Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Titelheld Vittorio Bottego war ein Soldat, Abenteurer und Afrikaforscher, Leitspruch: »Zerstören oder zerstört werden.« Während seiner sogenannten Forschungsreisen in Ostafrika ging er brutal und rücksichtslos gegen die eigentlichen Bewohner des Landes vor. Bauern, seine eigenen Leute, gemietete Askaris und Träger, ließ er wegen geringer Vergehen auspeitschen und bei Fluchtversuchen erschießen. Folgerichtig steigen wir im Roman „Wie ein wilder Gott“ in eine Erschießungsszene ein, wo Bottego wie ein wildes Tier den Gott des Gemetzels anruft.
Bottego war ein unruhiger Geist, der auflebte, wenn ihn unerträgliche Hitze, Fieber und arme Ureinwohner, von ihm zumeist Banditen genannt, zusetzten. Die Locals wussten, von weißen „Reisenden“ mit waffenstarrender Eskorte war nichts zu erwarten als Unterdrückung und Tod. Unter dem Forschungsdeckmäntelchen suchte Bottego nach schiffbaren Flüssen, zu übernehmenden Handelsplätzen und Gegenden für künftige italienische Siedler. Dafür hatten ihn der italienische König und weitere Gönner gen Afrika entsandt.
Calligarich hat ein gutes Buch geschrieben, obgleich er es uns Leser:innen nicht leicht macht. Er hat die Figur des pensionierte Präsidenten der Geographischen Gesellschaft erschaffen, »Ein gut siebzigjähriger Nichtstuer«, der uns in der Rückschau vom bitteren Leben, Lieben und Sterben Bottegos berichtet. Im deprimiertem Ton eines in Langeweile gealterten Mannes, erzählt der Präsi von Gier und dem Willen nach Macht in alptraumfördernder Härte.
Bibliographische Angaben:
Gianfranco Calligarich, Wie ein wilder Gott, Roman, 208 Seiten, Übersetzer aus dem Italienischen: Karin Krieger, Bindung: fester Einband, Verlag: Paul Zsolnay Verlag, Wien , im Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München, 1. Auflage 19.8.2024, ISBN: 978-3-552-07510-8, Preise: 24 EUR (Deutschland), 24,70 EUR (Österreich)
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