Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). „Get Your Kicks on Route 66“ sang Nat King Cole 1946 – und Dieter Kosslick, Festivalleiter of fame, nahm dies auf und sagte gestern als Grußwort zur Pressekonferenz „Get your kicks at Berlinale sixty six!“. Zum Programm der „66. Internationalen Filmfestspiele Berlin“ wurde auch einiges mitgeteilt.
Beispielsweise dies: „In diesem Jahr will sich die Berlinale besonders für Menschen engagieren, die nicht nur die Flucht, sondern auch Verfolgung, Kriegsgewalt und Folter durchleben mussten.“ Eigentlich ja auch ein Thema das deutschen Filmemachern auf den Nägeln brennt (oder brennen sollte).
Aber unter den 23 Filmen im Wettbewerb ist diesmal nur einer = 1 aus Deutschland. „24 Wochen“ – aber nicht die ersten von einem Syrer, einer Irakerin oder afghanischen Familie bei uns. Nun ja, bei der Co-Produktion „Alone in Berlin“ ist D beteiligt. Leider nicht genügend um den Titel zu beeinflussen. Als Basismaterial diente „Jeder stirbt für sich allein“ von Hans Fallada. Einsam sein ist was anderes als einsam sterben. In Angesicht der Nazis, damals wie heute. Verfolgt? Gefoltert? Es reichte auch so.
Okay, get kicks ouf of Folter, Flucht oder Verfolgung – wohl eher nicht. Aber durchaus ehrenvoll für ein Festival das ja auch von Glitter, Glamour und Glorienschein auf dem roten Teppich lebt sich überhaupt dem Thema zu widmen. Keine Sorge, ein paar Promis kommen trotzdem. Oder deswegen. Und mit Meryl Streep gewinnt die Berlinale double six eine Jurypräsidentin welche mit spröden Charme sprüht und so auch dies Thema gesellschaftsfähig über die Bühne bringt. „…Die Verantwortung ist fast etwas einschüchternd, da ich noch nie Präsidentin von irgendetwas gewesen bin…“, war ihr Kommentar bei der Bekanntgabe. Wie sie können auch wir freudig und gespannt sein auf die Entscheidungen der Jury. Denn ihre anderen Mitglieder sind wie Meryl Streep eigenwillige Persönlichkeiten: Lars Eidinger, Nick James, Brigitte Lacombe, Clive Owen, Alba Rohrwacher und die für „Body“ 2015 mit dem Silbernen Bären ausgezeichnete Małgorzata Szumowska. Wobei, wenn das Thema bei der Auswahl der Bären entscheidet – dann ist Fuocoammare (Fire at Sea), der italienische Beitrag, ganz vorne mit dabei. Schon wegen der Qualität, versteht sich.
Ob wir die auch in einer achtstündigen Meditation zu der Rolle Spaniens im Asien des 19. Jahrhunderts ausmachen oder vor dem Ende einschlafen – wir von Weltexpress wie vom neuen Kulturexpresso werden es und alles andere zum Besten geben. Berichten in wie weit sich Glanz sowie Gala der Stars mit dem Elend der Ertrinkenden vereinen lässt. „Wir lassen es krachen, aber auch leise“ meinte Dieter der Berlinaler gestern bei der Pressekonferenz. Wir lassen uns gern aufs Angenehmste überraschen. Berlinale 66 is ours.