Kunst und Antiquitäten in Antibes – Stadt der Kunst und des Kunsthandwerks

© 2017, Foto: Eva-Maria Koch

Antibes, Frankreich (Kulturexpresso). Sanft rauscht das Meer und bricht sich an Felsbrocken am ehemaligen Festungshafen Port Vaubaun der von den Griechen gegründeten Stadt Antibes, unweit des „Quai des Milliardaires“, den der russische Milliardär Abramovic anlegen ließ. Hier ankern die riesigen Luxusjachten von Menschen, die nicht wissen, wohin mit ihrem Geld. Bei Sonnenaufgang lässt sich das geschäftige Treiben der Angestellten betrachten, die für alles sorgen, bevor vereinzelt Jachten auf einen Törn aufbrechen. Dazwischen findet sich auch das Yachtcharterschiffchen Navire Moguntia. Die Crew bietet Schwimmen mit den Delfinen an. Hierzu wird per Satellit nach Delfinschwärmen Ausschau gehalten, so ein Crewmitglied. Die Frage, ob auch therapeutisches Schwimmen mit Patienten angeboten wird, wird bejaht. „Delfine erkennen Kranke sofort und schwimmen auf sie zu“, erklärt das Crewmitglied weiter. Ganz billig ist es nicht, aber für einen Tag voller Außergewöhnlichkeiten mit allem Drum und Dran nicht zu viel! Mehr Meeressäugetiere, Eisbären sind im „Marineland“ in Antibes zu bewundern. Auch hier können die Delfine im Becken besucht werden! „Viele Touristen kommen nur deshalb nach Antibes“, klagt Lucy vom Tourismusbüro.

© 2017, Foto: Eva-Maria Koch
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Ausgiebig lässt sich auf den noch vorhandenen Festungsmauern am Hafen spazieren mit bezauberndem Panoramablick auf die Alpes-Maritimes, Nizza und Antibes und den Yachthafen, mit 1.700 Liegeplätzen einer der größten Europas! Eine riesige, weiße, begehbare Drahtgestell-Installation namens „Nomade“ ziert seit kurzem die Festungsmauer – zwischen vielen Buchstaben, die keinen Sinn ergeben sollen, lässt sich das Panorama einmal anders genießen. Auch das große Picasso-Museum im ehemaligen Grimaldi-Schloss ist neben anderen ein Muss.

Antibes, zwischen Cannes und Nizza gelegen, besteht nur teilweise aus nicht sichtbaren Milliardären. Durch die pittoresken, engen Gässchen mit ihren Boutiquen, Läden, Restaurants und Galerien der ehemaligen Jetsetter-Stadt laufen neben flanierenden Einwohnern und Touristen auch Vierergruppen von Soldaten Streife. Das Patrouillieren ist der aktuellen politischen Situation geschuldet und die Regierenden tragen damit dem Bedürfnis nach Sicherheit der Bevölkerung Rechnung. Sie stören nicht, ganz im Gegenteil trägt deren Anwesenheit erheblich zum Wohlbefinden bei, wenn man beim Bummeln nicht Angst haben muss, ungeschützt Attentätern ausgesetzt zu sein.

Marché Couvert Provençal, Platz Cours Masséna

© 2017, Foto: Eva-Maria Koch
© 2017, Foto: Eva-Maria Koch

Zurück zum Vergnügen! Besonders authentisch und pittoresk ist der Marché Provençal auf dem Platz Cours Masséna. Frische Produkte der Region, Blumen wie Lavendel, Pfingstrosen, Früchte, Gemüse wie Tomaten, Auberginen, Zuccini, Oliven in allen vielfältligen Natur- und Zubereitungsformen, Fische, Seifen, Käse, Gewürze werden von charmanten HändlerInnen feilgeboten: La Provence wie sie leibt und lebt.

Europas bester Antiquitäten- und Kunstmarkt

In Antibes lockt seit einigen Jahren im Frühjahr und im Sommer der europaweit beste und exklusivste Antiquitäten- und Kunstmarkt mit 120 Ausstellern rund 25.000 Besucher an. Unter großen, weißen Eventzelten am Port Vauban sind exquisite antike Möbel zu bestaunen – und zu kaufen, wenn es das Portemonnaie erlaubt: Louis XVI, ganze Zimmertäfelungen aus Turiner Schlössern, Samurai-Rüstungen, kostbare Vasen, Schmuck, Gemälde und auch witzige, moderne und zeitgenössische Gemälde und Skulpturen finden ihre Abnehmer, präsentiert von namhaften, edlen Galeristen. Auch wenn die persönliche Geldbörse keine Käufe erlauben sollte, einen Besuch wert ist diese kostbare Sammlung von schönen Dingen aller Art, die zum Staunen verführt, schon.

Nach einer kleinen Pause im Restaurant „Le Nacional“ am Place Nationale mit seinem oasenähnlichen, ruhigen, sonnigen Innenhof und einem Steak aus einem Spezialkohleofen geht es weiter mit den Kunst- und Kulturgenüssen: Auf zu den
Künstlerateliers in der Galerie municipale Les Bains Douches.

In der Festungsmauer am Port Vauban, die Festung wurde von Festungsstar-Architekten Louis XIV. Vauban konzipiert, waren einst in ehemaligen Militäranlagen zur Hygiene für die Bewohner eine Aneinanderreihung von Zimmern zum Duschen und Baden angelegt worden. Diese steinernen Zimmer werden seit einigen Jahren an zahlreiche KünstlerInnen vermietet, die hier ihre Ateliers haben, arbeiten und ihre Werke ausstellen.

Die KünsterlerInnen

Der antiboise, warmherzige Sculpteur Claude Urbani zum Beispiel mit seiner farben- und lebensfrohen Skulpturen- und Gemäldesammlung erzählt so lebendig – als ob Picasso vor einem stünde – von der Entstehungsgeschichte seiner Kunst und von Antibes. Man könnte seinem südfranzösischen Charme ausstrahlenden Plaudern „aus dem Nähkästchen“ stundenlang zuhören, denn er ist ein wirklicher Insider, der auch schon in Deutschland auf Schloss Würtemberg eine Mäzenin fand. Auch die beiden Hélènes „Les Helènes“ sind keine Helleninen, sondern authentische, gestandene, langhaarige, blonde Bildhauerinnen, die äußerst attraktive lange, große Holzskulpturen präsentieren, in die zum Beispiel Glas eingearbeitet ist. „Es ist Holz aus der Region.“ so eine der Hélènes. Auch wertvolle Bronzemasken und -skulpturen sowie Schmuck runden ihre Werkschau ab, die von großem künstlerischen Können zeugen. Auch die anderen Ateliers sind eins um andere interessanter als das andere. So kann man zum Beispiel in der Galerie Didier Saba dem Glasbläser bei der Arbeit zuschauen, wie er witzige Kreationen ins Leben ruft wie bunte Papageien mit Hüten.

Restaurantstraße entlang der Galeries Bain-Douches

Entlang der Straße der Galerien können Erfrischungen und französische Küche in zahlreichen Restaurants und Bistrots genossen werden – der spannenden Wanderung durch die Ateliers muss Tribut gezollt werden! In den angrenzenden Gässchen findet sich in der Rue Thuret ein typisch französisches Seifengeschäft, um beim Thema Bain-Douches zu bleiben. Im Comptoir des Savonniers bleibt kein Seifenwunsch offen: alle schönen Farben, alle diversen Formen, alle feinen Düfte – bislang noch nirgendwo in dieser Vielfältigkeit gesehen und gerochen – dieses Seifengeschäft ist ein Geheimtipp.

Reisehinweise:

Anreise: Antibes Juan-les-Pins im Département Alpes-Maritimes (die von weitem mit ihren schneebedeckten Kuppen zu sehen sind) ist über den Flughafen Nizza und die Autobahn A 8 zu erreichen – auch eine TGV-Schnellzug-Haltestelle wurde neu angelegt. Auch hier keine weiteren störenden, offensichtlichen Sicherungsmaßnahmen, lediglich sind die abfliegenden Passagiere an einem Spezialterminal „Kiss and Fly“ „abzuliefern“. Die Autos parken nicht mehr auf Parkplätzen, sondern die Gäste werden hier samt Gepäck abgeladen und die Autos müssen weiterfahren. In Nizza selbst ist der Boulevard des Anglais mittlerweile durch Betonpoller gesichert. Die Lebensfreude nach dem schrecklichen Attentat von 2016 mit 80 Toten siegt und niemand lässt sich in seinem Tun beeinträchtigen. Das Leben geht weiter.
Busse der Linie 200 verbinden Antibes mit der näheren Umgebung an der Côte d’Azur sowie nach Cannes und Nizza. Der Fahrpreis beträgt 1,50 Euro.

Übernachtung: Allen Budgetgrößen kann Genüge getan werden. Besucher können sich auf Campingplätzen ein Plätchen, in Jugendherbergen ein Bett und Hotels bis hin zum Fünf-Sterne-Hotel ein Zimmer buchen.

Unterstützungshinweis:

Die Recherche wurde von Office de Tourisme und Congrès Antibes-Juan-les-Pins unterstützt.

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