„Im Sommer wohnt er unten“ – Gegen Berliner Winterblues mit einer turbulenten Familientrouble-Komödie an der Côte d’Azur

Entspannt. (v.l.n.r.: Jana Klinge, Tobias Licht, Lara Marian, Kai Lentrodt) im Stück "Im Sommer wohnt er unten" im Theater und Komödie am Kurfürstendamm. © 2017 Foto: Barbara Braun

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der Himmel über Berlin hat seit Wochen 50 Shades of Grey – Flucht in 50 Shades of Blue bietet als Sofortmaßtherapie gegen Winterdepressionen diese herrlich spritzige Komödie mit dynamisch im Bühnenbild einer Villa an der Riviera Fröhlichkeit und Turbulenzen verbreitenden vier exzellenten Fernsehschauspielern.

Auch das Bühnenstück reüssierte bereits als gleichnamiger Film unter der Regie Tom Sommerlatte’s bei der Berlinale 2014 und gewann in der Folge viele, auch internationale, Auszeichnungen.

Dass Martin Wölffer, Regisseur und Direktor des Familienbetriebes Komödie und Theater am Kurfürstendamm, auch Seminare für Familien- und Systemaufstellung leitet neben seiner Theatertätigkeit kommt diesem Stück sicherlich zugute: Es handelt von zwei ungleichen Brüdern, Matthias (Kai Lentrodt) und David (Tobias Licht), die sich in der Sommervilla ihrer Eltern an der Côte d’Azur unfreiwillig begegnen – in Begleitung ihrer Lebensgefährtinnen Lena (Jana Klinge) und Camille (Lara Marian) nebst Sohnemännchen aus anderer Verbindung.

Matthias ist eher ein lässiger Typ, der das Leben ruhig – auch schon einmal in Kombination mit einen Joint – angeht, während sein älterer Bruder David den „Mustersohn“ ihrer karriereorientierten Eltern „geben“ muss als erfolgreicher Wirtschaftsmacher. Alte Konflikte brechen auf, neue Probleme zeigen sich – untermalt von die Leichtigkeit des Seins verbreitenden französischen Schlagern wie „La mer“ und „Je t’aime“ sowie Zikadengezirpe. Es ist jedoch alles derartig lustig und unterhaltsam angelegt, dass man im Publikum Kinderlachen hört – auch Kinder verstehen die Situation, wenn die Schauspieler halsbrecherisch über die Bühne jagen, vom Balkon springen, auf Spielzeug vom Söhnchen ausrutschen, Sonnenstühle zusammenklappen und viele Kapriolen mehr, die das ganze Stück durchziehen wie ein feuriger Wirbelwind.

Dem Zusammensein der ungleichen Brüder entspringt ein ungemeiner Esprit, der durch das Zutun der beiden Damen noch an Pikanterie gewinnt.

Das Publikum ist aus dem Häuschen und der Winterblues wie weggeblasen. Diese Theater-Therapie in der Komödie am Kudamm scheint eine hervorragende Medizin und auch für Gesunde empfehlenswert.

Spielzeit bis 19. März 2017

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