Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Die Republik Kuba ist mehr ein sozialistischer als ein kommunistischer Staat in der Karibik. Im Grunde befindet sich das Kapital in den Händen von Staatsdienern und ist also monopolisiert. Von einer freien Assoziation von Warenproduzenten kann keine Rede sein. Von einer Diktatur des Proletariats kann auch keine Rede sein, eher von einer der Funktionäre. Sich Kommunisten nennende Fürsten der Partido Comunista de Cuba (PCC) beherrschen die Behörden und regieren bis in die Betriebe. Die obersten Organe der PCC sind das Zentralkomitee und das Politbüro. Das dort offiziell gedacht wird, das wird in der Tageszeitung „Granma“, die das Sprachrohr der Partei ist, verlautbart.
Die „Granma“ (deutsch Großmutter), die erstmals am 4. Oktober 1965 erschien, ist ein Megaphone der Mächtigen in der Partei, die den Staat mit Personal bestückte von der obersten bis zur untersten Ebene. Viel Freiheit für journalistische Unabhängigkeit bleibt den Lohnschreibern der Oma nicht.
Die Zeitung wurde nach der Motor-Yacht benannt, mit der 82 Guerilleros der kubanischen Bewegung des 26. Juli unter Führung von Fidel Castro am 25. November 1956 vom mexikanischen Tuxpan auf die Karibikinsel übersetzten, um das verhasste Regime des Oberbefehlshabers und Diktators Fulgencio Batista zu stürzen, der erst im faschistischen Portugal unter Salazar und dann im faschistischen Spanien unter Franco Exil fand.
Die Revolution gelang. Aus gegebenem Anlass lädt das Berliner Maxim-Groki-Theater zum „Granma – Posaunen aus Havanna /Metales de Cuba“ genannten Stück, das laut eigenen Angaben in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Havanna entstanden sein solle. Die Uraufführung solle am
21. März 2019 in Berlin stattfinden.
In einer Pressemitteilung vom 11.2.2019 heißt es zur Premiere: „Im 60. Jahr nach der Revolution hat Rimini Protokoll die Enkelgeneration nach ihren Bezügen zum Mythos und zur Realität der Revolution gefragt und vier von ihnen eingeladen, zu erzählen. Da ist zum Beispiel Daniel, 36, Mathematiker und Filmemacher. Sein Großvater, Faustino Pérez, war einer der vertrautesten Kameraden Fidel Castros und organisierte 1956 das Schiff Granma, das die Revolutionäre von Mexiko nach Kuba brachte. Nach deren Triumph wurde Pérez erster Minister für die Rückgewinnung unterschlagener Güter und begann mit der Enteignung der Eliten. Sein Enkel Daniel besitzt noch heute den Katalog einer Auktion auf der edle Haarspangen und Strandvillen versteigert wurden. Doch was kann er sich davon heute kaufen? Neben ihm macht sich auf der Bühne der 24-jährige Softwareprogrammierer Christian auf die Spuren seines Großvaters, der als Kampfpilot in den Bürgerkrieg nach Angola zog, und die Geschichtsstudentin Milagro versucht die Geschichte der Revolution, dank der sie studieren konnte, ins Heute weiterzuschreiben.“
Das Konzept dieser „dokumentarischen Zeitreise“ stamme von Stefan Kaegi. Die vier Kubaner, Milagro Álvarez Leliebre, Daniel Cruces-Pérez, Diana Sainz Mena und Christian Palenque Moreda, würden sich „mit der 31-jährigen Musikerin Diana, deren Großvater das Orquesta Maravillas de Florida gründete“, auf „eine Zeitreise über mehrere Generationen“ begeben und „ihre Familiengeschichten mit den gesellschaftspolitischen Fragen einer Gegenwart, in der sich Kuba verändert“, verpflechten.
Das klingt nach einem Experiment mit offenem Ausgang, doch Kaegi führt auch Regie. Wir wollen schauen und auch hören, wie der Komponisten Ari Benjamin Meyers und die vier Posaunen üben.
Nach der Premiere am 21.3. seien laut Pressemitteilung weitere Vorstellungen für den 22.3., 19.30 Uhr und 23.3., 17 Uhr und 21 Uhr sowie in der kommenden Spielzeit für den 12.10. und 13.10.2019 geplant.