Zwei Juwelen der Oper strahlen am Berliner Abendhimmel – Zum Konzert in der Berliner Waldbühne von Anna Netrebko und Yusif Eyvazov mit den schönsten Arien und Duetten von Verdi und Puccini

Anna Netrebko und Yusif Eyvazov
Anna Netrebko und Yusif Eyvazov im Konzert in der Waldbühne in Berlin, Sopranistin und Tenor Open Air im Klassik Liederabend, einziges Deutschlandkonzert, © DAVIDS/Sven Darmer, 31.08.2017

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Anna Netrebko und Yusif Eyvazov traten in der Berliner Waldbühne auf, um die schönsten Arien und Duetten von Verdi und Puccini darzubieten.

Oper unterm Abendhimmel

So muss es sich mit der Zaubernixe Lorelei am Rhein zugetragen haben, die arme Schiffer dazu brachte, ihre Schiffe am Felsen zerschellen zu lassen, während sie ihrem betörenden Gesang lauschten. Wie die Sirene Lorelei wirkt Anna Netrebko mit ihren nunmehr langen blonden Haaren, die ihr sehr gut stehen und ihren wechselnden, geschmackvollen Glitzerroben an diesem Abend der nicht enden wollenden herzergreifenden, romantischen Arien von Verdi, Puccini und anderen Liebesliederkomponisten.

Bildete die Operndiva schon mit Rolando Villazon ein Gesangstraumpaar, so hat sie mit ihrem nunmehr zweiten Ehemann Yusif Eyvazov ein ebenbürtiges Herzblatt für ihr Leben und auf der Bühne gefunden – ein schönes Paar in jeder Hinsicht. Viele sagen, dass La Netrebko nach der Geburt ihres Sohnes Tiago eine noch schönere Stimme habe als zuvor. Sicher spielen die Hormone eine Rolle, jedoch auch der Schicksalsschlag, dass der kleine Tiago ein Autist ist – ein Reifeprozess für jeden, der einen kranken Angehörigen hat.

15.000 begeisterte Zuschauer zollten dem Duo frenetischen Beifall bei ihrem einzigen gemeinsamen Konzert in Deutschland. Yusif, Aserbaidschaner, wollte erst dem Berufsbild seines Vaters, einem Meteorologen, folgen. Durch Zufall wurde man auf seine Stimme aufmerksam. Schon bei den diesjährigen Salzburger Festspielen umjubelte ein Millionenpublikum die beiden in der dortigen phantastischen Aida-Aufführung, die via Arte-TV übertragen wurde.

Auch an diesem Abend sangen die beiden Auszüge aus Aida. Die Stimme der gebürtigen Russin und jetzt österreichische Staatsbürgerin Anna Netrebko als die äthiopische gefangene Königstochter geht durch und durch und nicht nur einmal gibt es Gänsehautfeeling während des Konzertes. Was für ein Stimmkolorit, welch warmes, samtiges Timbre, was für ein hohes C! Was für eine Stimmkraft, auch wenn es um leisere Töne geht. Umwerfend, bezaubernd, brilliant und einzigartig!

War es damals die die Primadonna Assoluta Maria Callas, so hat unsere Zeit ihre würdige, ebenbürtige Nachfolgerin gefunden. Auch wenn Yusif den geliebten ägyptischen Heerführer Ramades singt, hält das Publikum den Atem an. Sein sehr klares, unter die Haut gehendes warmes Timbre und Kolorit ist Beweis, dass es gut ist, dass er kein Meterologe wurde. Der Meistersänger wäre ein Verlust für die Opernwelt gewesen. Bei seinem „Vincero“ aus Nessun dorma fängt das Publikum an, unvermittelt zu jubeln.

Als Liebespaar par excellence tanzen sie eng umschlungen während das Orchester spielt. Hinreißend! Macbeth, Il trovatore, Nabuccos Gefangenenchor, Celeste, Nessun dorma, Tosca, Carmen. Keine Wünsche wurden offengelassen für das kundige Berliner Publikum, welches im Takt mitwiegte und klatschte.

Nicht nur auf der Bühne, auch die Treppen ins Publikum stieg Anna hinauf in einem langen, roten, asiatischen Seidenkleid mit Glitzerkäppi. Sie rührte das Publikum zu Tränen mit ihrer „Turandot“. Das war eine Anna Netrebko zum Verlieben.

Auch die zu jedem Lied wechselnde Anstrahlen des Bühnenensembles mit passenden Theaterkulissen – ägyptisch für die Aida und so fort – trug zum Genuss des stimmungsvollen Opernabends bei, dem Petrus ebenfalls Wohlwollen entgegen brachte und die Regenschauer anderswo verteilte. Oder war es doch der „Anti-Regenanzug“ des Veranstalters Prof. Peter Schwenkos, der das Publikum beschwor, die Daumen zu drücken. Die Pause wurde dann auch aus meteorologischen Gründen auf 10 Minuten gekürzt – war doch ein Meteorologe mit ihm Spiel? 100%-ige Zustimmung zu Schwenkos Statement: „Eine Ausnahmekünstlerin und Jahrhundertsopranistin, der zu recht ein Millionenpublikum zu Füßen liegt.“ Er betreut die Diva nun im 14. Jahr mit der DEAG.

Bei Anna’s „O mio babbino caro“, welches sie in türkisfarbenem, langen Glitzerkleid vorgetrug, erschien sie wie die leibhaftige Verkörperung der Zaubernixe Lorelei – in jeder Hinsicht, keine Frage.

Anna und Yusif bedankten sich bei dem Publikum und krönten den Abend mit drei äußerst romantischen Stücken von ihrem ersten gemeinsamen Album „Romanza“, La Fantasia, Ricomincerò und Cantami.

Bei dem romantischen, italienischen Duett „Cantami“ hängt der Himmel voller Geigen – dem Liebespaar wie auf den Leib geschrieben – das Herz schmachtet! Ein veritables Traumpaar, welches vom Publikum mit frenetischem Applaus und mit Standing Ovations verabschiedet wurde nach der Zugabe des Publikumslieblings von Verdi‘s „Libiamo“ aus La Traviata.
Die Konzertaufzeichnung wird am 10.09. um 22 Uhr im ZDF ausgestrahlt.

Einlasskontrolle als Ärgernis

Kleine Anmerkung zur Einlasskontrolle: So beruhigend die Sicherheitskontrollen am Einlass auch sein mögen, die Auswahl des Personals lässt leider zu wünschen übrig, dem es teilweise an Menschenkenntnis mangelt. So wurde mancher der älteren Herrschaften nach sehr langem Schlangestehen vor den Kontrollen einfach weggeschickt, weil zum Beispiel die Taschen zu groß waren. „Sie müssen die Tasche wegschmeißen!“, erklärte einer. Das muss bei allem Verständnis wirklich nicht sein. Ein wenig mehr an freundlicher Kulanz gerade bei den gebrechlicheren Semestern könnte nicht schaden, schließlich sind sie zahlende Gäste.

Ja zum Rauchverbot

Lobend ist zu erwähnen, dass die wenigen Raucher sich sehr rücksichtsvoll verhalten haben. Ein generelles Rauchverbot wäre zu bevorzugen – schließlich ist in Opernhäusern auch das Rauchen nicht erlaubt.

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