Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Ab und zu passiert es, dass Reporter und Journalisten überlastet sind. Eigentlich immer. Und dann fällt was hinten herunter, bzw. es passiert nichts. Auf deutsch: nix. Besonders ungünstig, wenn man ein brandheißes Eisen am Wickel hat. Wenn es um Munition und Panzer geht. Um Waldbrandgefahr im Berliner Grunewald, innenstadtnah in der Berliner Hauptstadt. Man sollte das Eisen schmieden, solange es heiß ist. Aber man kann nicht mehrere Sachen gleichzeitig erledigen. Hinter einem Zeitungsartikel steckt viel Arbeit. Mehrere Stunden. Wenn man dann als Reporter noch mehrfach vor Ort ist und sich die Lage ständig ändert, so dass der beste Veröffentlichungszeitpunkt nie gekommen scheint, dauert es noch länger. Wenn dann auch noch Photographien erstellt werden, müssen diese kuratiert werden. Gespeichert. Hochgeladen. Beschriftet, und so weiter.
Bei einem Onlinemagazin kommt die zweite Arbeit hinzu: die Veröffentlichung. Der Artikel ist fertig, aber „nur“ auf dem Papier und im Bildordner. Wieder mehrere Stunden.
Vieles interessante bleibt unveröffentlicht
Deshalb bleibt vieles gänzlich unpubliziert.
Nun sind wir fast zwei Jahre weiter. Zum Ende des Frühlings 2024 sind Panzer und Munition für viele keine Reizwörter mehr. So wie vorher bei den Viren kennen sich jetzt viele angeblich mit Waffen aus.
Waldbrandgefahr ist zurzeit kein Thema. Es war Anfang April – der April macht, was er will – kurz ein Thema, aber noch auf allerunterster Stufe. Stattdessen steigt der Grundwasserspiegel und die Flüsse sind voll, besonders im Süden Deutschlands.
Im Berliner Grunewald und an seinem Rand soll noch einiges passieren
Hinzu kommt, dass der Grunewald in Berlin kein Wald mehr ist, sondern ein Forst. Deshalb gibt es dort eine Försterei und es abreiten keine Waldner dort, sondern Förster.
Dabei wurden in den Vergangenheit viele Sünden begangen. Für manche ist die AVUS eine. Für andere sind es die Kiefern und andere Nadelbäume, die hier nichts zu suchen haben, aber schnell entflammbar sind. Sie wurden aus Kurzsichtigkeit aus dem Mittelmeerraum hierhergebracht.
Streben nach schnellem Gewinn rächt sich immer. Nachhaltigkeit ist das Gegenteil. Auch in der Wirtschaft, die unser aller Grundlage bildet. Wenn man nicht am Wort bleibt und das Land, den Grund und Boden als Grundlage sieht.
Die Katastrophe im Ahrtal im 21. Jahrhundert hätte schon im 20. Jahrhundert verhindert werden können – Pläne gab es
Schlimmer als die AVUS war auf jeden Fall der Nürburgring. Nicht nur wegen der toten Rennfahrer rund um Adenau. Nach dem Weltkrieg, dem unsäglichen Versailler Vertrag, der auch in Großbritannien und Frankreich als Fehler betrachtet wird und der Besetzung des Rheinlands kam es wegen der Kohle, die das Deutsche Reich nun plötzlich importieren musste (sic!) zu phantastischen Preissteigerungen. 1922 und 1923 bleiben im Gedächtnis als Jahre der Inflation und Währungsreform der Reichsmark. Da blieb nicht viel Geld übrig. Der Handlungsspielraum war klein. Nach der Jahrhundertflut im Ahrtal erkannte man, dass wegen des Schieferbodens und der steilen Neigung der Zuflüsse und Bäche Wasserauffangbecken gebaut werden müssen. Aber: Die staatlichen Stellen hatten nur Geld für ein Projekt. Wegen der Inflation. Man entschied sich für den schnellen Gewinn an Geld, Renommé und anderes … Man baute den Nürburgring.
Wasserbecken sind nicht spektakulär. Und eine Jahrhundertflut kommt ja nur einmal im Jahrhundert. Betrifft also nur die Enkel und Urenkel, so man denn überhaupt Kinder hat.
So wurde die Becken im Ahrtal nicht gebaut. Der Humus dort bildet teilweise nur eine dünne Schicht von 15 Zentimetern. Der Boden nimmt kaum Wasser auf und die Bäche sind eigentlich Sturzbäche. Eine geplante Katastrophe. Geplant durch Untätigkeit. Denn man wusste schon vor dem Weltbrand, wie man den Krieg damals nannte, Bescheid.
Und die Moral von der Geschicht … gilt im Grunewald und überall, nicht vor Gericht
Im Berliner Grunewald versucht man jetzt die richtigen Bäume zu pflanzen. Früher standen in Deutschland Buchen und Eichen. Dann wollten einige dazugehören, zu den Reichen. Sie konnten etwas erreichen. Ein bisschen Einkommen im 20. Jahrhundert und Hunderte Tote im 21.
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