Berlin, Mainz, Deutschland (Kulturexpresso). Der Spielfilm „Cold Pursuit“, zu deutsch (!) „Hard Powder“ läuft heute im ZDF (Zweiten Deutschen Fernsehen) um 23 Uhr im „Montagskino“ live. Im Fernseher oder am Rechner unter dem Link Live-TV. In der ZDF-Mediathek klappt es nicht, wie Beispiele aus dem Montagskino zeigen („Mission Impossible“ zu schauen, war online und geschweige nachträglich in der ZDF-Mediathek auch eine Mission impossible, ein unmögliches Unterfangen). Live verpasst heißt: Es ist vorbei. So wie es früher im Fernsehen war. Verpasst ist verpasst.
Andere Spielfilme bietet das ZDF zwar online an, aber nur von 22 bis 6 Uhr. Also bitte nicht wundern. Wohl zum Schutz von Kindern. Zum Beispiel: „The Informer“ (108 Minuten) „https://www.zdf.de/filme/spielfilm-highlights/the-informer—wettlauf-gegen-die-zeit-100.html“. „Ex-Häftling Pete Koslow wird als FBI-Informant in die New Yorker Drogenmafia eingeschleust, um die Machenschaften eines berüchtigten Gangsterbosses auffliegen zu lassen.“
Viele Titel, eine Filmidee … und natürlich immer: die Doppeldeutigkeit der Wörter
Der Originaltitel des Remakes heißt Cold Pursuit, Hard Powder ist der deutsche (!!) Titel. Beide stecken voller Doppeldeutigkeit, vielleicht auch Doppelmoral. ‚Kalte Verfolgung‘ bedeutet der Titel, doppeldeutig, weil sowohl im skandinavischen Original als auch in Kehoe in den Rocky Mountains Kälte vorherrscht, weshalb ein Schneepflugfahrer erforderlich ist. Nach dem Tod seines Sohnes durch Verbrecher im Drogenmilieu – sein Sohn war noch nicht einmal der Schuldige – geht der Vater, der Schneepflugfahrer, eiskalt gegen die Verbrecher vor und unter dem Strich ohne Gnade. Powder, „Pulver“, ist ein Synonym für Pulverschnee und die Droge Kokain. Hard ist hart … Man vermutet, das Deutsche Hard Powder besser verstehen und aussprechen können als das Wort „Pursuit“ in „Cold Pursuit“, so dass englische Wörter zum deutschen Titel wurden.
Der deutsche Titel des Ur-Films lautet: „Einer nach dem anderen“. Leicht verständlich. Und er besteht sogar nur aus deutschen Wörtern. Ob das daran liegt, dass das Original aus Skandinavien stammt?
Kraftidioten ist der ursprüngliche Titel. Das klingt deutsch, ist aber norwegisch. Tja, so kann man sich täuschen. Der deutsche Titel lautet „Einer nach dem anderen“. Das Original scheint zwei deutsche Titel zu haben, der fünf Jahre später nachgemachte Film zwei englische. Das ist die Welt, in der wir leben. Kraftidioten bedeutet wörtlich englisch: ‚moron‘. Der englische Filmtitel: In Order of Disappearance.
Aufräumen im Schnee, aufräumen mit dem „Schnee“
Und dann ist da natürlich noch der Schnee. War uns das, als wir vor Jahren einen Artikel über diesen Film lasen, nicht aufgefallen? Liegt es daran, dass wir nie etwas mit irgendwelchen Drogen am Hut hatten? Liam Neeson kippt das Gift Kokain in den Schnee. Er pflügt nicht nur durch die Verbrecherbanden wie ein Pflug. Sein Schneepflug räumt auch im übertragenen Sinn mit zuviel Schnee auf. Dabei kommt ihm der Zufall zu Hilfe. Und die Fehler der Verbrecher („Idioten“). Aber es bleibt auch immer viel Schnee auf der Straße. Er ist allein. Ein Tropfen auf den heißen Stein.
Direkt nach der Berlinale wird man wieder an sie erinnert
Einen Tag vor der Ausstrahlung im ZDF ging am Abend die diesjährige Berlinale zu Ende. Die Premiere von Kraftidioten/ „Einer nach dem anderen“ war am 10. Februar ’14. Vor 10 Jahren und etwa 14 Tagen auf ebenjenem Filmfest. In Erinnerung: Stellan Skarsgård und Bruno Ganz. Als zwei wichtige Hauptdarsteller. Der Film war bei der 64. Berlinale nominiert für den Goldenen Bären (Hans Petter Moland).
Cold Pursuit/ Hard Powder: „Leider kein Video“
verkündet das ZDF auf einer eigenen Unter-Website und fasst dort den Streifen so zusammen (Achtung Spoiler):
„Als sein Sohn von Gangstern eines Drogenrings ermordet wird, begibt sich der rechtschaffene Schneepflug-Fahrer Nels Coxman auf einen Rachefeldzug, der von nichts und niemandem aufzuhalten ist. Verfügbarkeit: Im TV-Programm: ZDF, 26.02.2024, 23:00 – 00:45“.
Ist das Wort Schneepflugfahrer nicht in Ordnung? Zu lang? Für wen? Es heißt immer, ZDF guckt 55+. Diese Leute – neudeutsch Menschen, mal darauf achten – kennen „lange“ Wörter noch. Und viel längere. Und lesen können sie auch. Was soll der Blödsinn? Nach welchen Maßstäben machen einige Deutsche die deutsche Sprache kaputt?
Und: Warum da nicht ‚Fernsehprogramm‘ steht? Obwohl sogar der Sender „Zweites deutsches Fernsehen“ (ZDF) heißt? und nicht ZDT?
Fragen Sie uns etwas Leichteres.
Nachgemacht, weil Synchronisationen in den USA nicht Usus sind
„Synchros“, wie das unschöne Kurzwort in George-Orwell-Manier heißt, sind Synchronisationen. Viele Filme in Deutschland werden synchronisiert. Nicht nur in der Hauptstadt Berlin blüht in Deutschland eine ganze Branche (englisch: „industry“). In den USA werden eigentlich nur nichtuntertitelte Originalfilme geguckt. Untertitel lesen beansprucht den Geist und engt den Zuschauerkreis ein. Auch geht es um Gewohnheiten. Um Seh-Gewohnheiten.
Immerhin ist bei diesem Remake derselbe Regisseur am Werk: Hans Petter Moland. Liam Neeson, der für solch Filme prädestiniert ist, bleibt aber hinter dem skandinavischen Original zurück. Aus unserer Sicht.
Trotzdem immer ein gutes Gefühl, wenn die Bösen sterben. Aus dem Verkehr gezogen werden. Hier oft im wahrsten Sinne des Wortes. Da sie sonst oft mit Millionen des Drogengeldes wieder herausgeboxt werden von „Rechtsverdrehern“, nimmt man sogar ausnahmsweise als Zuschauer die Lynchjustiz eines einzelnen billigend in Kauf.
Das ist wohl auch der Grund für den Erfolg. Ein Kassenschlager war der Film hie wie da. Wenn er das nicht gewesen wäre, hätte Hollywood auch nicht angebissen. Geld muss schon sein.
60 Millionen Dollar wurden hineingesteckt, 76,3 kamen an der Kasse herein.
Filmographische Angaben für Cold Pursuit/ Hard Powder
Originaltitel und internationaler Titel: Cold Pursuit/ Hard Powder ist der Titel für die Bundesrepublik Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Produktionsländer: Vereinigtes Königreich/ Großbritannien, Norwegen, Kanada, USA (VSA)
Jahr: 2019
Originalsprache ist Englisch
Regie führt Hans Petter Moland (wie bei der Vorlage Kraftidioten auf deutsch „Einer nach dem anderen“, englisch In Order of Disappearance).
Drehbuch: Frank Baldwin
Kamera: Philip Øgaard
Schnitt: Nicolaj Monberg
Musik: George Fenton
Darsteller: Liam Neeson (Schneepflugfahrer Nels Coxman), Laura Dern (seine Frau Grace Coxman),
Wesley MacInnes (Dante), Michael Eklund (Speedo), Bradley Stryker (Limbo), Micheál Richardson, geborener Neeson am 22. Juni 1995. Liam Neesons Sohn (Sohn des Fahrers im Schnee = Kyle Coxman). Also echter Sohn spielt Filmsohn.
Tom Bateman (Trevor ‚Viking‘ Calcote, Verbrecher-Boss), Domenick Lombardozzi (spielt Mustang, den Verbrecher-Vize), Nicholas Holmes (Ryan), Jim Shield (Jaded Coroner), Aleks Paunovic (Detective Osgard), Emmy Rossum (Kim Dash, Polizeibeamte in Kehoe; die Laura Chapman aus The Day after Tomorrow(2004)), Tom Jackson (White Bull).
William Forsythe (als Brock „Wingman“ Coxman, Bruder der Fahrers durch den Schnee). Ein Namensvetter des 1949 geborenen Tänzers und Tanz-Gestalters, also Choreographen (siehe Ballett-Artikel vom 20. Februar). Dieser William Forsythe hier aus dem Film Cold Pursuit/ Hard Powder ist aber Schauspieler und gelegentlich Produzent. Er ist 1955 geboren. Beide sind US-Amerikaner. Beide gebürtig aus New York.
Produzenten sind Finn Gjerdrum, Stein B. Kvae, Michael Shamberg und Ameet Shukla
Länge: ist mit 118 Minuten genau 2 Minuten weniger als 2 Stunden und liegt im Mittelmaß.
Altersfreigabe: FSK 16