Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Heute wird wieder das Stück „Blonde Poison“ mit Dulcie Smart as Stella Goldschlag gespielt. Nur mit Dulcie Smart? Ja, denn das Stück von Gail Louw ist ein Einpersonenstück, also ein Bühnenstück, in der nur eine Person auftritt.
Das hilft dem Gast im Publikum, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, auf die Sprache, die ist in Englisch, und das Thema. Das wird schon schwieriger zu verstehen und zu erklären.
Nun, „Blonde Poison“ sei laut Brotfabrik Berlin „eine Geschichte von Identität und Selbstwertgefühl, von Verrat und Schuld, von Liebe und Trauer begleitet von der Frage: Welchen Preis sind wir bereit zu zahlen, wenn es ums Überleben geht?“
Louws Werk „basiert auf der wahren Geschichte von Stella Goldschlag, die als sogenannte Greiferin den Nazis half, untergetauchte Juden aufzuspüren, in der Hoffnung, damit nicht nur das eigene, sondern auch das Leben ihrer Familie zu retten“, heißt es auf der Heimatseite der Brotfabrik Berlin und weiter: „Stella Goldschlag lebt als Jüdin in Berlin. Sie identifiziert sich als Deutsche und kann mit ihrer Herkunft als Jüdin, ihrer Glaubensidentität nichts anfangen. Sie ist blond, blauäugig, lebenshungrig und umschwärmt. Stellas Credo ist Leben, Überleben. Eine rechtzeitige Ausreise aus Deutschland scheitert und auch sie muss den gelben Stern tragen, der sie als Jüdin ausweist. Doch Berlin soll „judenfrei“ werden, die großen Deportationen beginnen. Stella und ihre Familie tauchen unter. Ihr Versteck wird verraten, es folgen Inhaftierung, Einzelhaft und Folter. Sie flieht mehrere Male erfolglos. Schließlich geht sie, in der Hoffnung, weiterer Folter zu entgehen und das Leben ihrer Familie zu retten, einen Deal ein: Als sogenannte Greiferin spürt sie untergetauchte Juden in Berlin auf und verrät sie an die Gestapo. Stella wird bald von den in Berlin untergetauchten Juden blondes Gift genannt. Doch selbst mit ihrem Verrat kann sie das Leben ihrer Familie nicht retten. Nach Kriegsende wird sie in mehreren Prozessen verurteilt. Die meisten der Gestapo-Mitarbeiter, mit denen Stella zu tun hatte, kommen hingegen ungestraft davon. Die Tochter, die Stella noch kurz vor Kriegsende geboren hat, wächst in einer Pflegefamilie auf und möchte zeitlebens nichts mit ihrer leiblichen Mutter zu tun haben. Stella gilt als Verräterin, als Dämonin, die sich an den NS-Verbrechen mitschuldig gemacht hat.
In ‚Blonde Poison‘ blickt Stella auf ihr Leben zurück. Schichten von Schuld, Verleugnung und Angst werden offengelegt und mit Trauer, Witz und Liebe kommentiert. In einem außergewöhnlichen Monolog wird Stellas Rückschau mit Lügen und falschen Erinnerungen verwoben. War sie das Monster, für das sie die Nachwelt hält, oder doch auch selbst Opfer?“
Die Wiederaufnahme ist heute. Das Stück soll noch bis 10. März 2019 in der Berliner Brotfabrik laufen. Für den 2. März ist in Zusammenarbeit mit Theaterscoutings ein Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung geplant. Als Gesprächspartnerinnen stehen die Autorin Gail Louw und die Darstellerin Dulcie Smart bereit.