Powerfrau Gayle Tufts mit „Superwoman“ im Tipi am Kanzleramt

Gayle Tufts als Superwoman im Tipi am Kanzleramt in Berlin. © Robert Recker

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). „Eigentlich plante ich die Show in der Annahme, dass Hillary Clinton die Wahl in den USA gewinnt“, erklärt die quirlige und witzige US-Amerikanerin Gayle Tufts in Bezug auf ihre neue Musik-, Tanz- und Comedyshow „Superwoman“.

Tatsächlich wirft sie sich vor der Pause ihres atemberaubenden Song- und Parlier-Parcours durch deutsch-amerikanische Superwomen-Geschichten auf den Boden und schreit minutenlang „sorry, sorry, sorry“, nachdem sie vorher sagte: „Es gibt zwei schlimme Wörter in den USA: Donald Trump!“ Die Hälfte der US-Amerikaner habe Depressionen wegen ihm und das Phänomen des „Trump-Rump“ (Trump-Hinterteil) grassiere, weil jeder sich aus Frust mindestens 7 kg Übergewicht „anfresse“. Auf solche Sätze folgt großes Gelächter im Publikum, das von Sympathiebekundungen begleitet wird.

Zwischen romantischen oder rockig-fetzigen Songs, die alle zum Thema Superwoman passen, redet sie in „D’English“ über Superwomen.

Hier seien zu nennen als allererstes „Lady Liberty“. Gekleidet in die amerikanische Flagge wie ein griechischer Umhang drapiert, die Fackel mit der Rechten in die Luft ragend, singt Gayle Trump-Rump „Liberty“ gemäss Emma Lazarus (jüdisch-amerikanischen Dichterin) 1883 verfasstes Gedicht „The New Colossus“ (in das Podest der New Yorker Freiheitsstatue eingraviert): „Give me your tired, your poor, Your huddled masses yearning to breathe free.

The wretched refuse of your teeming shore. Send these, the homeless, tempest-tost to me, I lift my lamp beside the golden door!“ In Zeiten des Mauerbaus und Abschiebungen sei die Welt am Ende, so Tufts, die Demokratie sei kein Gesellschaftstanz!
Sie spricht uns Trump-Gegnern aus der Seele, sagt, dass Melania, die Trump-Gattin, die einzig Vernünftige sei – sie würde erst gar nicht ins weiße Haus ziehen und möglichst weit weg von ihm bleiben. Gayles spricht über alles zeitgeist-gemässe: „Kale“ sei das neue Superfood in New York, wo sie mit ihrem Bremer Gatten einen 10 $ teuren Smoothie trank. Als ihr Mann sie fragte, wie sie denn „Kale“ übersetze, was überall angepriesen werde, sagte sie „Grünkohl“, woraufhin ihr Mann, der „Bremer“ sagte: „Für 10 $ Grünkohl und das ohne „Pinkel“. Ja, sie erzählt viel von den deutsch-amerikanischen Wahlverwandtschaften. Alltagsheldinnen wie die Krankenschwester Petra aus Berlin-Buch, die ihr die Hand hielt in schwierigen Zeiten, Nobelpreisträgerin Malala, VorbilderInnen wie Superwoman und wie sie alle heißen. Ein Hubschrauber fliegt über das Tipi. Gayle: „Aha, Angela Merkel ist zurück von Putin.“

Gayle wird begleitet vom Pianisten und Kompositeur Marian Lux und Martin Krause vom Babelsberger Filmorchester am Schlagzeug. Zwei behende, junge Tänzer begleiten ihre spritzige Choreographie in wechselnden Kostümen.

Gayle, mal in rotem, sexy Kleid, dann in türkisfarbenem Superwoman-Dress mit wehendem rotem Umhang oder saphirblauem Seidenkleid – Die Choreographie untermalt einen bunten Abend, in dem kein Auge trocken bleibt, sei es wegen ihres Wortwitzes, sei es wegen romantischer, zu Herzen gehender Songs.

Der Song beim Herausgehen der Gäste ist „Hero“ von David Bowie – „We can be Heroes forever and ever!“ – right on, sister!

Die Show läuft noch bis 20.Mai 2017.

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