Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Daß das Teatro alla Scala in Mailand nach repressiven Maßnahmen von Regenten der letzten Jahre noch existiert, das ist die eine Nachricht und die ist gut. Daß sich viele Theater in Italien nicht halten konnten, sondern massiv Personal vor die Tür setzen mußten oder gleich ganz in den Bankrott gingen, das ist wohl wahr.
Für alle, welche die Mailänder Scala wie immer mögen, kommt noch eine gute Nachricht hinterher. Alles bleibt beim Alten, jedenfalls beim Programm, aber die Lichter leuchten nur heller und auch die Heimatseite teatroallascala.org im Weltnetz werde bald im neuen Glanz erstrahlen.
Das und noch mehr teilte Dominique Meyer als Intendant der Mailänder Scala am Montag, den 26.9.2022, in der Italienischen Botschaft in Berlin mit. Vor und nach seiner Vorstellung der Spielzeit 2022/2023 gaben Anna-Doris Capitelli (Mezzo-Sopran) und Carlos Vázquez (Klavier) eine kleine Darbietung ihres Könnens. Sie präsentierten die „Non so più cosa son cosa faccio“ aus „Le nozze di Figaro“ („Die Hochzeit des Figaro“) und das Intermezzo „Una voce poco fa“ aus der Oper „Il barbiere di Siviglia“ („Der Barbier von Sevilla“) von Gioachino Rossini vor rund drei Dutzend geladenen Gästen, darunter Journalisten. Sie wird in der kommenden Saison in „La nozze di Figaro“ und „Rusalka“ zu hören und zu sehen sein.
Dominique Meyer sprach auf Einladung des Botschafters Armando Varricchio und auf Deutsch. Er sprach zu Beginn direkt die Auslastung an, die besser sei als 2019 und also vor den repressiven Maßnahmen von Regenten. Man spiele statt 190.000 Euro nunmehr 210.000 Euro pro Abend ein. Ja, auf die Ausländer, welche vor allem die teureren Karten kaufen würden, könne man sicher verlassen. Nur die Russen kämen derzeit kaum. Dennoch hätte das Teatro alla Scala in Mailand mit über 40 Millionen Euro aus der Industrie Rekord-Einnahmen erzielt. Die würden auch in eine Renovierung der Heimatseite gesteckt werden. Dort sollen künftig Veranstaltungen „in 4K mit Superton“ zu hören und zu sehen sein. Außerdem würden Informationen erst in fünf und dann in acht Sprachen übersetzt werden, um Gästen aus dem Ausländern ein Scala-Erlebnis noch angenehmer gestalten zu können.
Mit der traditionellen Eröffnung am 7.12.2022 würden 14 Opern, sieben Balletts plus eine Gala und 40 Konzerte gegeben. Den Beginn macht Modest Petrovic Musorgskij mit „Boris Godunov“. „Salome“ von Richard Strauss, „I Vespri siciliani“ von Giuseppe Verdi, „La bohème“ von Giacomo Puccini, „Les contes d’Hoffmann“ von Jacques Offenbach“, „Li zite ’ngalera“ von Leonardo Vinci, „Lucia di Lammermoor“ von Gaetano Donizetti, „Andrea Chénier“ von Umberto Giordano, „Rusalka“ von Antonin Dvorak, „Macbeth“ von Giuseppe Verdi, „Il barbiere di Siviglia“ von Rossini“, „Le nozze di Figaro“ von Wolfgang Amadeus Mozart, „Peter Grimes“ von Benjamin Britten und „L’amore dei tre re“ von Italo Montemezzi folgen. Klassiker, klar!
Meyer sprach jedoch nicht nur die Opern-, Ballett- und Konzertsaison an, sondern auch Projekte für Kinder und Familien sowie für Mitarbeiter. Neue Proberäume und Büros in der Via Verdi seien „große Vorhaben“ sowie die Errichtung einer „Cittadella della Musica“ im Viertel Rubattino im Stadtteil Lambrate für Werkstätten und Lager geplant. Mehr Wagemut bei den Opern dürfte auch für die übernächste Saison nicht geplant sein.
Anmerkung:
Siehe auch den Beitrag
- Der Dokumentarfilm „Paolo Conte alla Scala: il maestro è nell’anima“ von David von Linz
im KULTUREXPRESSO.
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