Endlich noch ein Kriminalroman von Agatha Christie im Kino – Gilles Paquet-Brenner gelingt eine geradezu klassische Detektivgeschichte mit „Das krumme Haus“

Stars Glenn Close, Max Irons und Stefanie Martini in einer Szene des Krimis "Das krumme Haus" nach dem gleichnamigen 39. Kriminalroman von Agatha Christie. © DeaPlaneta

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Mit „Das krumme Haus“ wurde einer der besten Detektiv- und Kriminalromane von Agatha Christie in einem mit Glenn Glose und  Terence Stamp, Gillian Anderson, Christian McKay oder Christina Hendricks bestens besetzten Film unter der Frage Wer hat es getan? ins Kino kutschiert.

Die Erzählung wird in der Enge eines im wahrsten Sinne des Wortes
Crooked House gebracht, hinter dessen Türen sich allerfeinste Überraschungen verbergen wie bei einem Adventskalender. Der Zuschauer weiß, dass etwas passieren wird, aber nichts, was es sein wird. Einerseits ist das überschaubar, andererseits faszinieren die Figuren im immer noch ziemlich alten England des Nachkriegszeit. Die Geschichte zieht zudem ihre Spannung aus den Spannungen, die in der bourgeoisen Familie herrschen, nachdem der Herr des Hauses unter der Erde ist.

„Das krumme Haus“ ist ein Meisterwerk der klassischen Kriminalgeschichte mit verkrüppelten Charakteren unter dem mehr oder minder versnobten Über-Ich des britischen Geldadels und dem Über-Vater des Hauses Leonides. Deswegen wirken sie mitunter wie Charaktermasken, wie der Welt und Wirklichkeit Entfremdete, beinahe wir Karikaturen in Zuständen, die der Aufstände wert wären. Am Ende zerfällt die Großfamilie und wir schauen dabei zu.

Als Aristide Leonides, ein reicher und skrupelloser Tycoon, der nach dem Zweiten Weltkrieg aus Griechenland kommend und ohne Vermögen sowie Manieren im Vereinigten Königreich (VK) aufschlug, in seinem Bett vergiftet aufgefunden wird, darf der ehemalige Diplomat Charles Hayward (Max Irons), der in Kairo auch als Agent der Königin unterwegs war, und nach London zurückgekehrt an der Themse als Detektiv sein Dasein fristet, auf Einladung seiner Ex, die als leckere Enkelin durch die Geschichte schwirrt, im krummen Haus der Familie ermitteln, bevor es der Yard tut.

Als Täter kommen beinahe alle Bewohner des vieltürmigen und vieltürigen altehrwürdigen Hauses infrage. Aristides junge Witwe Brenda wurde schon zu seinen Lebenszeiten angefeindet, beinahe von allen anderen. Auch von seinem Lieblingssohn Roger, der sich durch die Erbschaft die Rettung seinen ruinierten Familienunternehmens erwartet. Dessen Frau Clemency erhofft sich hingegen nichts als die Freiheit vom Familienclan. Möchtegern-Feingeist Philip Leonides suchte wie eh und je einen Finanzier für die Verfilmung seines Drehbuches, in der seine Frau Magda, die ebenfalls auf Selbstverwirklichungsreise durch die Geschichte saust, die Hauptrolle spielen soll. Lady Lady Edith de Haviland, die einzig echte Adelige, fühlte sich seit dem Tod ihrer Schwester und Aristides erster Frau zurückgesetzt. Das darf man von Hauslehrer Brown, der sich nicht nur um Sophies jüngste Schwester Josephine kümmert, nicht behaupten. Ihm wird eine langjährige Liaison mit Brenda nachgesagt. So oder so ähnlich läuft der Laden bei den Schönen und Reichen.

Am gesamten Geschehen im Gehäuse nimmt Josephine nicht nur teil, sie beobachtet das auch sehr sorgfältig und nicht nur via Fernrohr aus einem der Fenster ihres Baumhauses. Mit dem Detektiv scheint sie Konkurrenz zu bekommen oder Holmes einen Watson.

Wer stirbt als nächstes oder besser noch: Wer hat es getan? Es gilt, den Mörder zu finden, bevor er erneut zuschlägt.

Das ist Old Style in Old England. Köstlich! Klassisch! Gilles Paquet-Brenner ist eine vorzügliche, eine 1a-Adaption eines Agatha-Christie-Romans, auch ohne Margaret Rutherford, gelungen.

Filmografische Angaben

  • Originaltitel: Crooked House
  • Deutscher Titel: Das krumme Haus
  • Land: VSA, VK
  • Jahr: 2017
  • Originalsprache: Englisch
  • Regie: Gilles Paquet-Brenner
  • Drehbuch: Julian Fellowes, Tim Rose Price, Gilles Paquet-Brenner
  • Vorlage: dem gleichnamigen Roman von Agatha Christie
  • Kamera: Sebastian Winterø
  • Schnitt: Peter Christelis
  • Musik: Hugo de Chaire
  • Darsteller: Max Irons (Charles Hayward), Stefanie Martini (Sophia de Haviland), Glenn Close (Lady Edith de Haviland), Honor Kneafsey (Josephine Leonides), Christina Hendricks (Brenda Leonides), Amanda Abbington (Clemency Leonides), Terence Stamp (Chief Inspector Taverner)
  • Produktion: Joseph Abrams, James Spring, Sally Wood
  • Länge: 116 Minuten
  • Freigabe: FSK 12

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