Geronimo! – Annotation zum Buch „Jetzt ergebe ich mich, und das ist alles“ von Álvaro Enrigue

"Jetzt ergebe ich mich, und das ist alles" von Álvaro Enrigue. © Blessing in Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der Mexikaner Álvaro Enrigue, in seiner Wahlheimat USA ein sehr bekannter Autor, nimmt uns mit auf einen Gewaltritt durch die Historie der brutalsten Landnahme in der amerikanischen Geschichte, den Völkermord an den Apachen, und kittet diese Geschichte endloser Tode an die drastische Erfahrungswelt eines Mexikaners in den USA der Gegenwart.

Als Apachen 1835 eine junge Witwe entführen, bekommt Leutnant Zuloaga den Auftrag, nach ihr zu suchen. In seinem Gefolge reiten unter anderem eine scharf schießende Nonne, ein stranger Tanzlehrer und zwei ehemals gefangene MörderZwillinge aus dem Stamm der Yaqui.

New York, 2017: Ein mexikanischer Schriftsteller hadert mit der amerikanischen Politik. Aus Angst, nach einem Besuch in seiner Heimat nicht mehr einreisen zu dürfen, verbringt er den Familienurlaub im Grenzgebiet zu Mexiko, wo sich einst Géronimo, der letzte Häuptling der Apachen, ergeben hat.

Álvaro Enrigue packt viel in seine 560 Seiten, manchmal war es mir zu viel, wenn die Zeitebenen im Satz wechseln… man aber lieber dem Lauf der Hauptstory folgen möchte, … doch der Autor sechzig Jahre später unterwegs ist.

Enrigue kann schreiben: „Diese Geschichte beginnt in den Prärien, die das Dorf bedrängen. Einem so gottverlassenen Ort, dass es dort noch immer Bisons gibt. Man muss sich die blauen Berge in der Ferne vorstellen, die losen Steinmauern zwischen Rinderfarmen, wo das Vieh alle paar Jahre verdurstet, weil wieder einmal Dürre herrscht. Die Klapperschlangen, die wilden Ziegen, die Pekaris, die Zahnwachteln, die gelben Skorpione, groß wie Kinderhände, die Kojoten – sie alle im Chaparral aus Wacholdersträuchern, Akazien und zerzausten, von Zeit zu Zeit knospenden Yuccas behaust. Und plötzlich, in diesem so kargen Tal: ein Pfad und der Rücken einer rennenden Frau, einer unbeugsamen, von Kopf bis Fuß schwarz gekleideten Frau. Sie blickt sich um.
Ohne stehen zu bleiben, öffnet Camila den Brustlatz ihres schwarzen Kleides, zieht die Arme aus den Ärmeln, reißt sich das Haarband vom Kopf und lässt das Kleid nach unten gleiten, während sie mit den großen Schritten einer Stute dahineilt. Sie stolpert, fällt aber nicht, rennt weiter…“

Enrigues Prosa ist geprägt von grenzenlosem Erfindungsreichtum, kein schlechtes Buch, 7 von 10 Punkten wegen Wirrnis Gefahr!

Bibliographische Angaben

Álvaro Enrigue, Jetzt ergebe ich mich, und das ist alles, Roman, 560 Seiten, Übersetzer aus dem Spanischen: Carsten Regling, fester Einband mit Schutzumschlag, Format: 13,5 x 21,5 cm, Verlag: Blessing in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München, 1. Auflage, 13.9.2021, ISBN: ‎978-3-89667-659-7, Preis: 24 EUR (Deutschland), 24, 70 EUR (Österreich), 33,90 SFr

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