Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Dass das Establishment auch in London und umzu alles andere als nett und niedlich ist, sondern im Gegenteil jede auch noch so kurze Liaison mit ihr tödlich enden kann, das und noch viel mehr offenbart der Kriminalroman „Der verbotene Liebesbrief“ von Lucinda Riley.
Um viel Liebe geht es, wobei Lügen und Betrügen nicht zu kurz kommen, und Tote gibt es. In der einerseits spannend, aber am Anfang schwer in Fahrt kommenden Geschichte steht eine junge Journalistin im Mittelpunkt, die es vom Land nach London und dort zu einem Boulevardblatt zog. Joanna, wird auf die Beerdigung des einst gefeierten Theaterschauspielers Sir James Harrison, der 95 Jahre alt wurde, abkommandiert, um zu berichten. Dort kommt sie in Kontakt mit einer alte Dame, die am Anfang Rose heißt, aber in Wirklichkeit eine andere ist, wie sich später herausstellt, als die richtige von Joanna aufgespürt wird, in Kontakt, denn sie erleidet einen Anfall, als sie einen alten Mann wiedererkennt. Joanna begleitet die schräg wirkende Frau, die kürzlich aus Frankreich in die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs zog, nach Hause. Notgedrungen und aus Mitleid. Als die 27-jährige Joanna, die wie eine durchschnittliche, langweilige Mittelschichtsfrau aus Yorkshire präsentiert wird, von ihr auch noch einen Brief erhält, schlittert sie in einen Kriminalfall, der bis in den Buckingham Palace reicht.
Erst stirbt die alte Dame, dann weitere Figuren wie ihr Chefredakteur, MI5- und ausländische Agenten, sogar Joannas neuer Freund. Im Laufe der Recherche entpuppt sich Sir James als ein anderer und Ire, Zoe Harrison, die Tochter von James, die mit 18 schwanger wurde, also Mutter eines auf ein Internat geschickten Zehnjährigen ist, als Schwester ihres neu gewonnene Gefährten zur neuen Freundin avanciert, als Liebschaft des Thronfolgers.
Im Laufe der Geschichte, die in den Jahren 1995 und 1996 und also in der Gegenwart spielt, wobei die Autorin zwischen zwei, drei Handlungsorten hüpft, aber die Protagonisten in der Geschichte, in der manches Grab geschaufelt wird, graben, wird Joannas bester Freund aus Kindertagen, von Simon lernte sie, auf Bäume zu klettern, Fußball zu spielen und Räuber und Gendarm, als ein MI5-Agent enttarnt, der nur zehn Busminuten von ihr entfernt wohnt und angeblich in White Hall einem langweiligen Bürodienst nachgeht. Zwischen Vertrauen und Misstrauen pendeln nicht nur diese studierten Köpfe hin und her.
Das Ende der Monarchie in UK naht, Tote stehen auf und Lebende werden beerdigt. Das Rätsel der verrückten alten Dame wird gelöste. Die Handlungen einiger Hauptfiguren schwanken zwischen Rache an den besseren Kreisen durch die Belogenen und Betrogenen sowie deren Diskretion und Loyalität zum herrschenden Falschen. Das Establishment raubt, brandschatzt und mordet. Am Ende finden immerhin zwei von dieser etablierten Elite, dieser klüngelnden und korrupten Klasse, zwei Totgeblaubte zueinander – wie zuvor zwei Überlebende des klasse Krimis, de von Simone Kabst vorzüglich vorgetragen wird.
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Lucinda Riley, Der verbotene Liebesbrief, aus dem Englischen von Ursula Wulfekamp, Lesefassung: Anke Albrecht, ungekürzte Lesung von Simone Kabst, Regie: Marie-Luise Goerke, Technik: Serotonin, Berlin, zwei MP3-CD`s, erste CD sechs Stunden und 40 Minuten, zweite CD sieben Stunden und 17 Minuten, Produktion: Der Hörverlag, erschienen am 18. September 2017, ISBN: 978-3-8445-2787-2, Preis: 29,95 EUR (D)