraße und stimmt schon beim Entrée im sehr gut besuchten Haus ein auf die vergnügliche burlesk-phantastische Ausstattungsoperette Frau Luna des Komponisten Paul Lincke (Uraufführung 1899 im Berliner Apollo-Theater).

Der erste von 2 Akten entführt mit seiner gekonnt auf die damalige Zeit getrimmten Bühne und Akteuren in ein Berliner Arbeitermilieu („Berliner Etagenkolorit“), wo der Fliegerei- und Weltall-Begeisterte Mechaniker Fritz Steppke, dynamisch und ultrawitzig dargestellt von Benedikt Eichhorn (von Pigor & Eichhorn) ein Gefährt für eine Reise zum Mond gebastelt hat und mit seinen Freunden Schneider Lämmermeister (ebenfalls zum Brüllen komisch dargestellt von Thomas Pigor) und Steuerbeamter a.D. Pannecke (Max Gertsch) dorthin fliegen möchte. Er wohnt zur Untermiete bei der Witwe Pusebach (zum Schreien komisch präsentiert von Christoph Marti von „Die Geschwister Pfister“) in Berlin. Er ist verlobt mit der Pusebach-Nichte Marie (niedlich dargestellt und sehr gut gesungen von Sharon Brauner, Nichte von Arthur Brauner). Heimlich stehlen sich die Gefährten von Witwe und Nichte davon und das Mondgefährt steigt eines Nachts in den Berliner Himmel zum Mond.

Der Mond als Luna-Park mit ewiger Vergnüglichkeit. Theophil, Haushofmeister auf dem Mond (schillernd dargestellt von Tobias Bonn von „Die Geschwister Pfister) erzählt den Mondfeen (entzückende Ballettdamen, in wechselnden Kostümen je nach Situation die Szenerie begleitend) von seinem einmaligen Ausflug auf die Erde, wo er ein Stelldichein mit der Witwe Panneck hatte. Stella, Zofe von Frau Luna (Anna Mateur in Bestform, auch sehr gut singend!) hat ein Auge auf ihn – er will sie wegen „mangelnden Geldüberflusses“ heiraten.

Ein heiteres Treiben herrscht, dass die Glitzerbühne bebt: Venus (witziger Fausto Israel), Mars (Gert Thumser) und weitere illustre Gäste feiern die Feste, wie sie fallen. Prinz Sternschnuppe (Katharina Thalbach, brillant wie immer) macht Frau Luna (Cora Frost, ebenfalls herausragend) seit Jahrtausenden vergeblich den Hof und dieses Mal entflammt sie leider auch noch für Steppke. Alle geben sich amourösen Beliebigkeiten hin und ein Bäumchen-Wechsel-Dich Verwirrspiel beginnt: Pannecke, mit Witwe Pusebach verlobt, turtelt mit Frau Venus. Der Stella liebende Theophil leiht bei Prinz Sternschnuppe für die Rückkehr der Erdlinge das Sphärenmobil des Prinzen aus (süße Idee: ein Senioren-Elektromobil mit Glitzer), denn ihr Gefährt ist defekt. Nach vielen Tanzeinlagen, schönen Arien „Schlösser, die im Monde liegen“ (hinreißend Sharon Brauner) und bekannten Gassenhauern mit Publikums-Mitklatscheffekt wie der Marsch „Das macht die Berliner Luft, Luft, Luft“ und dem Duett „Schenk mir doch ein kleines bißchen Liebe“ ist das Happy-End perfekt. „Auf dem Mond wird auch nur mit Wasser gekocht“ erkennen die Erdlinge bevor sie in ihre Berliner Mansardenwohnung zurückreisen.

Alles in allem ein äußerst vergnüglicher Abend mit gekonnter Inszenierung mit einem die Turbulenzen bestens und beschwingt begleitenden Orchester.

Anmerkung

In einer vorherigen Fassung wurde berichtet, dass Sharon Brauner die Tochter von Arthur Brauner sei. Richtig ist, dass sie die Nichte ist. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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