Basar und Bazaar. Auf der neuen Seidenstraße und in Berlin am ICC – Basare im 21. Jahrhundert

So wie an diesem Marktstand auf der Bazaar Berlin geht es wohl auf vielen Basaren zu. © Foto/BU : Andreas Hagemoser, 2017

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Die Geschichte der Seidenstraße, die Ostasien mit dem Mittelmeer verbindet, reicht bis in der Antike. Sie begann im zweiten vorchristlichen Jahrhundert. Von China nach Westen führend, spaltete sie sich in die nördliche und südliche Routen, weshalb es richtig heißt: die Seidenstraßen. Die nördliche durchquerte den Pamir und ging nach Fergana und in die kasachischen Steppen, während der Süden den Pamir Richtung Indien und den Nahen Osten bis ans Mittelmeer durchquerte. Kamelkarawanen, beladen mit Seide, erreichten das Abendland. Auch Trampeltiere wurden benutzt, sie stammen aus Zentralasien, haben ein Winterfell und können so den großen Temperaturschwankungen standhalten; sie sind leicht an den zwei Höckern zu erkennen. Eine solche Reise dauerte recht lang.

Die Hunde bellen, aber die Karawane zieht weiter – ein Zitat, das es in die Politik der Bundesrepublik Deutschland geschafft hat. Weder Ochs noch Esel halten … auf, hörte man in der DDR. Jedes Mal geht es um eine recht langsame, doch stetige Bewegung. Nicht zu vergleichen mit heutigen Flugreisen, mit dem man zwar Menschen schnell befördert, doch zum Beispiel dem Jetlag aussetzt.

Waren der Basare und der Seidenstraße, die man in Richtung Osten als Glasstraße bezeichnen könnte

Stoffe, Farben, Muster aus dem Orient. 1a-Basarware. © Foto/BU : Andreas Hagemoser, 2018

Seide war die wichtigste, aber bei weitem nicht die einzige Ware, die entlang der transkontinentalen Route transportiert wurde. Aus China trugen Karawanen Porzellan, Metallgegenstände und Bronzespiegel, lackierte Produkte und Kosmetika, Tee und Reis. Elfenbeinstoßzähne, Nashornhörner, Schildkrötenpanzer, Gewürze und vieles mehr finden sich in den Reisetaschen der Kaufleute. Pferde, die in China hochgeschätzt werden, militärische Ausrüstung, Gold und Silber, Halbedelsteine und Glaswaren, Leder und Wolle, Teppiche und Baumwollgewebe, exotische Früchte wie Wassermelonen und Pfirsiche, Jagdhunde, Leoparden und Löwen wurden aus Zentralasien exportiert.

Die Seidenstraße mit ihren Abzweigungen hat eine lange Geschichte

Im 15. Jahrhundert war die Seidenstraße aufgrund der Wiederaufnahme militärischer Konflikte in Mittelasien, die die Entwicklung des Seehandels angeregten, zurückgegangen. Die beiden flächenmäßig größten Weltreiche der Geschichte, das Reich Dschingis-Khans und das britische Weltreich, sind direkt und indirekt mit der Seidenstraße verbunden. Die Mongolei liegt nördlich Dunhuangs und in den ausgedehnten Machtbereich der Khane geriet unter anderem Persien sowie ganz Innerasien bis hin nach Polen. Durch den Niedergang des kontinentalen Land-Handelsweges – Krieg macht alles kaputt – erstarkten die Flotten der westeuropäischen Kolonialmächte Portugal, Niederlande und Großbritannien, die gern das Ostasien- und Südostasiengeschäft mit Seide und Gewürzen übernahmen. Macao, Hongkong und Indonesien sind die Stichworte. Nach dem siebenjährigen Krieg bis 1763 und dem Sieg am Kap Trafalgar gegen die spanische und französische Flotte 1805 begann die mehr als hundertjährige Vorherrschaft der Briten zur See. Die ein halbes hundert zählenden Commonwealth-Staaten zeugen bis heute von der einstigen Größe des Inselkönigreichs.

Hätte der Handel auf dem Landweg der Seidenstraßen im ausgehenden Mittelalter bis in die Neuzeit hinein weiterfunktioniert, wären nie so große Margen bei Portugiesen und Briten erzielt worden. Der Aufstieg und die Ausbreitung der Kolonialreiche wäre in Asien und Afrika vielleicht anders verlaufen.

Westenden der Seidenstraße

Die westlichen Enden der Seidenstraße teilten sich in Palmyra in Syrien, das wir aus den Nachrichten kennen. Die Nordroute ging dann über die syrischen Orte Aleppo und Antakya und über Tyros nach Konstantinopel am Bosporus, heute Istanbul. Die Südroute ging von Palmyra nach Damaskus, heute syrische Hauptstadt, und über Gaza und Kairo nach Alexandria am Mittelmeer im Nildelta, das für seine verbrannte, einst enorme Bibliothek bekannt ist.

Seidenstraße heute: Touristenrallyes, Basare, architektonische Freilichtmuseen

In den 1960er Jahren wurde die Transsibirische Eisenbahn zwischen Europa und Asien in der UdSSR gebaut. Nun, was ist mit heute? Heute sind diese historischen Stätten für die Öffentlichkeit zugänglich. Auf der ehemaligen Karawanenroute werden mehrtägige Touristenrallyes arrangiert, eine Fahrt mit der Transsib war lange Zeit eine der beliebtesten Attraktionen für westliche Touristen, und die dank Gorbatschow unabhängig gewordenen ehemaligen Sowjetrepubliken in Mittelasien wetteiferten miteinander, um sich gegenseitig mit orientalischer Gastfreundschaft zu übertrumpfen.

Seidenstraßenland Usbekistan mit Taschkent, der Partnerstadt Berlins, und Samarkand

Und es gibt wirklich viel zu zeigen. Die heutigen Städte verbinden Moderne und überlieferte Tradition. Usbekistan mit seiner Hauptstadt Taschkent, der Partnerstadt Berlins, steht für die Perlen des südlichen Teils der Großen Seidenstraße. Die alten Städte Samarkand und Buchara sind Freilichtmuseen. Chiwa gilt als Wiege der Turkvölker, und nur wenige wissen, dass der berühmte persische Arzt Avicenna in Afschan in der Nähe von Buchara geboren wurde. Das moderne Samarkand wird von 1001 Lichtquellen beleuchtet, und ein Hochgeschwindigkeitszug, der die wichtigsten Touristenstädte verbindet, bringt die Passagiere in nur zwei Stunden von Taschkent nach Samarkand.

Im Norden der Seidenstraße das riesige Kasachstan, das sich eine neue Hauptstadt gönnte, die Alma-Ata/ Almaty ablöste

Die Republik Kasachstan mit ihrer neuen Hauptstadt Astana hat während der internationalen Ausstellung EXPO 2017 fünf Millionen Touristen empfangen. Das mittelasiatische Land mit der am weitesten entwickelten Infrastruktur ist das neuntgrößte der Welt mit 9000 historischen und archäologischen Stätten und 11 Nationalparks. Im Frühling ist eine Reise nach Kasachstan besonders reizvoll, wenn endlose Steppen mit einem rot-gelb-lila Blütenteppich bedeckt sind. Hier entwickelt sich auch der Öko-Tourismus: Man kann das Wasser der fischreichen Flüsse sogar trinken. Jeep-Safaris durch die Wüste werden angeboten. Die Einheimischen sagen: „Es gibt keine Straßen, es gibt nur Richtungen“.

Südliches Mittelasien: Kyrgystan und Tadschikistan

Extremsportler können sich in Kirgisien austoben. Die Republik Kyrgystan ist ein gebirgiges Land, das einst von Nomaden aus Sibirien gegründet wurde. Hier ist viel Platz für Bergsteiger, Pferdeliebhaber und Reiter; es gibt Seen mit kristallklarem Wasser, darunter natürlich den Issyk-Kul, den zweitgrößten Hochgebirgssee der Erde (nach dem Titicacasee).

Neue Attraktion: Seit 2016 finden in Kirgisien die Internationalen Nomadenspiele statt.

Das Fergana-Tal ist der Obstgarten ganz Mittelasiens. Berge von duftendem Obst und Gemüse, riesige Melonen und Wassermelonen – das alles ist noch immer auf den Märkten von Duschanbe, der Hauptstadt des sonnigen Tadschikistans, präsent. Die Hauptsprache dieses kleineren, südlichen Staates Mittelasiens, tadschikisch, ist übrigens die einzige unter den fünf, die keine Turksprache ist, sondern dem Persischen verwandt. Und die Preise dort sind Augenzeugen zufolge lächerlich niedrig. Natürlich sind die traditionellen orientalischen Basare, die alle Geschmäcker zufriedenstellen und jede Farbe zeigen, hier, wie in den benachbarten Republiken, noch nicht ausgestorben.

Innerhalb mitteleuropäischer Städte gibt es einen Marktplatz. Vor dem Lüneburger Rathaus zum Beispiel liegt er auf dem Stadtmittelpunkt. Bis heute, nach über 1000 Jahren, findet an mehreren Tagen ein Wochenmarkt unter anderem mit frischen Erzeugnissen umliegender Bauern statt. Wie man anhand der Straßennamen bis heute nachverfolgen kann, gab es nebenan einen Ochsenmarkt. So auch in Brunsbüttel und Flensburg, in Hamburg einen Gänsemarkt, in Oldenburg einen Pferdemarkt. Dass es die Straße Am Eselsmarkt ausgerechnet in Unstruttal in Thüringen gibt, lassen wir unkommentiert.
Auf dem Basar findet man im Idealfall „das alles, und noch viel mehr“.

Reiseinformationen zur Seidenstraße: ITB Berlin

Für diejenigen, die einen Ausflug auf die Große Seidenstraße planen, gibt es eine gute Gelegenheit, sich mit den Details der Touren auf der Internationalen Tourismusmesse ITB vertraut zu machen, die vom 6. bis 10. März 2019 in Berlin stattfindet.

Basar vor Ort: Bazaar auf dem Messegelände an Funkturm und ICC

Stoff und Stoffmuster aus Asien auf der Bazaar Berlin. © Foto/BU : Andreas Hagemoser, 2017

Einen vollwertigen orientalischen Basar zu besuchen, auf den verschiedene Kuriositäten aus der ganzen Welt gebracht werden, wird nächste Woche möglich sein. Die Verkaufsmesse Bazaar Berlin wird auf dem Gelände der Messe Berlin stattfinden, wo unter anderem Kunst- und Industriegüter aus Mittelasien präsentiert werden werden. In diesem Jahr wurde der Eintrittspreis an der Tageskasse auf 9,50 Euro und beim Online-Ticketkauf auf 8 Euro reduziert. Kinder bis zum Alter von 6 Jahren: kostenloser Einlass, bis zum Alter von 14 Jahren – immerhin Eintritt frei am Samstag und Sonntag.
Eine großartige Gelegenheit, für sich und seine Lieben originelle Weihnachtsgeschenke zu besorgen, ohne die Seidenstraße selbst bereisen zu müssen.

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