Märchenhaft eindringlich. Carolin Pook und Thistle Jemison – Konzerte mit eigener Andersen-Vertonung

Carolin Pook und Thistle Jemison singen und spielen Andersenlieder für Harfe, Rhythmusinstrument und Violine. © Foto: Andreas Hagemoser, 2017

Berlin/ Friesack, Deutschland(Kulturexpresso). Die Eiskönigin und -jungfrau, die roten Schuhe und die Meerjungfrau – Andersens Märchen sind weltberühmt. Nichts sonst wurde in so viele Sprachen übersetzt. Viele pilgern in das Museum in Odense. Thistle Jemison hat nun Lieder zu den Märchen geschrieben, die seinesgleichen suchen. Es gibt keine Geheimtips mehr? Das ist einer. So, wie viele Kinder und auch Erwachsene von Hans Christian Andersens Werken verzaubert wurden, so verzaubern zwei Musikerinnen den Zuhörer. Mühelos.
Frau Jemison begann vor fünf Jahren, Andersen-Lieder zu schreiben. Die meisten entstanden nach einer Schöpferpause in den vergangenen 24 Monaten. 10 sind es, eines fehlt noch. Welches, wird nicht verraten. Jedes Lied ist einem Buch zugeordnet, dem fliegenden Koffer zum Beispiel.

Der Beweis, das deutsch-amerikanische Freundschaft Sinn haben kann

In einer kleinen Konzertreihe mit einem halben Dutzend Auftritten stellten die beiden Frauen die neuen Lieder dem deutschen Publikum vor. Das letzte Konzert im ‚Harfenland im Havelland‘ im brandenburgischen Friesack am 23. Mai um 19 Uhr.

Die deutsche Violinistin Carolin Pook bedient nicht nur das Schlaginstrument, auf dem sie zuweilen sitzt, sondern moderiert auch für das einheimische Publikum.
Die Amerikanerin Thistle Jemison gibt sich auf der Bühne wortkarg und spricht ihre Muttersprache. Sie ist konzentriert und spart die Kraft für das Wesentliche auf: Die Musik und den Gesang. Und der erfolgt dann mit einer solchen Kraft, dass man hinweggetragen wird und hineingesogen in einen andere Welt, nicht nur eines Andersenmärchens, nein, auch in eine Welt nie gehörter Klänge, die fasziniert und mitreißt.

Carolin Pook fasst vor jedem Lied kurz zusammen, worin es in dem jeweiligen Andersenmärchen geht. Thistle Jemison singt auf englisch und spielt die von ihr komponierten Lieder auf der Harfe.
Das kann manchmal eine ganz schöne Herausforderung sein. Das vorletzte Konzert der Reihe ist ein Privatkonzert in der Schloßstraße in Charlottenburg. Das Wetter ist gut, der Abend lau. Vielleicht zu warm für die Harfe. Es ist ein ganz neues Instrument und muss fast nach jedem Song neu gestimmt werden. Aber das lohnt sich.
Bei Kerzenlicht und Maienluft gelingt die Verzauberung mit Leichtigkeit. Während die Frau auf dem Scheiterhaufen ihre Brüder mit aus Brennesseln geflochtenen Hemdchen entzaubert und wieder zur Menschengestalt zurückbringt, werden die Hörer in den magischen Sog der Klänge gezogen. Fast alle Harfensaiten erzittern früher oder später, Thistles Stimme hat einen breiten „Range“, trägt aber die Lieder in der Mehrheit in der Mitte vor. 8 von 10 Liedern werden gesungen. Nach dem stürmischen Beifall gab es ein neuntes als Zugabe.

Nach dem Berliner Konzert geht es nach Brandenburg. Friesack ist bestimmt kein gängiger Konzertort, aber Jemisons Musik sprengt Konventionen. Da passen ungewöhnliche Auftrittsorte allemal wunderbar dazu.

Weiter so!

Einziger Trost für alle, die dieses Klangwunder verpasst haben: Im November sind weitere Konzerte in der Bundesrepublik Deutschland avisiert.
Kurzfristig gehen die beiden Musikerinnen zurück nach New York. Streichen Sie sich den November schon einmal rot an, damit zwischen den Lebkuchen nicht das Wichtige in Vergessenheit gerät.

Ganz nebenbei wurde der Beweis geliefert, dass deutsch-amerikanische Freundschaft sinnvoll sein kann.

Wo?
Friesack, Harfenland im Havelland

Wann? Dienstag, den 23. Mai 2017, 19 Uhr

Vorankündigung: Konzert im November 2017.

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