Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der Wind heult in den Tannen und die Raben schwirren im dunklen Haufen übers Land. Eine junge Frau liegt hoch auf dem Berg im Sanatorium und ihr feingliedriger, dichtender Geliebter (oder ist er nur ein Fastgeliebter; wir erfahren nicht, ob sie jemals Sex hatten) schildert aus dem Nebenzimmer ihr finales Leiden (und Seins im Nebenzimmer) bis zu ihrem frühen Tod. Das ist in etwa die Story der traurigen Novelle des Japaners Hori, die jener vor knapp neunzig Jahren schrieb, um ein paar Jahre darauf selbst an Tuberkulose zu sterben.
„ich bekomme kaum Luft. Der Duft der Pflanzen raubt mir den Atem“.
Wer die achtundachtzig Seiten liest, wird schnell von ihnen aufgesogen in ein dunkles Labyrinth.
Kurz ist die Liaison der beiden Liebenden und zu allem Unglück womöglich unerfüllt. Gruselig ist diese Horiwelt und das Glück unbekannt.
Arg wütet der Schmerz und fällt der Leserin ins Genick – wir empfehlen einen guten Schnaps griffbereit zu halten.
Auch wenn Sprache und Lebenswelt etwas antiquiert erscheinen, das Buch ist eine seltsame Reise ins Reich, wo die Nochnichttoten und Nichtmehrwirklichlebendigen ihre Nachtmahre reiten.
Bibliographische Angaben
Tatsuo Hori, Der Wind erhebt sich, Novelle, 86 Seiten, Übersetzerin: Sabine Mangold, Bindung: fester Einband, Format: 13,5 × 21 cm, Verlag: Mitteldeutscher Verlag, Halle, 1. Auflage, August 2022, ISBN: 978-3-96311-682-7, Preis: 16 EUR (Deutschland)