Brûlée ist der Brüller – Picknick in der Provinz oder „Paris kann warten“

Picknick in der Provinz. Szene aus dem Film "Paris kann warten". Copyright Tobis Film

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). In der romantischen Komödie, dem leichten wie seichten Film „Paris kann warten“, in dem alles nett wirkt wie einstudiert und weder mit dem Leben der Bohème, aus dem Jacques (gespielt von Arnaud Viard) kommt, noch dem der Bourgeoisie, zu der Anne Lockwood (gepspielt von Diane Lane) noch ihr Mann Michael (gespielt von Alec Baldwin) Schritt hält, wird die französische Provinz mit Speis und Trank ins Fadenkreuz der von Crystel Fournier geführten Kamera gerückt. Die Drehbuchautorin und Regisseurin Eleanor Coppola will es wohl so.

Der Film ist – keine Frage – Fiktion und in sich stimmig. Es bedarf keiner Altersfreigabe und der Kopf hat mal Pause. Auf für einen „französischen“ Film angenehme Weise kommen mal keine juvenilen oder postadoleszenten wie weichgezeichneten Mädchen für den Herrn, der warten kann, vor. Die Karte für den Lolita-Effekt wird nicht gezogen und das ist gut so.

Nur Martin (gespielt von Élise Tielrooy) macht die Beine breit, vermutlich, aber die ist in dieser Schnulze auch eine schmachtende Russin, die nicht warten kann wie Paris.

Damit wären die Hauptrollen und ihre bekannten Schauspieler benannt. Hinzu kommen ein alter und neuer Renault, eine Kamera der Marke Leica und Essen satt sowie Wein. Zum großen Finale in der großen Stadt gibt es selbstgepflückte Rosen vom Land und – obendrein – als Schokolade. Sogar geknutscht wird, wenn auch kurz. Mehr wird nach der Autofahrt von der Côte d’Azur an die Seine nicht gezeigt, aber eine Fortsetzung angedeutet.

Schließlich zahlt Jacques, der zwar die Zimmer für sich und seine (Reise-)Gefährtin, die er auch einmal als seine Frau vorstellt, aber auf Französisch, was Anne weder versteht noch spricht, bucht, aber mit ihrer Kreditkarte bezahlt, zurück. Der nächste Vorschuss für den Künstler und Lebemann mit Schicksalschlägen in der Hinterhand wie einem Ass im Ärmel, war in der Provinz halt noch nicht auf seinem Konto.

Anne, die von Jacques den Spitznamen Brûlée bekommt, scheint`s egal zu sein wie das „Dienstgespräch“ zwischen ihm und Martin und wie Michael, ihren Geschäftsmann, der jungen Frauen schon mal Geschenke seiner Frau weiter verschenkt.

Jacques, der als Charmeur alter Schule dennoch um Bauch, Beine, Po von Brûlée pokert, wirft sein Wissen en passant im Fortwärtsgang ein. Nur beim Autofahren scheinen die Vorwärtsgänge seines alten Autos, dessen Motor unterwegs kapituliert wie die Franzosen 1871 im Französisch-Preußischen Krieg, zu haken.

Immerhin werden die Reize von Anne so geschmeidig in Szene gesetzt wie ihre Gelassenheit auf der gastronomischen Reise durch die Provinz nach Paris. Geht doch und guten Appetit!

Filmografische Angaben

  • Originaltitel des Films: Paris can wait
  • Deutscher Titel: Paris kann warten
  • Staat: VSA
  • Jahr: 2017
  • Originalsprache: Englisch
  • Regie: Eleanor Coppola
  • Drehbuch: Eleanor Coppola
  • Kamera: Crystel Fournier
  • Musik: Laura Karpman
  • Schnitt: Glen Scantlebury
  • Darsteller: Diane Lane (Anne Lockwood), Arnaud Viard (Jacques), Alec Baldwin (Michael Lockwood), Élise Tielrooy (Martine)
  • Produzenten: Eleanor Coppola, Fred Roos, Michael Zakin
  • Altersfreigabe: FSK: 0, JMK: 0
  • Länge: 92 Minuten

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