Schönes Schottland mit Lochs statt Lords – Annotation zum Kalender „Schottland 2016“

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Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Sie haben es nicht geschafft, die Schotten, aus Abhängigkeit und Unterdrückung durch Westminster und die City of London rauszukommen, was nicht nur daran lag, dass immer mehr Engländer Eigentum in Schottland haben und Wohnsitze, sondern es lag auch daran, dass die Regeln für das Referendum im September 2014 alles andere als fair waren. noch von den Schotten gemacht wurden. So durften Hunderttausende gebürtiger Schotten, die in England arbeiteten und wohnten, nicht wählen. Aber die Briten in Schottland (an die 500 000), die durften das. Die Differenz von Nein- zu Ja-Stimmen betrug am Ende 375 767 Stimmen. Der Unabhängigkeitsbewegung fehlten 187 884 Stimmen. Faire Wahlen sehen anders aus.

Die Wahlberechtigung für Schotten über Schottland abzustimmen, hätte für die Unabhängigkeit mehr als genügt. Mit den Engländern war das nicht zu machen. Sie wollen die Bodenschätze Schottlands (vor allem Öl) weiter ausbeuten.

Die Schotten bleiben weiter abhängig von London und Teil des zwangsvereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland. Nachdem das Königreich Schottland und das Königreich England mit Beginn des 16. Jahrhundert von London aus regiert wurden, begann einhundert Jahre später die Zwangsvereinigung, Wales wurde England vorher einverleibt. Wiederum einhundert Jahre später kam das Königreich Irland hinzu, das sich jedoch bis auf Nordirland befreien konnte.

Wie auch immer: Mit der vielbeschworenen Identität der rund fünf Millionen Einwohner ist es weniger weit her, als PR-Agenten propagieren. „So near – so different“, wie Visit Scotland in die Welt posaunte, ist auch nur ein Mythos. Richtig ist, dass Caledonia, lateinisch-keltisch für bewaldetes Land, nördlich vom Hadrianswall fast völlig von den Engländern vernichtet wurde, so dass Alba (schottisch-gälisch) heute mehr mit Heide- und Moorflächen als mit Wäldern aufwartet. Typisch schottisch ist auch das nicht. Immerhin wird hier und dort aufgeforstet.

Schottland ist nicht nur das Land der Lords. Schottlands ist das Land der Lochs (der Seen und Fjorde), der Bens (der Berge) und der Glens (der Täler). Statt Politik, Städte und Leute, fotografierte der 1953 in Dortmund geborene Axel M. Mosler Land, Natur und Häuser inmitten von Naturlandschaften. Das ist unpolitisch. Landschaftsfotografie tut nicht weh. Das dürfte weder Schotten noch Engländer stören. Im Gegenteil: Das Schöne an Schottland dürfte viele Betrachter zu einer Reise dorthin reizen. Die Betuchten darunter sollten sich auf die Socken und Munro Bagging machen. Henry Munro, der von 1894 bis 1897 als einer der Gründer Präsident des Scottish Mountaineering Council war, ermittelte alle schottischen Berge über 3 000 Fuß und erfasste diese in einem dreißigbändigen Werk, dem Munro`s Tables. 277 dieser Dreitausender möchten in Schottland bestiegen werden. Wohl auf!

Bibliographische Angaben

Axel M. Mosler, Schottland 2016, Kalender, Format: 68 x 30 cm, 13 Photographien in Farbe, Spiralbindung, Internationales Kalendarium, mit einem Textblatt, Edition Panorama, ISBN: 978-3-89823-505-1, unverbindliche Preisempfehlung: 24,80 Euro (D, A)

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