Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Grammy-Gewinnerin Kim Petras ist Kölnerin. Also Deutsche, aber sie wohnt nicht hier, sondern in den USA. Auch dort hat es sie innerhalb des Landes ganz an den westlichen Rand verschlagen, an den Pazifik nach Los Angeles. Die Riesenstadt mit dem spanischen Namen „Die Engel“ gehört zum „Golden State“, dem „goldenen“ Bundesstaat Kalifornien, eine Beute aus dem mexikanischen-amerikanischen Krieg 1846-48 wie sieben weitere Bundesstaaten bzw. Teile davon auch. Zum Beispiel Texas und dass New Mexico, also Neumexiko mal in Altmexiko lag, verrät schon der Name.
Irgendwie interessant, weil doch viele Mexikaner, aber natürlich auch Mittelamerikaner und Südamerikaner versuchen, die Grenze zu überqueren, durch Wüsten und über Flüsse. Zumindest für die Mexikaner ist es so, dass sie zunächst nur die Grenze zwischen dem jetzigen und dem ehemaligen Mexiko zu überwinden versuchen.
Diese Grammy-Gewinnerin Kim Petras bricht also nun Rekorde. Nicht allein zwar, sondern zusammen mit dem Briten Sam Smith. Mit dem Hit „UNHOLY“, zu deutsch unheilig.
Womit haben die beiden da nun also gewonnen? Das Video zeigt Petras auf allen Vieren in einem Käfig, hinter ihr lodern überall Flammen. Was für die einen Gasverschwendung, ist für den anderen die Hölle. Smith und Petras besingen einen Familienvater, der einen Stripclub besucht. Streng genommen könnte man das Ehebruch nennen; juristisch, religiös, whatever.
Es war die 65. Grammyverleihung. Am Sonntagabend Ortszeit wurden in L.A. Grammys in 91 Rubriken, Sparten oder „Kategorien“ vergeben. Die Grammyverleihung wurde 2022 in die Wüste verlegt, Sie wissen schon, wegen der Ausnahmegesetze seit 2020. Nach Las Vegas in Nevada. 2023 kehrte der Zirkus nach L.A. zurück. (Übrigens hat Mexiko auch Nevada am 2.2.1848 an die USA abgetreten, die in einem Teil 1850 das Utah-Territorium gründete, das heute aus drei Bundesstaaten besteht, u.a. Colorado.)
Gemeinsam sind wir stark – so erreichte Grammy-Gewinnerin Kim Petras ihr Ziel
Was genau hat Kim Petras erreicht? Sie lag in der Vereinigten Staaten und im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland auf Platz 1 der Hitparade mit „UNHOLY“. Und sie holte als Teil des „besten Pop-Duos“ einen Grammy in einer von 91 „Kategorien“. Deswegen allein hätten Glitzermedien wie RTL und der dazugehörige „Nachrichten“-Sender Ntv wohl nicht so ein Brimborium gemacht. Ja, gut, mit Deutschland geht’s bergab, das Gas ist viermal so teuer, irgendjemand hat mit vier Bomben beide Ostseepipelines in die Luft gesprengt, es wird weniger Aluminium produziert, Unternehmen wollen in die USA und die Herren-Fußballnationalmannschaft kam zum zweiten Mal nicht über die Vorrunde hinaus. Das gab’s noch nie.
Da feiert man gern jeden deutschen Erfolg.
RTL versucht statt Fußball jetzt American Football zu vermarkten und die gewonnene Herren-Hockey-Weltmeisterschaft in einer weiteren Sportart, die in den Medien bisher eher ein Mauerblümchendasein fristet, wurde groß aufgehängt.
Doch das ist ja nicht der Kern der Sache. Kim Petras ist der erste Transmensch mit einem Grammy und eine der jüngsten Transfrauen obendrein. Ist sie deswegen eine bessere Sängerin oder Schauspielerin? Nein. Was gefeiert wird, ist die Sensation und das Neue.
Was uns daran wundert, ist, dass es doch angeblich so normal sein soll, mit aufwendigen Operationen und vielen künstlichen Hormonen sein Geschlecht zu wählen. Das wurde jetzt in der Bundesrepublik sogar gesetzlich verankert. Dabei geht aber erstmal die Identität verloren und bleibt auch danach nicht gefestigt. Denn was man frei wählen kann, kann umentschieden werden. Heiraten, christlich gedacht, sollte für immer sein. Naja, nicht ganz für immer. Obwohl es auch Bücher gibt mit dem Thema „Treue über den Tod hinaus“ und Witwenverbrennungen in Indien. Liz TAYLOR und Rich Burton haben das mit der Treue fast geschafft. Sich aber dreimal scheiden lassen. Egal, sie waren viermal verheiratet. Miteinander.
Einfach nicht zu Ende gedacht
Also ist das nun ein Einzelfall und wird deshalb herausgestellt, oder ist es nichts besonderes? Würde es wirklich Routine, wären die Krankenhäuser in kürzester Zeit dauerüberlastet.
Das würde viel schlimmer als das, was seit 2020 in den Kliniken passierte. Zumindest was die Überlastung anginge. Das ist einfach nicht zu Ende gedacht. Oder doch, aber anders als wir vermuten. Oder uns gesagt wird. Genauso, wie man die 48 Millionen Autos in Deutschland nicht bis 2030 elektrisieren können wird. Selbst wenn man sie bauen könnte und selbst wenn sie so weit fahren könnten wie nötig, würde das Netz zusammenbrechen. Nicht nur das Stromnetz, sondern dann auch das soziale.
Was steckt also dahinter, hinter dem das-Geschlecht-ist-egal-Hype? Einerseits soll es ja so unwichtig sein mit dem Gender (engl. für Geschlecht, das englische Wort sex bedeutet im Deutschen auch Geschlecht, zum Beispiel in einem Fragebogen, und mögliche Antworten wären beispielsweise male , d.i. männlich oder female – weiblich). So unwichtig, dass man es selbst aussuchen kann, auch später noch (und wieder zurück??).
Dann scheint es ja auch wieder sehr sehr wichtig zu sein, denn die Medien halten uns täglich „Vorbilder“ vor. Und Gesetze werden auch geändert. Wenn es dabei nur um ein paar Ausnahmen ginge, die man jetzt befreit, warum wird dann das Thema so an die große Glocke gehängt? Über Dinge, die uns alle betreffen, erfahren wir doch oft viel weniger?
Wir wissen es nicht, was hinter dem HYPE steckt. (Hype könnte man z.B. mit ‚Hochkochen dieses Themas‘ übersetzen.)
Was wir wissen, ist, das Petras und Lindenberg es nicht allein geschafft haben. Doch Lindenberg ist ein alter, weißer Mann. Gehört also in den Kreis, der gerade aussortiert wird. Zu den Ex-Privilegierten.
Udo Lindenberg ist die Nummer 1
Eines übrigens ist erstaunlich: Lindenbergs Karriere dauert schon über 50 Jahre, unvergessen sind viele seiner Lieder und Sprüche – doch war er nie an der Spitze der Hitparade, der Charts. Auch mit dem „Cello“ nicht oder mit dem „Mädchen aus Berlin“, das es auch als Musical gibt. Erst 2023.
Der Westfale aus Gronau, der häufig mit seinem Hotelaufenthalt im Atlantic in Hamburg erinnert wird, ist Jahrgang 1946. „Keine Panik auf der Titanic“, das gilt auch heute. Das Riesenschiff, das als unsinkbar galt, war auf dem Weg von Europa über den Atlantik. Heute legen Minister und Präsidenten diesen Weg zurück und drohen auch, unterzugehen. Zumindest im Ansehen der Welt, wenn sie sich in der Wortwahl vergreifen.
Ob angesichts der Atomwaffen, die Ost und West in zwei starren Blöcken aufeinanderrichteten – Indien, Pakistan und Nordkorea waren damals noch keine Thema und das kommunistische China hatte erst Kernwaffen, als Lindenberg 18 wurde (1964) – oder einfach nur aus Humor oder weil es im Rock so üblich ist: Lindenberg spielte mit dem Untergang. Er trommelte in den 60ern für Passport, Emergency und Atlantis, das bekanntlich unterging. Er wohnt im Hotel Atlantic am Wasser in einer Stadt am Wasser, während seit den 70ern Abwechselnd mit einer Eiszeit und einer neuen Küstenlinie Panik gemacht wird, die von Oldenburg über Winsen (Luhe und Lauenburg (Elbe) geht. Die Hamburger Immobilienpreise steigen davon unberührt.
Udo Lindenberg gestaltete sogar selbst zwei (2!) Sonderbriefmarken, die das deutsche Finanzministerium 2010 in Auftrag gab. Für eine Postkarte und einen Brief, eine 45er und eine 55er. Das waren noch Zeiten. Und Preise! Die eine zeigte den Sonderzug nach Pankow, die andere die Andrea Doria. Entweder hat er es mit Verkehrsmitteln oder er liebt Schiffe, die untergehen …
Stark wie zwei und stärker als die Zeit
Seine Studioalben STARK WIE ZWEI und STÄRKER ALS DIE ZEIT (2016) erreichten Platz 1 der Albumcharts und blieben jeweils mehr als 70 Wochen in Deutschland in den Charts. Also länger als ein Jahr. ATLANTIC AFFAIRS (schon wieder der Atlantik!) war dagegen nur eine Woche aufgeführt und das auf Platz 76. Zwei „MTV-unplugged“-Alben hob er auch auch den 1. Platz. Alben hießen früher LPs.)
Vor gut 3 Jahren im Januar 2020 erschien der biographische Film „Lindenberg! MACH DEIN DING!“, die ein wenig unterging. Mitte März veranlasste die Regierung die Schließung der Kinos.
Kometenhafter Komet
2023 ist er erstmals ganz oben in den Single-Charts. Zusammen mit Rapper Apache 207 ist er an der Spitze. „Wow, Leude, das erste Mal in meinem Leben mit einem Song Numero Uno bei den Singles“, schrieb der 76Jährige in einer Pressemitteilung. Udo und Apache brachten Mitte Januar den Song „Komet“ heraus. Spielt Udo da wieder mit dem morbidem Charme des Untergangs? Tatsächlich fliegt uns gerade ein Komet im großen Abstand um die Ohren, den davor das letzte Mal angeblich die Neandertaler sahen. KOMET (nicht KOMMET wie in ‚ihr Hirten‘) können wir hören. Den Kometen hören wir nicht.
Zwei Wochen brauchte das Kometenlied bis in den Pophimmel – wenn das kein kometenhafter Aufstieg ist!
Apache 207 hat es mit seinen 25 Lenzen schneller geschafft. Seit 2018 ist Apache immer wieder im Single-Chart-Himmel. 9mal schon stieg er soweit auf, wie es nur geht. 2019 war er sogar mit „Roller“ top. Hat er auch eine Vorliebe für Verkehrsmittel? Ist ein Komet eins?
Zumindest geht’s damit nach oben, höher als im Fahrstuhl. Kometen stürzen ab, brauchen dafür aber Jahrhunderte. Mit dem Roller geht es schneller. Übrigens tut es auch ein Treppenhaus. Apaches erstes Studioalbum dieses Namens fuhr 2020 gleich in den 207. Stock – oder anders gesagt: ganz nach oben.
Grammy-Gewinnerin Kim Petras, Single-Chart-Stürmer Udo Lindenberg und Apache 207 – Synergieeffekte oder zu zweit zum Erfolg
Wir merken uns: Grammy-Gewinnerin Kim Petras ist zurzeit ganz oben. Und Udo Lindenberg. Und keiner von beiden hat’s allein geschafft.