Ralf Rothmann liefert mit „Im Frühling sterben“ das Buch der Saison – Annotation

© Suhrkamp

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Fiete und Walter werden im Roman „Im Frühling sterben“ von Ralf Rothmann in den letzten Kriegsmonaten 1945 zur Waffen-SS zwangsverpflichtet. Die beiden knapp achtzehnjährigen Melker haben im heimischen Schleswig-Holstein ihre Mädchen sitzen, eine davon ist schon schwanger. Nach kurzer Grundausbildung in Hamburg kommen beide auf den Balkan. Der nachdenkliche Fiete gibt schon längst keinen Pfifferling mehr auf Reich und Führer, während Walter nur eben durchkommen will.

Die Figur des Walter ist Rothmanns Vater nachgebildet, der nach Ende des 2. Weltkriegs im Ruhrgebiet ein schweigsames und zerstörtes Leben führte, bis es endlich vorbei war. Die Erlebnisse des Krieges hatten ihn um alles gebracht, was einem Menschen Sinn und Freude schenken kann. Rothmanns Roman nimmt uns mit auf eine Resie ins böse Herz des Menschen. Er zeigt uns großartige, schreckliche Bilder der Kriegslandschaft. Verpackt in eine überragende Sprache, knochenhart recherchiert, ein grandioses Buch! Ein erschütternder Roman über Freundschaft, Krieg und die Unmenschlichkeit des Menschen.

Im Frühling sterben liegt nach wenigen Tagen bereits in fünfter Auflage vor. Ein Buch wie ein Hammerschlag, es trifft den Leser voll auf die Zwölf, unbedingt lesen, für mich DAS Ereignis der Herbstsaison.

Bibliographische Angaben

Ralf Rothmann, Im Frühling sterben, 234 Seiten, Suhrkamp Verlag, Berlin 2015, ISBN: 978-3-518-42475-9, Preise: 19,95 € (D), 20,60 € (A), 28,50 SFR

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