Was soll ich dieses Jahr feiern? Den vierten Advent? Da war doch noch ein anderer Festtag am Sonntag, den 24. – Moment, gleich fällt es mir ein …

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Am Morgen des 4. Advent. Keine Kerze brennt. Eine brannte noch nie. © 2017, Foto/BU: Andreas Hagemoser

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Ich habe da ein Problem. Ich kann mich nicht entscheiden. Man soll die Feste feiern, wie sie fallen, doch was ist dieses Jahr am 24.? Sollen die Menschen, die dann Geburtstag haben, dreimal feiern? Der Tag hat 24 Stunden – vielleicht bis 8 Uhr den persönlichen Tag, bis 16 Uhr den 4. Advent und bis 24 Uhr dann das Fest, was noch übrigbleibt …? Ich werde immer vergesslicher, ohne zu wissen ob es mehr am Alter oder am Elektrosmog liegt. Solange ich kein Handy hatte, war mein Gedächtnis noch gut. Aber das mit dem 24.12. – genau, jetzt wo die 12 ins Spiel kommt, die halbe 24., fällt es mir wieder ein.

Rund um die Uhr bedeutet 24 Stunden lang. Dabei sind auf dem Zifferblatt nur 12 Stunden, also ein halber Tag. Nur im September und März bei der Tagundnachtgleiche sind 12 Stunden Tag und 12 Nacht, dann aber auch nicht von Mitternacht bis mittags beziehungsweise umgekehrt.

Der 24., der große Tag. Am 23. noch schnell den Baum gekauft – spätestens seit vergangenem Jahr ist eine Tendenz zum früheren Kauf zu beobachten – und dann kann es losgehen, das Ritual. Heringssalat, Karpfen oder wie bei Günter Jauch ein demokratisches Essen, bei dem jeder mitmachen kann und die Frau des Hauses nicht stundenlang am Herd steht, wie Raclette oder Fondue. Mit dem Essen ist es nicht getan, doch Fastenzeit ist nicht. Gerade erst hat der Winter begonnen.

Gefastet wird, wenn die Gurken gegen Ende der Saure-Gurken-Zeit aufgegessen sind, alles blüht und schön aussieht, aber es noch nichts zu beißen gibt. Religiös verbrämt wurde daraus das 40tägige Fasten vor Ostern, Not macht erfinderisch.

Das immer öffentlichere Fasten ist in Mode. Fasten nicht nur beim Essen, sondern auch beim Alkohol und anderen Sünden – Autofahren?

Oder eine vegane Ernährung.

Zurück in den Dezember mit seiner Mode, den Weihnachtsbaum früher aufzustellen, damit man mehr davon hat.

Der Dezember und die Bäume

In manchen Familien meckert die Hausfrau solange über das Nadeln, bis der entnervte Familienrest Heilige Drei Könige aufgeben muss.

Andere Christen feiern da gerade erst Weihnachten, und Neujahr eine Woche danach.
Wieder andere erinnern sich daran, dass der Baum bis Maria Lichtmeß stehen darf. Auf Nachfrage wissen aber auch nicht alle, die den Tag kennen, an welchem Datum das ist.

Wieder andere kennen bessere Methoden, den Baum aufzustellen, umgehen so das Nadelproblem und sind in ihrer Entscheidung frei. Sie stellen den Baum einfach statt in einen gekauften Kunststofffuß aus Taiwan in einen mit Sand und Steinen gefüllten Eimer.
Ist der Sand feucht, schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe. Ein preiswerter, selbstgebastelter Baumfuß und ein länger grüner Baum.

Dem Kalender beugen sich alle

Um den Kalender kommen wir nicht herum, dabei überlassen wir dessen Gestaltung anderen. Doch selbst den Kalender, den wir akzeptieren, verstehen viele kaum oder zuwenig.

Der Kaland im Kalend-er

Was ist der Kaland? Der erste Tag des Monats. In Lüneburg gibt es ein Kalandhaus und eine Kalandstraße. Benannt sind sie nach einer aus Laien und Priestern geformten Gruppe, die sich immer am Kaland traf und austauschte. Sie baute sich ein prächtiges Haus, das heute noch steht, dort wo die Kalandstraße in der Nähe des Lüneburger Wahrzeichens, des Johanniskirche, endet.

Es gibt so viele Feste auf dem Kalender auf der ganzen Welt. Will man sie feiern, kommt man um Gleichzeitigkeit nicht herum. Doch selbst der hiesigen Feste waren im Mittelalter mehr, als sowieso nur 4 Tage die Woche gearbeitet wurde und am blauen Montag blaugemacht wurde, was sich in den 60ern und 70ern des 20. Jahrhunderts immerhin noch Reisebüros und Frisöre leisten konnten.

Holi, Rakscha Bandan mit dem Rakibinden, das Zuckerfest – andere Länder, andere Sitten.

Eine schöne Bescherung

Bei Holi im März wird es in Indien manchem zu bunt „Company colours“ – Gesellschaft färbt ab – wird hier in der Tat umgesetzt. Früher mit Naturfarben. Man darf sich auf der Straße nicht erwischen lassen, sonst kommt man bunt nach Hause oder ins Büro.

Auch in Indien wird Rakscha Bandan gefeiert, die Schwester bindet dem Bruder ein Armband um, das ihn an seine Reinheit und Sündenfreiheit erinnern soll, an seinen guten Kern, um ihn an besseres Verhalten zu erinnern und gemahnen. Ein Band das zunächst nicht zerschnitten werden soll.
Weihnachten kennt dagegen jeder. Dabei ist am 24. nur Heiligabend. Eine schöne Bescherung.

In England und den USA, dessen Sitten und Gebräuche unter anderem durch weltweite Vermarktung und Werbespots immer weiter ins Land schwappen, gibt es die Geschenke erst am 25. Eine schöne Bescherung; auch dies, Wer kann schon so lange warten?

Außerdem wird die Unsitte verbreitet, Geschenke in Strümpfe, die man nicht anzieht, zu stopfen und an den Kaminsims zu hängen. Als ob jeder einen Kaminsims hätte, geschweige denn einen Kamin. Manche haben noch nicht einmal eine Bleibe oder ein Dach über dem Kopf.

Zudem wird die ganze Weihnachtsmann-Story verändert.

Dass der Mann früher braun trug und nicht rot-weiß, wissen wir ja.

Doch warum muss er jetzt auch in Mitteleuropa in einem Schlitten daherkommen, der von fliegenden Rentieren gezogen wird?

ENDE TEIL 1, Fortsetzung folgt.

Rechtzeitig, am 24.12.

Siehe den Beitrag Bo und der Weihnachtsstern (The Star), Caroline und der Nordstern, ihr Bruder Friedrich Herschel und Uranus, sein Sohn, der Astronom, die Sterne und Weihnachten (Eigenständiger Teil 2 von: Was soll ich dieses Jahr feiern? Den vierten Advent? Da war doch noch ein anderer Festtag am Sonntag, den 24.) von Dirk Fithalm.

Bo und der Weihnachtsstern (The Star), Caroline und der Nordstern, ihr Bruder Friedrich Herschel und Uranus, sein Sohn, der Astronom, die Sterne und Weihnachten (Eigenständiger Teil 2 von: Was soll ich dieses Jahr feiern? Den vierten Advent? Da war doch noch ein anderer Festtag am Sonntag, den 24.)

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