„Willkommen in den blühenden Landschaften“ – Zum Film „Freies Land“ von Christian Alvart

Unter Verdächtigen: Die Kommissare Patrick Stein (Trystan Pütter) und Michael Bach (Felix Kramer) stellen einen „neugierigen“ Dorfbewohner zur Rede. © Verleih Telepool

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Das Beitrittsgebiet zur BRD wird in „Wildes Land“ als grau und kalt gezeigt. Das wundert wenig, denn im Winter wurde gedreht und für das angebliche Elend an der Oder mussten Orte in der Ukraine herhalten. In der Fiktion ist alles möglich, auch die Verwechslung mit der Realität.

Dass der Fortschritt nach dem Fall der DDR auch Entfremdung bedeutet, das zeigt der von Film von Christian Alvart, der sich um Regie und Kamera kümmerte und mit Sigfried Kamml das Drehbuch schrieb, so gut wie die Grenzen im Gehirn. Erziehung und Sozialisation beziehungsweise Umerziehung haben ihre Spuren hinterlassen. Dass die Amerikanisierung besser gelang und tiefer wirkte als die Russifizierung, das sieht man auch im Hotel Fortschritt, wo ein Ost-Bulle auf einen West-Bullen trifft.

Bullen? Die Herren sind von der Kripo. Mordkommission. Mit den Worten „Willkommen in den blühenden Landschaften“ begrüßt Markus Bach (Felix Kramer) den westdeutschen Kollegen Patrick Stein (Trystan Pütter) und stellt gleich mal seinen Zynismus zur Schau, an dem manche Filmfiguren und viele Zuschauer noch ihre Freude haben werden. Das ungleiche Paar zieht einsam und gemeinsam durch eine aus dem Gleichgewicht gekommene Gesellschaft.

Irgendwo im Nirgendwo der Oderniederungen, suchen beide Bullen zwei verschwundenen Fräuleins. „Viele junge Frauen verlassen ihre Heimat in Richtung Westen – einige kommen nie dort an.“ So kann man es sagen und schreiben.

Im Oderbruch knacken beim Rest vom Schützenfest im Laufe der Ermittlungen allerlei Knochen, Schüsse fallen und auch das Niveau der Aufklärung brutaler Straftaten. Beziehungen brechen, auch die der Beamten. Was für ein Drama!

Doch die eher düsteren 128 Minuten mit eindringlicher Musik, nach Angaben von Alvart sei das Industrie-Blues, von Christoph Schauer sind in erster Linie ein handwerklich gut gemachter Krimi mit rotem Faden, Fusseln und Fransen fürs begnadete Montagskino, nicht fürs gemeine Popcornkino-Publikum.

Filmografische Angaben

  • Originaltitel: Freies Land
  • Staat: BRD
  • Jahr: 2019
  • Regie: Christian Alvart
  • Buch: Christian Alvart, Sigfried Kamml
  • Kamera: Christian Alvart
  • Musik: Christoph Schauer
  • Ton: David Hilgers
  • Genre: Thriller, Krimi
  • Darsteller: Felix Kramer, Trystan Pütter, Nora Waldstätten
  • Produzenten: Sigfried Kamml, Christian Alvart
  • Produktion: Syrreal Entertainment GmbH
  • Koproduktion: Telepool GmbH und ZDF
  • Unterstützung: Deutscher Filmförderfonds
  • Länge: 128 Minuten
  • Altersfreigabe: FSK 16
  • Kinostart BRD: 9.1.2020

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