Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Das Frühjahr 2022 glänzt durch etliche überzeugende Romandebüts. Sven Pfitzenmair ist einer von diesen Neueinsteigern ins literarische Geschehen. Seit einigen Jahren blitzte immer wieder sein Talent auf, nun legt er mit Draußen feiern die Leute einen wahnsinnig guten Roman vor.
In einem langweiligen Nest in Niedersachsen naht das Zwiebelfest, eine Art Erntedankfest, welches die Mehrheit der Bewohnerinnen traditionell im Vollrausch verbringt. Den drei Außenseitern mit sehr speziellen Begabungen Valerie, Timo und Richard bedeutet dieses Sauffest nichts. Sie gehören nicht dazu und möchten nicht der Freak des Tages sein. Doch das ist nicht ihr einziges Problem. Seit einiger Zeit verschwinden junge Menschen in ganz Deutschland. Hat etwa der geheimnisumwitterte Rasputin aus der großen Stadt Hannover damit zu tun? »Okay, sagte ich, und traute mich nicht nachzufragen, ob es der Rasputin ist, von dem man so viel hört, der mal einen Linienbus geklaut hat, damit nach Hause gefahren ist, den Bus vor seiner eigenen Haustür angezündet und trotzdem keine Spuren hinterlassen hat?«
Kennt die 1,80 Meter große Eule den Eingang zu einer Welt, die besser als die hiesig ist? Pfizenmaier sondert in einer feinen und sehr klaren Sprache ein Panorama an brodelnden Geschichten ab, in denen ein paar Einsame versuchen, ihr Selbstwertgefühl in der Gesellschaft zu heben. Das macht er klug und witzig, obgleich manche Leserin vielleicht etwas desolat zurückbleibt. In jedem Fall hallt dieser Ausflug in die Welt der Zwischenzonen lange nach. Ich habe das Buch in einem Rutsch genossen.
»Wir befinden uns in der Morgendämmerung eines Ereignisses, in dessen Schatten das Alte Testament zu einem Groschenroman wird!«
Anmerkungen:
Sven Pfizenmaier, Draußen feiern die Leute, 336 Seiten, Verlag: Kein & Aber, Zürich, 8.3.2022, ISBN: 978-3-0369-5874-3, Preis: 24 EUR (Deutschland)