Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Elektrische Roller: Kennzeichen haben sie ja. Und online nachverfolgbar einschließlich des Nutzers sind sie sowieso. Damit sie von dieseltankenden Lieferwagen abtransportiert werden können ins Nest, um anschließend wieder ausgesetzt zu werden, ist die Ortung eingeschaltet. Man weiß also, wer wann wohin fuhr. Von wo aus. In der Hauptstadt ist das Angebot recht groß, je weiter mittig, desto besser.
Elektrische Roller und Zweiräder aller Art
Weitere Zweiräder stehen an vielen Straßenecken zur Verfügung. Die breiten Bürgersteige Berlins und die Politik des hellrot-dunkelrot-grünen Senats, im Zweifel immer gegen die Parkplätze zu regieren – was ein Fehler ist – vereinfachen die Aufstellung von Unmengen oft nicht gebrauchter Fahrräder, Roller und Motorroller.
Motorroller war bis vor nicht langer Zeit ein eindeutiger Begriff, da es sich um Verbrennungsmotoren handelte, die in kurzer Zeit eine maximale Leistung und Beschleunigung erzielen. Preiswerte Modelle mit stinkenden, knatternden Zweitaktern á la Trabi; leistungsfähigere, die auch für Überlandfahrten taugen, ähneln in der Ausstattung immer mehr den Autos. Maximales Zweirad-Beispiel: das nicht mehr gebaute BMW-Motorrad C1 mit ABS und Dach.
Da ein Elektromotor auch ein Motor ist, ist „Motorroller“ heute ein doppeldeutiger Begriff. Kinder würden sagen, ein „Teekesselchen“. Im Grunde rollen alle erwähnten Gefährte und Fahrzeuge. Einen Antrieb haben sie auch. Ein Außerirdischer könnte mit Fug und Recht einen elektrischen Roller „Motorroller“ nennen.
Wozu Parkplätze gut sind: Auch für den Umweltschutz!
Parkplätze, die in einem guten Verhältnis zur Zahl der benutzten Fahrzeuge stehen, sind eine gute Sache. In Berlin heute mit seinen Dauerbaustellen, die sich durch die Niedrigzinsen noch vermehren, sind immer zu wenige Parkplätze vorhanden. Da bedarf es keiner städtischen Politik des Senats oder der Bezirksämter, die Anzahl der Stellplätze noch zu verringern. Trotzdem geschieht der Abbau noch immer. Beispiele: Sitzbänke am Straßenrand (in der Kreuzberger Bergmannstraße), Blumenkübel und betonierte „Fahrradleihstationen“ wie an der Nationalgalerie in Tiergarten.
Man könnte meinen, dass Parkhäuser dann umso besser verdienen. Das ist nur teilweise richtig. Wer spart, das Tageslicht schätzt oder Platzangst hat, für den ist ein Parkhaus keine Alternative. Außer dem Parkhaus im Englischen Garten. Dort im Tiergarten kann man Tee trinken – jedoch keine Wagen abstellen, außer dem Geschirrwagen.
In Zeiten, in denen der Klimaschutz alles zu dominieren scheint, sind Parkplätze wieder wichtig.
Zuwenig Parkplätze bedeutet zuviel Parksuchverkehr, also Zeitverlust, Spritverbrauch, Abgase und andere Umweltverschmutzung, Erderwärmung.
Zuwenige Parkplätze führen zu mehr Staus, weil mehr Verkehrsteilnehmer länger auf der Straße sind und sich manche mit Stehen in der zweiten Reihe behelfen. Folge: Stau, Abgase, Klimaschaden.
Wer heute für Klima und Umwelt ist, muss auch für ausreichenden Parkraum sein.
Aufstehen! Elektrische Roller und Stand-up-Paddling (SUP)
Wer elektrische Roller fährt, steht auf der Straße herum, während der Asphalt unter ihm hinweggleitet. Dass statt den altbekannten Sportarten Rudern, Kanu-und Kajakfahren Wind- und Kitesurfen sowie SUP (Paddeln im Stehen) aufgekommen sind, ist ein kulturhistorisches beachtenswertes Phänomen, das noch nicht ausgewertet wurde.
Stehen statt Sitzen
Ob es da um Alexandertechnik geht, die Verwertung des Kapitals durch ständig neue Angebote und Märkte oder um eine Gesellschaft, die immer weniger Rückgrat zeigt, aber gerade deswegen wenigstens aufrecht stehen will?
Worum es geht, werden vielleicht bald Dissertationen zeigen.
Sorgfältiger Umgang?
Einen Aspekt, den wir in unserer Alltagsblindheit nicht gesehen oder übersehen haben, brachte einer der Berliner ein, die von außen einen unverstellteren Blick haben. Syed Mujtaba Ishaq ist Sales Director bei Unipos, einer japanischen Firma, die eine Software anbietet, die auf der Basis der Dankbarkeit funktioniert und unter anderem in Personalabteilungen nützlich ist. Ob er durch den täglichen Umgang mit seinen Kollegen – die Japaner sind ein äußerst höfliches Volk – oder wegen der Software die Dankbarkeit mehr im Kopf hat, wissen wir nicht.
Sein Kommentar zu den neuen elektrischen Rollern: „Die Menschen nehmen vieles für selbstverständlich. Schauen Sie, viele sind nicht sorgsam genug!“
Von einem seiner Arbeitsplätze aus überblickt er den Kemperplatz an Sony-Center und Philharmonie. Nördlich davon beginnnt der Tiergarten, ein großer öffentlicher Park. Herr Mujtaba Ishaq meint, das einfach viele sorglos in den Park fahren (wo steinige Wege das Material stark strapazieren.) Dafür seien die Roller nicht gedacht.
Auch habe er schon umgestürzte oder nicht angemessen abgestellte Fahrzeuge gesehen. Nach seinen Beobachtungen können man mit den tollen Geräten besser umgehen, pfleglicher und sorgfältiger. Er hat recht.
Aber das war uns nicht zuerst aufgefallen. Eher schon die teils rücksichtslose Fahrweise, die nur vorübergehend auf die überschwengliche Freude zurückgeführt werden darf, die mit dem „neuen Spielzeug“ und dem Fahrgefühl einhergeht.
Flugzeuge, Leihfahrräder und Elektroroller – namentlich benutzte Verkehrsmittel
Ob sich das Klima durch Elektroroller verbessert oder gar die Welt gerettet wird, ist noch nicht klar. Vielleicht wird der Roller nur eine kleine Episode in der Geschichte bleiben, kürzer als das Hochrad. Nebenbei tragen App-gestützte Roller zu einer immer stärkeren Datenerfassung und damit einer möglichen größeren Überwachung der mobilen Nutzer bei. Wer ein Flugticket kauft, hinterlässt seinen Namen. Da an Flughäfen der Pass kontrolliert wird, nur fair. Bahnfahrkarten gibt es namentlich und anonym, Busfahrscheine ebenfalls. Leihfahrräder, -Scooter und Elektroroller werden fast ausschließlich gegen Gebühr und App angeboten. Name und Standort der Nutzer sind sekunden- und minutengenau nachvollziehbar. Ein ganz neues Feld für den Datenschutz und ein gefundenes Fressen für jede Diktatur.
Warum gibt es keine Roller mit Münzeinwurf?
Gefahr Lautlosigkeit
Ein Fahrradfahrer aus dem Collegium musicum Berlin der Berliner Universitäten TU und FU sagte einmal Überraschendes. Auf den geäußerten Wunsch nach weniger Autolärm, um Lebensqualität in die Stadt zu bringen, reagierte der Fahrradfahrer so: ‚Mir ist es wichtig, dass ich die Autos höre, sonst wäre es viel zu gefährlich‘.
Um wieviel gefährlicher der Straßenverkehr durch elektrische Verkehrsmittel geworden ist, ist größtenteils unbekannt. In der heutigen Übergangszeit mit breit vertretenen Diesel-, Benzin- und Wankelmotoren bei aufkommenden Elt-Gefährten aller Art sind viele Leute noch gewohnt, die Straße nach Gehör zu überqueren.
Für Blinde dürfte das zunehmend schwieriger werden.
Andererseits laufen Hunderte ständig mit Kopfhörern herum. Feuerwehren und Rettungsdienste müssen heute mit lauteren Sirenen fahren, um wahrgenommen zu werden. Der Stress hört nicht auf.
Wie werden die E-Roller bewertet werden? Die Zeit wird es zeigen.
Hinterher werden wir schlauer sein.