Bonn, Deutschland (Kulturexpresso). Facettenreich und bunt wie Südafrika selbst versprüht der Opernchor Kapstadt die reinste Lebensfreude.
Als wäre die Champagner-Arie aus der „Fledermaus“ nicht schon schwungvoll genug. Bestens geeignet als musikalischer Höhepunkt für feuchtfröhliche Stunden. Nicht so für die „African Angels“, die ausgelassene Sektlaune noch überhöhen mit afrikanischem Lebensgefühl, das schließlich in ungewohnten Xhosa-Klicklauten seinen musikalischen Niederschlag findet. Eine durchaus gelungene Symbiose, mit der die Künstler vom Kap den Zuhörern vom Rhein frenetische Beifallsstürme entlocken.
Wie nicht anders zu erwarten bei der Solisten-Auswahl des Opernchores Kapstadt (Chorleitung: Marvin Kernelle), der unlängst in einem international ausgeschriebenen Opernchor-Wettbewerb mit weit über eintausend Teilnehmern auf dem Siegespodest ganz oben landete. Und seitdem in der gesamten Fangemeinde, so auch während der soeben begonnenen zweiten Deutschlandtournee, die Frage aufwirft, worin konkret sein künstlerisches Geheimnis besteht.
Originelles Mischungsverhältnis
Die musikalische Qualität der insgesamt 18 Sängerinnen und Sänger steht ohnehin außer Zweifel, denn im Verlauf des Abends bekommen sie alle ausreichend Gelegenheit zu einem überzeugenden solistischen Auftritt. Doch ist es nicht auch das originelle Mischungsverhältnis aus „Opera, Gospel und African Traditionals“, wie es sich die „African Angels“ auf ihre Fahne geschrieben haben (Musikdirektor und Piano: José Dias)? Und das sie nun mit 25 Programmtiteln in ständig wechselnden Bildern auf die Bühne bringen (Choreografie und Regie: Jacki Job).
Bei der Gattung Oper steht, eingerahmt von Giuseppe Verdis „Chor der Diener“ aus Don Pasquale und seinem „Gefangenenchor“ aus Nabucco, George Gershwins „Porgy und Bess“ im Mittelpunkt. Dabei besonders anrührend das Liebesduett „It Ain’t Necessarily so“ und abschließend, mit völlig anderer Intention, das aufrüttelnde „Oh Lawd, I’m On My Way“. Die ausgestreckten Arme und geballten Fäuste des Chores dabei als Zeichen der Erinnerung an den zurück liegenden politischen Kampf?
Neue Freiheit
Zu Herzen gehend auch das Stück „Weeping“ (D. Heymann), bei dem der Chor zu einer langen Reihe aufschließt, die in leicht schwankender Bewegung an das zurück liegende Leid der Unterdrückung erinnert. Und dann im Zusammenklang mit drei markanten Frauenstimmen feierlich, ja hymnisch, den Geist Nelson Mandelas beschwört. Denn der steht für Versöhnung und für die Abkehr von aller Gewalt bis hin zu der befreienden Schlussbotschaft des Textes „It’s all over now“.
Dieses Bewusstsein der neuen Freiheit spiegelt sich auch in der musikalischen Interpretation der Spirituals. Angefangen mit „Elijah Rock“ (Arrang. M. Hogan), bei dem es selbst den Pianisten nicht auf seinem Klaviersessel hält, um mit präzisen Einsätzen die aufbrausende im Stück angelegte Virtuosität des Chores zu bändigen. Gefolgt von „Ev’ry time I feel the Spirit“ (Arrang. B. Chilcoff) und “Ol’ Time Religion” (Arrang. K. McCutchen), wobei sich die Ausgelassenheit von der Bühne bis hinunter in die letzte Reihe des Publikums überträgt.
Seele Afrikas
Erst recht in den African Traditionals bringen die „African Angels“ die Seele Afrikas zum Klingen. Wie in „E Marabini“, bei dem sich sechs solistische Männerstimmen zu einer stimmgewaltigen Gesangsgruppe vereinen, um dann mit dem Klavier leise zu verhallen. Emotional packend auch „Asimbonanga“ und „Thula Baba, Thula Sana“ bis hin zu „Pata Pata“, dem legendären Miriam-Makeba-Song.
Musik ohne Grenzen? Auch die über das gesamte Programm verstreuten und raffiniert arrangierten Weihnachtslieder tragen zum Jahreswechsel zu dieser Grenzüberschreitung bei. Der „Christmas Medley“ mit dem Jingle Bell Rock (Beal and Bothe) ebenso wie der „Hallelujah Medley“ (Händel and Jones), in einer Art, wie man die Klänge des barocken Altmeisters nie zuvor gehört hat. Eine originelle, ja begeisternde Gesamtleistung!
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Vorverkauf: Telefon: 01805-2001; www.bb-promotion.com; Info: www.bb-promotion.com/african-angels
Weitere Veranstaltungen 2016:
Januar: 02.-03.01., Düsseldorf, Tonhalle; 04.01.2016, Recklinghausen, Festspielhaus;
Februar: 20.02. Friedrichshafen; 21.02. Stuttgart; 23.02. Karlsruhe; 24.02. Hamburg; 25.02. München; 28.02. Frankfurt am Main