Was Thomas Hürlimann kann, kann Katja Oskamp schon lange – Annotation zum Roman „Die vorletzte Frau“

"Die vorletzte Frau", ein Roman von Katja Oskamp. © Ullstein Buchverlage GmbH

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der Roman „Die vorletzte Frau“ klingt ein wenig nach Hollywood-Krimi, ist aber ein Selbstermächtigungsroman von Katja Oskamp. Sie beschreibt darin ihre Liebesbeziehung zum wesentlich älteren Schweizer Autor Thomas Hürlimann, die sie an den Rand der Selbstaufgabe gebracht hat. Das Buch ist ein Enthüllungs- und Verwandlungsbuch gleichermaßen, da Oskamp schonungslos das selbstverliebte Wirken Hürlimanns aufzeigt. Herrlich häßlich nimmt sie uns mit, wenn sie ihm die Windeln nach einer Krebserkrankung wechselt und er ihr trotzdem Vorhaltungen macht, sie würde ihn vom Werk abhalten. Ja, nicht zusammenziehen, aber seine Krankenschwester darf sie sein.

»Als ich Tosch begegnete, war ich dreißig, er neunundvierzig. Neunzehn Jahre betrug der Altersunterschied. Neunzehn Jahre währte auch unsere Beziehung, eine merkwürdige Übereinstimmung. Ich hatte bis fast zum Schluss das Gefühl, wir hätten uns gerade erst kennengelernt, würden aber bald, in naher Zukunft, zum Kern vordringen. Später dachte ich darüber nach, ob alles so gekommen wäre, wie es gekommen war, wenn Tosch während der neunzehn Jahre nicht krank und ich während der neunzehn Jahre nicht alt geworden wäre.«

Selten war ein Buch ehrlicher, selten dufte man teilhaben an einer kranken, doch sehr lange sehr innigen Künstlerliebe.

Bewertung: fünf Punkte von fünf Punkten.

Bibiographische Angaben:

Katja Oskamp, Die vorletzte Frau, Roman, 208 Seiten, Bindung: fester Einband mit Schutzumschlag, Verlag: Park x Ullstein im Konzern Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin, 1. Auflage 29.8.2024,‎ ISBN: 9783988160201, Preise: 22 EUR (Deutschland), 22,70 EUR, auch als E-Buch für 17,99 EUR erhältlich

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