Eine neue Brauerei in der alten Meierei im Neuen Garten im alten Potsdam – zurzeit unser Lieblingsreiseziel im Sommer und Herbst

Eine neue Brauerei in der alten Meierei im Neuen Garten in Potsdam am Jungfernsee in der Havel in Brandenburg.
Eine neue Brauerei in einer alten Meierei. © Münzenberg Medien, Foto/ BU: Stefan Pribnow, Ort und Datum der Aufnahme: Potsdam, 27.7.2022

Potsdam (Brandenburg), Deutschland (Kulturexpresso). Eine neue Brauerei in der alten Meierei in Potsdam – neu für uns und „neu“ im Verhältnis zum Baujahr der Meierei: 1792. 20 Jahre alt ist für 220 Jahre kein Maßstab. Dann sagt man eben: „20 Jahre jung“. Aber so, wie man „7 Tage“ sagt und die Nächte mitzählt, wird bei der Altersangabe (da haben wir es schon wieder!) immer „alt“ gesagt, ob 7 Jahre oder 777.

1790-92 wurde das Ensemble am Nordrand des Neuen Gartens gebaut, tatsächlich gebaut, also ausgeführt. Damals sagte man „aufgeführt“, da Häuser ja in den Himmel wachsen. Die Bauausführung oblag Andreas Ludwig Krüger. Die Pläne stammten von Carl Gotthard Langhans. Das ist der mit dem Brandenburger Tor. Nicht dem in Potsdam. Sondern dem, das auf dem Rückseite der deutschen 50-Eurocent-Münze eingeprägt ist. Das Brandenburger Tor in Berlin. Gebaut in der Reichshauptstadt. Das einzige Stadttor der Hauptstadt, das noch steht. Offen nach Westen. Gen Charlottenburg und Brandenburg. Es hätte nach der Richtung genausogut Charlottenburger Tor heißen können, doch das steht, wenn man Berlin durch das Tor verlässt, auf der anderen Seite des Tiergartens als Außengrenze der Stadt Charlottenburg (Stadtrecht bis 1920). Jenes war übrigens der hellste Ort weit und breit, eine Art Leuchtturm zur Einfahrt in die zeitweilig reichste Stadt Brandenburg-Preußens.

In Potsdam stehen noch mehrere Stadttore, so das Nauener Tor, durch das man mit der Straßenbahn (Tram) zur russischen Kolonie Alexandrowka hindurchfahren kann.

Ja, ja, ein berühmter Architekt. Damals, im 18. Jahrhundert, sagte man Baumeister. Also: ein bisschen Respekt vor der Meierei im Potsdamer Neuen Garten, bitte!

Alt und neu ist relativ

Die Meierei ist einfach nur alt. Zudem wird sie jetzt nicht mehr als solche genutzt. Ursprünglich waren im „Neuen Garten“ Kühe im Stadtbild, äh Gartenbild an der Tagesordnung. Sie wurden gemolken und die Milch und Butter kamen aus der Meierei, die am nördlichsten Ende des Gartens stand (und steht), direkt an der Wand, der Mauer. Als Friedrich Wilhelm II. von Preußen (*1744-1797 im gleichzeitig geplanten Marmorpalais, eingerichtet von seiner Mätresse, der Trompetertochter Wilhelmine, später Gräfin) die Anlage des Landschaftsgartens plante, dachte er gleich an eine Meierei. Der Adel hatte immer die Selbstversorgung im Blick. Das sollten wir auch haben.

Friedrich Wilhelm wurde auch Lüderjahn genannt, also war ihm das Schmausen wichtig.

Weil so wenig dort zu tun war, hatte der Meierei-Bedienstete sich – ohne das Recht zu haben, also illegalerweise – einen Nebenverdienst organisiert: Er bewirtete Gäste. Jahrelang. Da eine Gastwirtschaft an diesem „entlegenen“ und gleichfalls gut gelegenen Ort gut ankam, wurde es Usus.

Später verlief hier die Berliner Mauer und es wurden Menschen erschossen. Da war mit Gaststätte nix mehr. Doch nach der Wiedervereinigung wurde dann sogar darauf bestanden, dass der neue Nutzer Gäste verköstigen konnte.

So läuft das. Genau wie das Bier.

Seit 2003. Hier:

Eine neue Brauerei in der alten Meierei – Anschrift

Gasthausbrauerei Meierei im Neuen Garten GmbH

Im Neuen Garten 10

14469 Potsdam

E-Mail: info@meierei-potsdam.de

Geführt wird sie von Dipl. Brau-Ing. Jürgen.-M. Solkowski.

Anreise zur Brauerei in der Meierei: bequem mit dem Boot, Schiff oder Dampfer

Ach ja: Die Schiffsanlegestelle ist gleich hinter der Nordmauer, die den Neuen Garten begrenzt. Sehr bequem. So reiste man im 17. und 18. Jahrhundert am liebsten, zum Beispiel von Berlin nach Charlottenburg statt humpeldipumpel eine Meile über die Straße lieber viel weiter mit der Treckschute, aber sanft und bequem. Und mal ein Reiher zu seh’n.

Selbstredend ist auch die Anreise mit dem Floß möglich. Huckleberrys Floßstation in Babelsberg ist nicht weit (Tom Sawyer Boats GmbH & Co. KG).

König Friedrich Wilhelm II. hatte sich demonstrativ einen Hafen anlegen lassen (jetzt Wiese, links der Meierei) und einen Leuchtturm bauen.

Anreise für Berliner und Inhaber einer Berliner Fahrkarte besonders preiswert: Spar-Tip(p)

Noch ein Tip: Wer eine Monatskarte Berlin AB hat oder einen Einzelfahrschein AB – das gilt auch für Touristen – kommt trotzdem ohne Aufpreis in die Brauerei in der alten Meierei: Vom S-Bahnhof Wannsee mit dem Bus zur Glienicker Brücke. Von dort aus zu Fuß: Über die Brücke und dann die Hauptstraße verlassend halb rechts haltend immer am Ufer entlang. An Kongsnaes vorbei, der Matrosenstation.

Ein wunderschöner Weg durch den Park, den wir nach einem heißen Sommertag erleben durften mit anschließendem Gewitter. Der Gastwirt und Chef der Brauerei hat vorgesorgt: In der Meierei gibt es drinnen genauso viele Plätze wie im Biergarten davor, wo man schön am Wasser sitzt.

Der Nachhauseweg in der Abendsonne mit frisch gereinigter Luft, Nebelschwaden auf dem Wasser und einer ziemlich niedrig stehenden Julisonne, die seitlich das unbewohnte Ufer gegenüber der Meierei beleuchtete, war der bisher schönste Anblick des Jahres!

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