Die Tanzstunde in der Komödie am Kurfürstendamm

Lockerungsübung mit Senga (Tanja Wedhorn) und Ever (Oliver Mommsen) im dem Stück "Die Tanzstunde" in der Komödie am Kurfürstendamm in Berlin. Lockerungsübung. © MuTphoto/ Barbara Braun, BU: Stefan Pribnow

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). “One thing you can’t hide, is when you’re crippled inside…” – diese allgemeingültige Erkenntnis sang schon vor Jahrzehnten unser Love-and-Peace-Guru John Lennon. Und genau darum geht es in diesem anrührenden Bühnenstück Die Tanzstunde in der Komödie am Kurfürstendamm, um Beziehungen und „Verkrüppelt“-Sein, innen und außen.

Ever Montgomery, an Asperger-Syndrom leidender Nerd und Hochschulprofessor an einer renommierten New Yorker Universität (eindringlich und brillant gespielt von Oliver Mommsen), will für die Gala im Anschluss an eine Preisverleihung an ihn in einer einzigen Tanzstunde tanzen lernen.

Auf Anraten des Hausmeisters hat er sich hierfür seine Nachbarin und Broadway-Tänzerin Senga Quinn ausgeschaut (bezaubernd gespielt von Tanja Wedhorn), die in dem Moment seines Besuchs gerade zu Tode betrübt mit einer orthopädischen Orthese um ihr rechtes Bein in ihrem Appartment sitzt: Ein Taxi hat sie zum „Krüppel“ gefahren – eine OP ist unmöglich, da sie keine Narkose überleben würde – ihre Karriere als berühmte Broadway-Tänzerin ist quasi vorbei.

Beide sind also schwerstens gehandicapt. Sehr zögerlich lässt sich Senga auf Ever‘s Angebot ein, ihr für diese besondere Tanzstunde 2153 Dollar zu zahlen. Die Neugier bringt sie dazu, es anzunehmen.

Hier erst beginnen die besonderen Probleme: Ever bekommt Schreikrämpfe bei Berührungen, Händeschütteln, Wangenküsse und Umarmungen müssen unter Vorsichtsmaßnahmen geübt werden, damit er Senga nicht umwirft aus Panik.

Im Laufe der Tanzstunde kommen die beiden sich dann doch so näher, dass sie ein Liebespaar werden. Absurde Situationen entstehen, voller Wortwitz, so dass das Publikum im vollbesetzten Haus aus dem Lachen kaum herauskommt – obwohl es auch traurige, eindringlich berührende Momente gibt, denn bei Senga zeigen sich schwere seelische, verdrängte Kindheitstraumata. Ever hilft ihr, gute Ärzte zu finden, sowohl Chirurgen als auch Psychiater. Ein paar wie gemacht füreinander.

Schöne Disco-Songs begleiten diese zweistündige Aufführung (mit Pause), wie „If you could read my mind”, „Ladies Night“, “You ́re the one that I want”, “Let ́s talk about Sex” und in der Schluss-Traumszene hotten die beiden profimässig à la Broadway über die Bühne und reißen das Publikum fast von den Stühlen.

Der amerikanische, renommierte Autor Mark St. Germain schrieb diese berührende Komödie, die als eines der letzten Aufführungen vor dem Abriss der Kudamm-Bühnen unter der Regie von Martin Wölfer inszeniert wird.

Der Schlussapplaus nahm kein Ende!

Informationen

Die Tanzstunde
in der Komödie am Kurfürstendamm
von Mark St. Germain, Deutsch von John Birke
Regie: Martin Woelffer
Bühne und Kostüm: Julia Hattstein
Choreographie: Annette Reckendorf
Schauspieler: mit Tanja Wedhorn und Oliver Mommsen
Premiere: am 14. Januar 2018
Vorstellungen: bis 25. Februar 2018
Spieldauer: zwei Stunden, eine Pause

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