Wanderausstellung „Fritz Bauer. Der Staatsanwalt. NS-Verbrechen vor Gericht“ erreicht das Jüdische Museum Westfalen

Fritz Bauer
Fritz Bauer, 1965. © fotografie stefan moses, München

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Die Wanderausstellung „Fritz Bauer. Der Staatsanwalt. NS-Verbrechen vor Gericht“ des Fritz Bauer Instituts, Geschichte und Wirkung des Holocaust in Frankfurt am Main, in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum, ebenfalls in Frankfurt am Main, und in Kooperation mit dem Thüringer Justizministerium in Erfurt macht vor dem Jüdische Museum Westfalen (JMW) in Dorsten nicht Halt. Die Ausstellung, die bereits in Frankfurt am Main, Heidelberg, Köln und Dresden gezeigt wurde, beginnt am 16. Oktober 2017, die Vernissage findet einen Tag vorher um 11 Uhr statt, und soll am 25. Februar 2018 enden.

Sie dokumentiert laut Veranstalter „die verschiedenen Lebensstationen Bauers: Kindheit und Jugend Bauers im Kaiserreich und in der Weimarer Republik sowie die Stuttgarter Jahre, auf die die Emigration nach Skandinavien folgte. Auch die Exilzeit wird umfangreich behandelt. So werden beispielsweise Dokumente der dänischen Ausländerbehörde erstmals gezeigt. Bauers Wirken in der jungen Bundesrepublik, die Beteiligung an der Ergreifung Adolf Eichmanns und der Frankfurter Ausschwitz-Prozess sind zentraler Bestandteil. Zudem soll seine Rolle als Sozialdemokrat näher beleuchtet werden und so dem Narrativ eines kämpfenden Außenseiters ein Stück entgegengewirkt werden. Mit dem bisher wenig beleuchteten Kapitel der Wiedereingliederung ehemaliger Nationalsozialisten in die bundesrepublikanische Gesellschaft zur Zeit des Kalten Krieges erforscht die Ausstellung auch den Kontakt Bauers zu der Generalstaatsanwaltschaft der DDR, die Einsicht und Austausch von Beweisdokumenten anboten. Bauer nahm als einer von wenigen Generalstaatsanwälten das Angebot an, um die juristische Aufarbeitung von NS-Verbrechen voranzubringen.“

Bauer, der als Sozialdemokrat und Jude in Hitler-Deutschland erst ausgegrenzt und dann verfolgt wurde, rettete sich in die Emigration, zunächst nach Dänemark, dann nach Schweden. Im skandinavischen Exil führte er sein politisches Engagement fort und kehrte nach Ende des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland zurück. In der Bundesrepublik Deutschland avancierte er zu einem der bedeutendsten und juristisch einflussreichsten jüdischen Remigranten.

Dazu hält das JMW fest: „Fritz Bauer hat als Generalstaatsanwalt und Initiator des Frankfurter Auschwitz-Prozesses bundesrepublikanische Geschichte geschrieben. Im größten Nachkriegsprozess der BRD stellte er den NS-Staat in den Mittelpunkt des Verfahrens und nicht nur einzelne Straftäterinnen und Straftäter. Mit dem Frankfurter Ausschwitz-Prozess wurde das Schweigen über das unvorstellbare Leid im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und auch über den Holocaust gebrochen.

Der Gerichtssaal wurde zu einem Klassenzimmer der Nation. Die Ausstellung „Fritz Bauer. Der Staatsanwalt. NS-Verbrechen vor Gericht“ thematisiert sowohl seinen Einsatz im Ausschwitz-Prozess, die Beteiligung an der Überführung Adolf Eichmanns als auch seine eigene Lebensgeschichte, die die großen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts spiegelt. Fritz Bauer soll durch die Ausstellung einem größeren Publikum vorgestellt werden.“

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Jüdisches Museum Westfalen

Julius-Ambrunn-Straße 1, 46282 Dorsten, Telefon: 02362-951431, Web: www.jmw-dorsten.de

Öffnungszeiten: dienstag bis freitags von 10 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 17 Uhr sowie samstag, sonntags und feiertags von 14 bis 17 Uhr

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