Dunkel war’s! – Don Giovanni an der wiedereröffneten Staatsoper Berlin Unter den Linden – Dramma giocoso in zwei Akten von Wolfgang Amadeus Mozart

Don Giovanni
Das Ensemble bei der Premiere am 24. Juni 2012 zu Don Giovanni der Staatsoper Berlin. © 2012, Foto: Monika Rittershaus, BU: Stefan Pribnow

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Die Handlung des Stücks Don Giovanni aus der Feder von Wolfgang Amadeus Mozart nach einem Libretto von Lorenzo Da Ponte ist schnell erzählt: Wundervolle Arien begleiten einen sexsüchtigen Maniac, der sein scham- und charakterloses Sexsucht-Unwesen bis zum Mord betreibt. Ein vollkommen enthemmter Don Giovanni demütigt alle Betroffenen (insbesondere die Damenwelt) bis aufs Blut und letztendlich wird der Wüstling vom Jenseits mit dem Tod bestraft.

Die Staatskapelle Berlin unter der musikalischen Leitung von Allessandro de Marchi und Sänger*innen wie Christopher Maltmann (Don Giovanni), Donna Anna (Maria Bengtsson), Paolo Fanale (Don Ottavio), Donna Elvira (Dorothea Röschmann), Leporello (Mikhail Petrenko), Zerlina (Anna Prohaska) bieten einen hochkarätigen Musikgenuss und lassen die erstklassige Akustik im Saal zur Geltung kommen.

Inzenierung von Claus Guth: Über Geschmack lässt sich streiten oder doch nicht? Es wurde in der Inszenierung an allem gespart: Strom, da kaum Licht auf der Bühne, Bühnenkosten, da 3 Stunden ständig ein dunkler Wald sich um die eigenen Achse drehte (für die Bekämpfung des Klimawandels ist Stromsparen ja angesagt!) und auch die Kostüme waren eine Enttäuschung („Gammlerlook – dunkel, versteht sich! – second hand vom Flohmarkt gekauft?). Man hat in Berlin schon kreativere, espritvollere Bühneninszenierungen gesehen, wenn schon provoziert oder etwas unterstrichen werden soll! Es stand zwar Mozart drauf – es war optisch jedoch kein Mozart drin!

„Dramma giocoso“ heißt eigentlich „lustiges Drama“. Hier zeigte sich jedoch ein „Dramma depressiva“. Giocosa wurde jedoch durch das ständige Dusterdunkel konterkariert, dass sich durch das depressive Bühnenbild auf Mozarts fröhliche Musik wie „The Fog“ legte und in keinster Weise Mozarts fröhlicher Musik gerecht wurde, insbesondere durch mangelnde Ästhetik! So war es z.B. irritierend und vom Hochgenuss des Gesanges ablenkend, wenn von einer besonders exquisiten Weinsorte gesungen wurde, die man trank – mit einer Bierdose in der Hand! Schade! Erhellend war es auch nicht, aus diesem Dusterdunkelwald auf einmal mit Autoscheinwerfern von einem im Wald auftauchenden Autoo geblendet zu werden, die ins Publikum gerichtet waren! Ging es darum, dass das Publikum möglichst wenig von den Protagonisten sehen sollte, die kaum ausgeleuchtet waren auf dieser ewig dunklen Bühne – durch Blendung sieht man erst recht nichts, abgesehen davon, dass es sehr unangenehm ist! (Sonnenbrille nicht vergessen!)

Als der fröhliche lebenslustige Mensch, wie Mozart geschildert und in Filmen dargestellt wird, wäre er sicher damit auch nicht einverstanden gewesen!

In jedem Fall hat die düster-dunkle Bühneninszenierung den herausragenden Musikgenuss erheblich gemindert. Was will uns der Künstler damit sagen, dass sich auf der neuen, teuren Drehbühne über die 3:15 Stunden (mit Pause) ständig der Schwarzwald um die eigene Achse zu drehen scheint: Riesige Nadelbäume ragen in den Bühnenhimmel – im Dunkeln! Geht es um „die dunkle Seite der Macht“ oder einen Seitenhieb auf „Dunkel-Deutschland“ bzw. „Dunkel-Österreich“ – die Inszenierung wurde aus der Geburtsstadt Mozart’s Salzburg importiert. Ist der allgegenwärtige Esprit Mozarts vielleicht mit der kaum noch scheinenden Wintersonne perdu gegangen – alles dunkel oder was? Vielleicht war es auch nur gut gemeint mit den Großstädtern, die zu wenig Natur zu Gesicht bekommen? Saurer Regen, Klimawandel? Nichts gegen Nadelwälder, aber auf der Bühne im Dunkeln nicht sehr witzig! Genug spekuliert – über Geschmack lässt sich streiten!

Schade, ein witziges, kreatives, von Esprit flirrendes Bühnenbild hätte der wundervollen gesanglichen, unter die Haut gehenden Gesangsdarbietung aller Künstler*nnen noch mehr Glanz verleihen können. Viel Zwischenapplaus und frenetischer Schlussapplaus zollte den Sänger*innen und dem Orchester Applaus.

Zur renovierten Staatsoper Unter den Linden

Rein optisch hat sich an der „Staatsoper Berlin Unter den Linden“ durch die Jahre dauernden Renovierungsarbeiten kaum etwas verändert im Zuschauerraum. Die Sitze sind bequemer geworden, die Akustik sowieso. Der neue „Apollosaal“, der auch für die Pause genutzt werden kann, betört durch seine Kristalllüster und Dekors.

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