João Penalva im Mudam in Luxemburg – Ausstellung vom 3. März bis zum 16. September 2018

João Penalva im Mudam in Luxemburg.
Ein Blick in die João-Penalva-Ausstellung im Mudam in Luxemburg. © 2018, Foto; Eva-Maria Koch

Luxemburg (Kulturexpresso). Und wieder einmal zeigt es sich, dass sich über Geschmack streiten lässt. Unbestreitbar ist, dass die erste monografische Ausstellung des in London lebenden portugiesischen Künstlers João Penalva im Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean, kurz Mudam, in Luxemburg von hoher Kunstfertigkeit und Geschmack auf seine Art zeugt. Ob es einen anspricht, ist jedoch eine andere Sache, und hier zeigt sich die Freiheit der Kunst und des Kunstempfindens. Die Ausstellung begann am 3. März und soll bis zum 16. September 2018 laufen.

João Penalva im Mudam in Luxemburg.
Ein Blick in die João-Penalva-Ausstellung im Mudam in Luxemburg. © 2018, Foto; Eva-Maria Koch

Sehr duster und betont dunkel gehalten wirken die Werke – was sicher viele anspricht, aber nicht unbedingt alle. Gezeigt werden Werke von 2001 bis heute, mit denen der Künstler die 700 m² im Untergeschoss des Museums „bespielt“. In einem der mit roten Samtvorhängen verhangenen Räume, empfiehlt es sich, vorher die Taschenlampenfunktion seines Smartphones auf Funktionstauglichkeit zu testen, damit man sich zurecht findet, denn so schnell adaptieren sich die Augen nicht auf das Dunkel, das nur ein geheimnisvolles Dämmerlicht zu durchdringen – es besteht Stolpergefahr.

Dabei handelt es sich um die monumentale Installation Pavlina and Dr. Erlenmeyer (2010). Diese sich über zwei Räume erstreckende Arbeit erzählt zunächst, in der gedämpften Atmosphäre eines Ausstellungsraums, vom Leben des deutschen Chemikers Carl Emil Erlenmeyer (1825-1909), dessen Forschungen zur Entdeckung des Naphthalins geführt hatten. Im zweiten Raum nimmt der Albtraum von Pavlina, einer pensionierten Insektenforscherin, Gestalt an in Form des beweglichen Bildes einer gigantischen Kleidermotte. Als Meister der Inszenierung geleitet der Künstler mit leichter Hand sein Publikum mit seinen minutiösen Kompositionen durch fiktive und vieldeutige Welten. Durch einen Türspalt entdeckt der Besucher Door (2018), ein neues vom Mudam produziertes filmisches Werk.

João Penalva im Mudam in Luxemburg.
Ein Blick in die João-Penalva-Ausstellung im Mudam in Luxemburg. © 2018, Foto; Eva-Maria Koch

Penalvas international renommiertes Werk umfasst sowohl Einzelarbeiten von persönlichem Charakter als auch raumgreifend inszenierte Installationen, in denen Malerei, Fotografie, Dokumente, Text und Ton sich zu visuellen Erzählungen verbinden und die den Besucher in ein künstlerisches Universum entführen, das zwischen dem Realen und dem Fiktiven oszilliert.
Im Foyer des Museums werden die großformatigen und ungebundenen Bücher, die der Künstler seit 2007 ausstellt, so auf Tischen präsentiert, dass der Betrachter sitzend in ihnen frei blättern kann. Zu den zehn bereits existierenden Büchern kommen zwei neue hinzu, Michio Harada (2015) und Boro (2017), in denen Penalvas Interesse für Asien, und insbesondere für die japanische Kultur und Ästhetik, zum Ausdruck kommt.

Anlässlich der Ausstellung publiziert das Mudam gemeinsam mit Edition Cantz The Asian Books, wo erstmalig alle Künstlerbücher mit einem Bezug zu Asien, sei dieser faktisch oder fiktiv, vereint sind.

João Penalva im Mudam in Luxemburg.
Ein Blick in die João-Penalva-Ausstellung im Mudam in Luxemburg. © 2018, Foto; Eva-Maria Koch

Scheinbar mühelos wechselt Penalva von einem Medium zum anderen: So übernimmt er auch die künstlerische Leitung einer außergewöhnlichen Veranstaltung, die den Endpunkt seiner Ausstellung bildet. Es handelt sich um die von der National Ballet Company of Portugal produzierte Tanzaufführung Fifteen Dancers and Changeable Tempo, die am 15. September 2018 im Grand Théâtre in Luxemburg zu sehen sein wird.

João Penalva, geboren 1949 in Lissabon, begann seine Laufbahn als professioneller Tänzer, er arbeitete in Tanzkompanien von international bekannten Choreografen wie Pina Bausch und Gerhard Bohner, um sich schließlich in London niederzulassen wo er 1981 sein Studium an der Chelsea School of Art abgeschlossen hat. 1996 vertrat er Portugal auf der Biennale von São Paulo und 2001 auf der Biennale von Venedig, er stellte ebenfalls 2001 auf der Berliner Biennale und 2002 auf der Biennale von Sydney aus. Einzelausstellungen hatte er u.a. in folgenden Institutionen: Camden Arts Centre, London und Tramway, Glasgow, 2000; The Power Plant, Toronto, 2003; Serralves Museum, Porto, und Ludwig Museum, Budapest, 2005; Irish Museum of Modern Art, Dublin, 2006; Lunds Konsthall, Lund, 2010; Calouste Gulbenkian Museum, Lissabon, 2011; Kunsthallen Brandts, Odense, Dänemark; Berlinische Galerie, 2012; Royal Festival Hall, London, 2013; Trondheim Kunstmuseum, Norwegen, 2014. Ebenfalls nahm er an zahlreichen Gruppenausstellungen teil, darunter in folgenden Institutionen: Haus der Kunst, München; Folkwang Museum, Essen; Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen K21, Düsseldorf; Museum of Contemporary Art, Taipei; KIASMA Museum of Contemporary Art, Helsinki; Contemporary Art Center, Vilnius; Australian Centre for Contemporary Art, Melbourne; Wellcome Collection, Hayward Gallery, und Tate Modern, London. Im Jahre 2003 erhielt er ein Stipendium für das Berliner Künstlerprogramm des DAAD.

Wer es etwas fröhlicher, heller, erheiternder, witziger und lichter mag, kann unter den drei Parallelausstellungen im Mudam in Luxemburg die der Eurasierin Su-Mei Tse wählen, die alle Räume des Erdgeschosses bespielt.

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