Frankreich um die vorletzte Jahrhundertwende – Zum beachtlichen Bildband „France 1900“ von Marc Walter und Sabine Arqué

"France 1900" von Marc Walter und Sabine Arqué. © Taschen

Paris, Frankreich (Kulturexpresso). Im Verlag Taschen, der 1980 von Benedikt Taschen in Köln gegründet wurde und sich mit beachtliche Bildbänden zu Themen aus Kunst, Architektur, Design, Film, Fotografie und (neudeutsch) Lifestyle einen Namen gemacht hat, wurde ein weiterer gewichtiger Bildband publiziert. Darin werden großformatig Bilder aus Frankreich gezeigt, die um die Jahrhundertwende aufgenommen wurden.

Die Zeit zwischen dem Deutsch-Französischen Krieg und dem Ersten Weltkrieg gilt manchen Franzosen als ein goldenes Zeitalter von Frieden, Fortschritt und Wohlstand. Georg Wilhelm Friedrich Hegel hielt die Idee eines Goldenen Zeitalters für völlig Fehl am Platz, also in Paris und in der Provinz. Seiner Meinung nach sei das auf eine „beschränkte Lebensart, die einen Mangel der Entwicklung des Geistes“ zurückzuführen. Wo Hegel ist, da ist Karl Marx nicht weit. Kein Wunder also, das ein Marxist wie Ernst Bloch erst in einer künftigen klassenlosen Gesellschaft die Verwirklichung des Goldenen Zeitalters sah

Wie auch immer die Zeit an Orten in Frankreich um 1900 nach unserer Zeitrechnung auch genannt werden mag, Bilder über sie wurden erhalten und werden der interessierten Öffentlichkeit nicht vorenthalten. Dafür sorgen Verleger die Taschen, aber auch Autoren wie Marc Walter und Sabine Arqué. Walter (geboren 1949, gestorben 2018) war Grafikdesigner, Fotograf und Sammler, der „sich auf alte Reisefotografien, vor allem Photochrome“, spezialisiert, wie es im beachtenswerten Bildband „France 1900“ heißt. Er solle „eine der größten Sammlungen weltweit“ besessen und „zahlreiche Bücher mit Bildern aus seiner Sammlungen und seinen eigenen Fotografien“ veröffentlicht haben. Für diesen Bildband steuerte er mit Photovintagefrance „rund 800 Fotochromen, historische Fotografien, Postkarten und Plakate“ bei.

Arqué ist Dokumentarin, Bildredakteurin und Autorin, die „an zahlreichen Publikationen zu Reisethemen und zur Geschichte des Tourismus und der Fotografie mitgewirkt“ habe.

Beide ermöglichen eine Reise ins Frankreich um die vorletzte Jahrhundertwende, die sie in dem dreisprachigen Buch wie folgt gliedern: „Paris und Umgebung“, Der Norden und die Normandie“, „Atlantikküste und Pyrenäen“, „Loiretal, Auvergne und Pays ‚od“, „Champange, Vogesen und Alpen“ sowie Rhônetal und Côte d’Azur „. Ein Index, eine Bibliografie und eine Danksagung beendet das 36 Seiten umfassende Buch im Großformat.

Richtig, es sind auch eroberten und besetzte Gebiete dabei und die Bilder, bei den meisten Bildern wurde die Fotochrom-Technik, die die Vergangenheit in lebendige Farben versetzt, angewandt, zeigen dort und anderswo vor allem das Treiben der Bourgeoisie bis runter zum Kleinbürger, der sich auf den Boulevards in Paris oder beim (Sonnen-)Baden an der Côte d’Azur die Zeit vertreibt, während das Proletariat Mehrwert schafft und Profite erwirtschaftet.

Fotoreportage

Mehr Bilder zum Beitrag in der Fotoreportage: Frankreich um die Jahrhundertwende.

Bibliographische Angaben

Marc Walter und Sabine Argué, France 1900, Sprachen: Englisch, Französisch und Deutsch, Format: 29 x 39,5 cm, gedruck in Italien, fester Einband, Verlag: Taschen, Köln 2019, ISBN: 978-3-8365-7850-9, Preis: 150 EUR (D)

Anzeige

Vorheriger ArtikelFotoreportage: Frankreich um die Jahrhundertwende
Nächster Artikel„Humboldt‘s Great Voyage“ (Humboldts große Reise) von Remo Conzadori und Nestore Mangone