BOTSCHAFT VON DRÜBEN. Buch von Wilhelm Horkel – gehaltvoll und poetisch

Buch von Wilhelm Horkel: "Botschaft von Drüben - Übersinnliche Erfahrungen aus jüngster Zeit", Erschienen im Neubau-Verlag München. Originalumschlag. © Foto/BU: Andreas Hagemoser, 2019

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). BOTSCHAFT VON DRÜBEN, das Buch von Wilhelm Horkel aus dem Jahre 1949, ist für unsere Zeit ungewohnt gehaltvoll, seine Sprache kunstfertig aus einem reichen Wortschatz schöpfend und bisweilen sogar geradezu poetisch. Es beschäftigt sich mit allem, was nicht sinnlich-diesseitig ist. Mit Ahnungen – vielen haben sie, keiner weiß, woher genau sie kommen – und mit Wahrträumen. Wahrträume bewahrheiten sich, im Traum werden Lösungen angezeigt oder Fundstellen von Dingen, die dringend benötigt werden oder lange gesucht wurden. Dann geht es um Hellsehen, um Totenerscheinungen und Fernwirkungen. Telekinese kennt man, das Bewegen ohne Berühren. In „Botschaft von Drüben“ – geht es um vier Phänomene, die wir selten bezeichnen, vielleicht auch, weil wir sie noch nicht kennen. Vier übersinnliche Fähigkeiten – hier möchte man an Michael Murphys „Quantenmenschen“ denken, das unvergleichlich umfangreiche Kompendium, an dem der Autor erst viele Jahre forschte, um es anschließend viele Jahre zu niederzuschreiben. 1993 erschien es auf deutsch.

BOTSCHAFT VON DRÜBEN – Botschaften wäre richtiger, denn es gibt nicht nur eine

Buch von Wilhelm Horkel: „Botschaft von Drüben – Übersinnliche Erfahrungen aus jüngster Zeit“, Erschienen im Neubau-Verlag München. Umschlagvorder- und Titelseite. © Foto/BU: Andreas Hagemoser, 2019

Im Kapitel „Fernwirkungen“ gibt es vier Unterkapitel: Fernhören und Fernfühlen, Fernbewegungen und Fernwirkungen. Danach folgt das Kapitel „Spuk“. Wenn der SPUK vorbei ist, fangen die ZUFÄLLE an (Kapitel VII, Kapitel VIII). Das Kapitel 8 mit den Zufällen ist an dieser Stelle, in diesem Buch keine Selbstverständlichkeit. Ist Zufall eine Botschaft von drüben? Eine übersinnliche Erfahrung? Jeder erlebt doch Zufälle, immer wieder! Auch wenn manche sie nicht bemerken und andere sie abtun. Dritte bemerken sie, rationalisieren sie dann aber wieder weg: „Das war kein echter Zufall, das war ja denkbar, dass es passieren konnte.“ Denkbar vielleicht, aber hätte irgendjemand vorher daran gedacht?

Horkel ordnet Zufälle jedenfalls hier seinem Thema zu. Oft werden sie als Einzelthema betrachtet, was die Autoren von der Einordnung in einen Gesamtzusammenhang befreit. Angela Seifert und Dr. Theodor Seifert schrieben „So ein Zufall! Synchronizität und der Sinn von Zufällen“. „Ein ganz besonderer Saft“-Autorin Carmen Thomas verfasste „Vom Zauber des Zufalls : eine Einladung zum Mitmachen“. Durch das ganze Buch „Botschaft von drüben“ zieht sich Horkels christliche Gesinnung, die auch als Schutz vor bösen Geistern dient. Beim Zufall bezieht er sich unter anderem auf die Kraft des Gebets. Ein Beispiel:

Ein Zufall?

Ein Pfarrer hatte 1945 eines Abends etwa zwölf Kilometer mit dem Fahrrad durch einen Bergwald zurückzulegen. Zwei Drittel davon, also acht Kilometer, nach Einbruch der Dämmerung oder in der Dunkelheit. In einer Gegend, wo ausweichen auf Auto oder Zug angeblich unmöglich war.

Kurz vor einem Dorf riss ihm die Fahrradkette.

Er musste ein Nachtlager suchen. Die Kirche war kriegsbedingt verwaist, das Wirtshaus nahm keine Übernachtungsgäste. So klopfte er am ersten besten Haus – es war das beste. Denn er wurde schon erwartet. Von einer betenden Ehefrau, dessen Sohn im Krieg fiel. Ihr Mann, der Vater des Kindes, hatte sich vom Christentum abgekehrt und verkraftete nun den Tod seines Sohnes nicht. Die Frau betete seit Stunden, dass er sich nichts antun möge – genau das nämlich hatte der Herr des Hauses angekündigt. Geschehen sollte das in derselben Nacht. Nun tauchte wie aus dem Nichts ein Pfarrer in dem Bauernhaus auf. Es schien allen wie ein Wunder. Der Selbstmord wurde verhindert. Es wurde eine Nacht der langen Gespräche.

Weiterhin gibt es noch ein Kapitel „Jenseits des Todes“ – „Eine Besinnung“.

Insgesamt ein Werk, das mit seinen vielen in den Text eingebauten Quellenangaben den reichhaltigen Kenntnisstand und die Belesenheit des Autors belegt.

Die ungewohnte Sprache kann zu plötzlicher Erkenntnis führen – zudem heute, wo viele Wörter allein deshalb schon nicht mehr intuitiv verstanden werden, weil sie nicht der Muttersprache entstammen.

Im Text auftauchende Namen sind zum Beispiel Hermann Bezzel, Paul Alverdes, Wedekind und E.Th.A.Hoffmann. In den Quellenhinweisen, die je Kapitel durchnumeriert sind, finden sich Manfred Hausmann und Sören Kierkegaard, Wilhelm Kütemeyer und Luise Ullrich, Ernst Wiechert, Wilhelm von Scholz (Der Zufall und das Schicksal. Die geheimen Kräfte des Unwahrscheinlichen. Erfahrungen im Zwischenreich), Peter Schmid, Ernst Rupprecht und J. Kniese, Walther von Hollander und Sadhu Sundar Singh, Peter Gebler und Fritz Woike.

„Botschaft von Drüben“ – keine Ständige Vertretung

„Geh doch nach drüben“ hatte lange die Bedeutung: „Wenn es Dir in der Bundesrepublik nicht gefällt, geh in die DDR“. Der Ausspruch wandte sich an notorische Nörgler, Linke und Möchtegernsozialisten. Diese wollten in den seltensten Fällen den deutschen Staat wechseln, als es noch zwei gab. Die Diktatur (“des Proletariats“), die in der „Deutschen Demokratischen Republik“ herrschte – die „DDR“ wurde lange mit Anführungsstrichen geschrieben und gedruckt – mit ihren Gefängnissen und einem Totalitarismus, dessen Bespitzelung so umfangreich und allgegenwärtig war, dass sie vielen ehemaligen DDR-Bürgern – auch Opfern – ins Blut gegangen ist, war selbstverständlich keine Alternative für die Linken und Kommunisten Westdeutschlands. Sie wollten ihre Freiheit behalten und noch das Eigentum revolutionieren beziehungsweise in ihre Hände bringen. Dazu diente die freizügige Bundesrepublik als „Kampfgebiet“ nicht nur im Wahlkampf. Eine „Botschaft von Drüben“ hätte also zum Beispiel ein Kassiber, ein Brief oder eine mündliche Nachricht sein können.

Gemeint ist das bei Horkel nicht. Das Erscheinungsjahr 1949 ist das Gründungsjahr der Bundesrepublik Deutschland und seines östlichen Nachbarns. Es dauerte eine Weile, bis sich der Begriff „Drüben“ eingebürgert hatte. Zunächst sprach man von der SBZ, der sowjetischen Besatzungsszone oder schlicht: der „Zone“. Den Staat der DDR wollte man im Westen ja eh nicht anerkennen. Die Hallstein-Doktrin machte das international deutlich. Erst Willy Brandt änderte das. Der gleichzeitige Beitritt beider deutscher Staaten zu den Vereinten Nationen war die Folge.

Da mit „drüben“ erst nach 1949 die DDR gemeint war, handelte es sich 1949 um das Jenseits und allgemein um die über-sinnliche Welt.

BOTSCHAFT VON DRÜBEN hüben wie drüben leicht erhältlich

Buch von Wilhelm Horkel: „Botschaft von Drüben – Übersinnliche Erfahrungen aus jüngster Zeit“, Erschienen im Neubau-Verlag München. Umschlagvorderseite und Deckel. © Foto/BU: Andreas Hagemoser, 2019

Das Buch erschien 1949. Das ist für das Verständnis wichtig. Der vier Jahre vorher beendete Weltkrieg mit Millionen Opfern und Toten, die vielleicht noch herumgeisterten, war auch eine Zeit teils starken Glaubens und vieler Zufälle. Hochbetrieb für Schutzengel? Wer weiß. Im Münchner Neubau-Verlag erschienen, der heute gänzlich unbekannt ist.

Der Untertitel „übersinnliche Erfahrungen aus jüngster Zeit“ bezieht sich auf diesen Zeitpunkt. Der immer noch bekannte Aufbau-Verlag, auch das ein Name der Zeit nach den riesigen Zerstörungen und dem Staatszusammenbruch des Deutschen Reiches, brachte den Text 1950 heraus.

Das Buch wurde immer wieder verlegt, 1960 in Hamburg, 1975 im Schwarzwald, sowohl gebunden als auch broschiert beziehungsweise als Taschenbuch. Dann noch einmal in Stuttgart und nach der Jahrtausendwende zum Beispiel 2004 bei Reichl. Ein echter Dauerbrenner, von dem wir die Erstausgabe mit dem seltenen Schutzumschlag abbilden.

– Das Buch ist in den meisten Ausgaben vergriffen und nur über Antiquariate oder das Netz erhältlich: Abebooks http://www.abebooks.de, Antiquariat.de u.a.

Preise: Neu ca. 16,80 EUR; gebraucht etwa bis 40 Euro, ab 2 Euro (AbeBooks).

Wer ein weiteres antiquarisches Buch entdecken möchte:

https://kulturexpresso.de/tage-und-naechte-werden-zur-zeit-leben-traum-und-tod-des-kanuten-und-louisianagruenders-sieur-de-la-salle/

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