„Hier stehe ich.“ – Auf dem Wormser Reichstag weigerte sich Martin Luther, seine Schriften zu widerrufen. An die Ereignisse vor 500 Jahren erinnert die Landesausstellung in Worms.

Ein Blick in die Landesausstellung Worms beziehungsweise Martin Luther King im Blick. © 2021, Landesausstellung Worms, Foto: Bertram Bernward, BU: Stefan Pribnow

Worms, Deutschland (Kulturexpresso). Als Luther die Einladung nach Worms erhält, ist er 37 Jahre alt. Er hat seinen Doktor der Theologie in Wittenberg erlangt, wo er regelmäßig in der Pfarrkirche predigt. Im Jahre 1517 hängen dort seine 95 Thesen, mit denen er die Machtansprüche des Papstes infrage stellt. Obwohl ein Prozess eingeleitet wird, veröffentlicht Luther in atemberaubendem Tempo weitere provozierende Schriften.

Kaiser Karl V. bittet Luther schließlich 1521 zum Reichstag nach Worms, wo er Stellung nehmen soll. Dort weigert sich Luther, seine Ideen zu widerrufen; mit dem markanten Satz: „Hier stehe ich und ich kann nicht anders!“

Anlässlich des Jubiläums von Luthers Auftritt vor dem Reichstag läuft im rheinland-pfälzischen Worms bis Jahresende die Landesausstellung „Hier stehe ich. Gewissen und Protest – 1521 bis 2021“.

Doch in Worms gibt es keine echten Luther-Schauplätze mehr, seit die mittelalterliche Stadt im 17. Jahrhundert von den Franzosen zerstört wurde. Neben dem wuchtigen Dom stand einst der Bischofssitz, wo Luthers Verhör stattfand. An dieser Stelle wurde im späten 19. Jahrhundert das wohl größte Luther-Denkmal der Welt aufgestellt. Der gusseiserne Reformator misst dreieinhalb Meter.

Luthers Ideen rütteln an den Grundfesten der Kirche. Er spricht jedem Christen einen unmittelbaren Zugang zum göttlichen Heil zu; die Vermittlung eines Priesters ist überflüssig. Luther verneint auch die Autorität des Papstes bei der Bibel-Auslegung; die Schrift erschließt sich jedem, der sich intensiv damit beschäftigt.

Die Ausstellung widmet sich jedoch vor allem Luthers Erben. Immer wieder beriefen sich Menschen im Konflikt mit der Obrigkeit auf ihr Gewissen. Zu sehen ist etwa die Anklageschrift an Sophie Scholl, auf deren Rückseite die junge Widerstandskämpferin das Wort „Freiheit“ kritzelte. Martin Luther King wiederum, der bei einer Demonstration für die Rechte der Schwarzen verhaftet wurde, schrieb in seiner Zelle einen Brief, in dem er sich auf Luthers Wormser Rede berief.

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