Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Ist der Film „Coup de Chance“ nun eine Romanze oder ein Thriller? Er ist – keine Frage – ein Film von Woody Allan und mit seinen Aufnahmen eine prächtige Hochglanz-Hommage an Paris mit gespielter Leichtigkeit und herbeigefilmtem Tiefgang, grenzenloser Witzigkeit und fehlender Wahrhaftigkeit Kein Wunder, daß dieser Film, für den im Oktober und November 2022 in Paris und umzu gedreht wurde, auf den 80. Internationalen Filmfestspielen von Venedig, das Festival gehört neben der Berlinale in Berlin und den Internationale Filmfestspiele von Cannes zu den drei A-Festivals, zwar keinen Preis erhielt, weil er „außer Konkurrenz“ gezeigt wurde, jedoch Beachtung fand.
„Zufälle gibt’s“, zwei Schulkameraden aus New York, VSA, treffen sich an der Seine. Sie Fanny Fournier gehört zur dort bereits zur Bourgeoisie im französischen Westfrankenreich. Ihr Mann macht die Reichen reicher. Er, der Autor Alain Aubert (Niels Schneider), schreibt, ruft sie an und schnulzt sie voll. Sie ißt erst Baguette und dann Maronen. Schmackofatzen und schwätzen, das zieht sich wie ein roter Faden durch den Film.
Foie gras und Schenkelchen, aber leider kein Frosch im Hals. Laber Rhabarber! Das Geschwätz der Großbourgeoisie ist schon nach wenigen Minuten unerträglich. Kleingeister mit Hang zu Modelleisenbahnen könnten das mögen. Auch bei einem Picknick im Park Palaver über die platonische Liebe, die mit der von Platon nichts zu tun hat. Dazu paßt der Roman „Le Jardin secret“ und eine Plattitüde wie „Für mich gibt es kein höheres Genie als daß der Poesie.“
Jean Fournier (gespielt von Melvil Poupaud) hält sich seine Frau Fanny (Lou de Laâge) wie die beste Lok im Schuppen seiner Modelleisenbahn. Er rangiert nicht nur Millionen und Märklin. Sie kommt ab vom Gleis und landet zu Tisch im Apartement von Alain. Er kocht und hält Händchen. Ist das die Magie des Weines? Die Frage, ob noch vor dem Gruß aus der Küche gefickt wird, stellt sich.
Höhepunkt des Films wäre der vor einem Restaurant sitzende Woody Allan, der nur von hinten beziehungsweise der Seite zu sehen ist, gewesen, während die frisch Verliebten an ihm vorreden. Doch Allan ist das nicht. Ohne ihn beginnt das Geschwätz über Schuldgefühle mit dem Schulfreund. Nach der Hälfte des Films landet der bei den Fischen.
Das ist sowohl ohne Thrill als auch wenig komisch. Freunde von „aufgefrischten Ehegelübten“ kommen hingegen auf ihre Kosten.
Immerhin bekommt der Film von Woody Allan noch eine witzige Wendung, aber erst nach 90 Minuten.
Filmographische Angaben:
- Originaltitel: Coup de Chance
- Deutscher Titel: Ein Glücksfall
- Produktionsstaaten: Frankreich, VK
- Erscheinungsjahr: 2023
- Originalsprache: Französisch
- Genre: Romanze, Thriller
- Regie: Woody Allen
- Drehbuch: Woody Allen
- Kamera: Vittorio Storaro
- Schnitt: Alisa Lepselter
- Darsteller: Lou de Laâge (Fanny Fournier), Valérie Lemercier (Camille Moreau), Melvil Poupaud (Jean Fournier), Niels Schneider (Alain Aubert), Elsa Zylberstein (Caroline Blanc), Grégory Gadebois (Henri Delany), Guillaume de Tonquédec (Marcel Blanc), Sara Martins (Julia Yannick Choirat (Marc), Arnaud Viard (Pierre), Anne Loiret (Delphine)
- Kinostart in der BRD: 11.4.2024
- Länge: 96 Minuten
- Altersfreigabe: FSK 12