Wer hat den längsten im ganzen Land? – Annotation zum Buch „Ich bin der Allergrösste, Warum Narzissten scheitern“ von Roger Schawinski

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Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Was haben Lance Armstrong, Sepp Blatter, Joe Ackermann, Franz Beckenbauer, Jörg Kachelmann, Steve Jobs, Thomas Middelhoff, Pablo Escobar, David Petraeus und ein paar unbekannte Eidgenossen gemein? Richtig, sie sind laut Auskunft des Autors Schwawinski und ca. 99% aller Erdenbwohner ganz schlimme (und vor allen Dingen gescheiterte) Egoisten, Schweinigel und Narzissten.

Roger Schwafranski hat nun im Namen aller rechtschaffenen Menschen, zu denen er sich ganz bestimmt auch zählt, aus der Schlüpferperspektive ein paar Giftpfeile auf die Reise geschickt. Wohl in der Hoffnung, sie mögen in den schlingeligen Hintern der (ausnahmslos Männer) gefallenen Engel und einstigen Medienlieblinge stecken bleiben. Selbstverständlich kennt der Autor als gewiefter Medienknecht alle persönlich, hat er doch bestimmt auch schon mit Jesus Christus mindestens Messwein gesüffelt. Im boulevardesken Schreibstil zieht er Beckenbauer, Blatter und ein paar anderen miesen Wichten die Unterhosen bis zur Kniekehle und klärt uns über den Seelenzustand der bösen Buben und der Welt (usw.) im allgemeinen auf. Wer auf Denkmaldemolierung und zusammengefasstes Halbwissen in Küchenpsychologieschreib steht, wird seine Freude an diesem Buch haben (also vermutlich eine Menge Menschen). Alle anderen (also die Minderheit) wird sich erschreckt abwenden und die Frage, warum Herr S. dieses Werk zusammen geschustert hat, im stillen Kämmerlein zu beantworten trachten.

Variante a: er wäre selbst gern einer von ihnen, Variante b: er ist einer von ihnen, aber das ist noch nicht über die Stadtgrenze von Zürich hinaus gedrungen, deshalb dieses Buch, Variante c: er ist alt und braucht das Geld, Variante d: ihm gehört der Verlag.

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Roger Schawinski, Ich bin der Allergrösste, Warum Narzissten scheitern, 224 Seiten, Hardcover, Format: 12,5 x 20,5 cm, Verlag: Kein und Aber, Zürich 2016, ISBN: 3-0369-5749-4, Preis: 20 Euro (D)

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