Frankfurt/Main, Hessen, Deutschland (Kulturexpresso). 75 Konzerte waren an 18 unterschiedlichen Orten in Frankfurt/Main an diesem Wochenende zu erleben, im Zwei-Stunden-Takt und mit 45 Minuten Dauer. Das Publikum wählte sich seine Konzerte aus (Mindestbuchung: drei Konzert), egal in welcher Reihenfolge und hatte ein Zeitfenster von einer Stunde, um den nächsten Ort bequem zu erreichen, zu Fuß, per Bahn oder Bus, sogar per Fahrrad. Frankfurt stand quasi für 24 Stunden ununterbrochen im Zeichen der Musik.
Als Stephan Pauly vor 4 Jahren die Direktion der Alten Oper Frankfurt übernahm, war es eines seiner Ziele, die verkrusteten Konzertstrukturen aufzubrechen und neue musikalische Impulse für die Bevölkerung zu kreieren. Ein Treffen mit dem Architekten Daniel Libeskind während einer Tagung zeigte sich hilfreich, man vereinbarte ein Treffen, irgendwie verstand man sich sofort und entschied eine Reise durch das Leben während 24 Stunden musikalisch zu untermalen. Eine unerwartete Reise vielleicht, an Orte die nah und fern zugleich erscheinen, so jedenfalls sieht Libeskind sein Programm, und wünscht sich ein Staunen über diese unerwarteten Begegnungen, die die Architektur sowie die Musik zu einem Ganzen zusammenfügt.
Zu den 18 Spielstätten gehörten das Feuerwehr und Rettungs Trainings Center, das Boxcamp Gallus, die Deutsche Nationalbibliothek, das Rebstockbad, ein U-Bahngleis, die Küche im Römer, ein Krankenhaus, ein Bunker, die Commerzbank Arena, um nur einige Spielorte zu nennen. Klassik sowie Musik aus der Zeit standen gleichermaßen auf dem Programm, jedes Konzert war von Libeskind mit einem Slogan versehen worden. ‚Glaube‘ stand für das Boxcamp Gallus, das in einem Stadtteil liegt, welcher mit 128 Nationen als Schmelztiegel der Kulturen bezeichnet werden darf. Neben dem professionellen Boxtraining wird hier noch für die pädagogische Betreuung von Jugendlichen gesorgt, selbst die gesamte Familie kann in vielen Bereichen auf Unterstützung zählen. An diesem Ort spielte Pierre-Laurent Aimard Beethovens Klaviersonate Nr. 31. Bei der Feuerwehr hörte man Stockhausen, Biber und Beethoven, im Operationssaal sogar indische Ragas.
Am Samstagvormittag fand eine Rundfahrt für Journalisten statt, während der so manch neuer Aspekt der Stadt am Main zu entdecken war. Beeindruckend zudem das große Engagement der Angestellten der verschiedenen Spielstätten, die mit enorm viel Elan dieses Projekt unterstützten. 14.000 Karten wurden verkauft, 3 Konzerte gab es für 39,00 Euro, 10 Konzerte kosteten 115,00 Euro.
Solch lobenswerte Initiative sollte Nachahmer finden, und sie sollte in Frankfurt zu einem jährlich stattfindenden Musikmarathon etabliert werden, das würde Mainhattan gut zu Gesicht stehen.