Blaue Stunde an der See. In der Kapernaumkirche Wedding spielt eine neue Band

Der Plötzensee an der Seestraße. (Im Mai 2016). © Foto: Andreas Hagemoser, 2016/ BU : Andreas Hagemoser, 2018

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Schon wieder Wedding. Jetzt die Blaue Stunde. Seitdem der Stadtteil zu Mitte gehört, ist hier immer mehr los. Noch in diesem Monat wird die Kinderbuchautorin Christel Maria Zwillus im „L‘Escargot“ in der Brüsseler Straße eine Ausstellung eröffnen. Die Verfasserin ist eine Multikünstlerin. Das renommierte Restaurant liegt zwischen Antwerpener und Lütticher Straße im Belgischen Viertel. In der Brüsseler gibt es auch eine Kinderkunstwerkstatt mit musikalischen Angeboten. Die Straße verläuft parallel zur Seestraße. Geigenlehrer Peter Darby und seine Frau unterrichteten die vergangenen fünf Jahre ehrenamtlich im sogenannten „Seepferdchen“, das von Silke Fischbeck geleitet wird, die dort unter anderem Gitarren- und Klavierunterricht gibt.

Blaue Stunde mit neuer Band

Die Band ist so neu, dass sie noch keinen Namen hat. Das Konzert soll aber BLAUE STUNDE heißen. Die drei Musiker sind Silke Fischbeck (Ladies first), vocals und piano, Peter Darby, Violine und Markus Steinmeyer (vocals und guitar). Frau Fischbeck wird also in dem Konzert in der Kapernaumkirche nicht Gitarre spielen, obwohl sie das andernorts seit ihrer Jugend erfolgreich tut. Markus Steinmeyer wird das bei der Aufführung tun, gesungen wird zusammen.

Es gibt keinerlei Erfahrungswerte zu diesem Auftritt, deswegen können wir auch nicht sagen, wie voll es wird.
Doch kennen wir die Kapernaumkirche als Ort der Musik und der Public Viewing bei der WM. Dieses Jahr gab es das aber nur dreimal, und wer will schon daran erinnert werden. Außer an das Spiel Deutschland-Schweden mit einem großartigen Tor von Kroos.

Die Kapernaumkirche ist mir schon seit Jahrzehnten bekannt; und sei es auch nur als Wegmarke. Eine Bekannte erklärte mir in den 80er Jahren den Weg zu ihrer Wohnung: „U6 Richtung Tegel bis Seestraße, dann zu Fuß die Seestraße gegenüber vom Kino bis zur Kirche.“ Das kaum übersehbare Alhambra-Kino (übersehbar – Überseebar? – ohne ’see‘ in ‚übersehbare‘) gibt es wieder an der Ecke Müllerstraße, inzwischen gibt es sogar eine Straßenbahnhaltestelle am U-Bahnhof.

Kapernaumkirche für Konzerte bekannt

In der Kapernaumkirche, die zwischen den Wohnhäusern an der Ecke See- und Antwerpener steht, wird viel musiziert.
Denkwürdige Konzerte umfassten einen Auftritt mit Jocelyn B. Smith und ein Different Voices of Berlin, ein Benefizkonzert zur Finanzierung der Reparatur eines wertvollen Tasteninstruments, dass Frau Smith, die gebürtige New Yorkerin, dem „Seepferdchen“ für die Arbeit mit Kindern gespendet hatte.

Wir berichteten auch über andere Konzerte.

Rosa Mercedes in der Kirche. Berliner Songwritertrio „The Secret Chord Collective“ vereint Nathan Vanderpool, Inger Nordvik und die bereits Erwähnte

Nun also Blaue Stunde. Die drei Musiker, die man auch schon einmal in einem Gottesdienst antreffen kann, verbindet die Musik und die Freude an ihr.
Sie möchten, dass viele in die Kirche kommen und sich unter anderem an der Musik erfreuen. Das Repertoire könnte Stücke oder Lieder umfassen wie: „Keiner ist wie Du…“, „Our God“ und „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Das letztgenannte Lied beruht auf einem Text von Dietrich Bonhoeffer.

Wann? Heute, am Donnerstag, den 15. November 2018 um 19 Uhr

Wo? Kapernaumkirche See- Ecke Antwerpener Straße

Anfahrt BVG: U-Bahnhof Seestraße Linie U6 und Tram 13

Der Vollständigkeit halber sollte erwähnt werden, dass es am 15. November 2017, also genau vor einem Jahr, bereits einmal eine Blaue Stunde gab in der Kapernaumkirche. Initiator war Markus Steinmeyer; der Musiker Ronny war am Keyboard. Randnotiz: Silke Fischbeck befand sich unter den Zuhörern.

Warum die Überschrift Blaue Stunde an der See heißt? In Berlin lässt man oft das Wort „Straße“ weg. Nicht, weil die Seestraße Eingang gefunden hat in das Spiel „Monopoly“, sondern, um Zeit zu sparen. Aus Müllerstraße wird Müller-, aus Seestraße See, aus Brüsseler Straße die … Genau! (Und aus Kurfürstendamm wird mangels „Straße“ Ku‘damm.)

See und Seestraße – „Von guten Mächten wunderbar geborgen“

Warum die Seestraße eigentlich so heißt? Um das Meer, den Ozean, die See, geht es hier sicher nicht. Obwohl sie alle blau sind. Eher um einen See wie den Plötzensee. Dort, wo die Tram umkehrt, ist rechts der See und links der Westhafen. Plötzen sind kleine Fische, die es zumindest bei der Namensgebung gab. Berüchtigt wurde der Name durch das dortige Gefängnis, in dem während des Zweiten Weltkrieges viele Staatsfeinde hingerichtet wurden und Menschen aus dem deutschen Widerstand. Also Freunde von Dietrich Bonhoeffer, der den Text schrieb für das Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“.

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