Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Gehobene Küche und das noch über den Dächern von Berlin, von denen es bei Regen in der Regel aus Traufhöhe trieft, gibt es im Gourmetrestaurant Solar am Anhalter Bahnhof.
Um ins Solar zu kommen, muss man erst in einen frei zugänglichen Hinterhof, dann Jacken und Mantel abgeben, um hoch hinaus zu entschweben. Wer Höhenangst hat und diese Hürde nicht überspringen vermag, der nehme einen Innenfahrstuhl, alle anderen genießen die Reise aufrecht stehend im Außenfahrstuhl hinauf ins oberste Stockwerk, genauer gesagt: in die 16. Etage.
Hoch oben befindet sich der Speisesaal des Restaurants Solar mit einer Bar, das mehr noch als der verglaste Fahrstuhl eine gute Um- und Weitsicht auf die Metropole an Panke, Spree und Havel bietet. Höher hinaus geht es auch noch, besser nach dem Essen, und zwar in die Skybar mit Lounge. Auch dort 270-Grad-Blick auf gemütlichen Sofas und Schaukeln oder Couches im Raucher-Separée. Der aparte Mix aus Skybar, Wohnzimmer-Atmosphäre und Disco über den Dächern hat was. Höhepunkt ist die Fahrt des Disc Jockeys in seinem DJ-Fahrstuhl. Getanzt wird auch und die Musik der Nachtschwärmer dringt eine Etage tiefer ans Ohr der Besseresser.
Deswegen ist das Solar Berlin eben beides: Eine Skybar in den Wolken und ein Gourmetrestaurant im Gastro-Himmel dieser Hauptstadt. Das Solar Berlin steht für Kultur und Kulinarik, für Kunst und Klub, bei dem das Sehen und Gesehenwerden nicht weniger zählt als Speis und Trank.
Der eingangs erwähnte Speisesaal ist ein von Schnickschnack und Tand reduzierter Raum, bei dem es auf den Ausblick ankommt. Immerhin bietet das Solar Berlin ein prächtiges 270-Grad-Panorama und dazu Blicke auf ein Menü, das Gaumen Freude bereitet und der Geldbörse keinen Feindblick.
Vor der Ouvertüre ein Gruß aus der Küche, in dem Jon Direktor sei. Mit Nachnamen heißt der Chef Kremin, aber Vornamen sollen im Solar reichen. Onsen-Ei, genauer gesagt grüßt das Gelbe vom Ei einer Wachtel. Gut, wenn der Dotter eine Dreiviertelstunde bei 64,5 Grad gart. Und weiter mit „Label Rouge Lachs“. Der Lachs wird von unserer Kellnerin, die sich als Martina vorstellt, mit Erbsen und Senf gereicht. Im Solar ist das Du beim Dinner gang und gäbe. Dazu trinken wir einen ausgewählten Chardonnay vom Weingut Hess aus dem Weinanbaugebiet Rheinhessen.
Munter machen wir mit „Kalb und Imperial Kaviar“ weiter. Die eine oder andere konfierte Kartoffelscheibe, Samen von Raps und – wie wir meinen – Mayo mit Schnittlauch. Schön anzusehen und schmackhaft.
Auf das köstliche Kalb folgt ein leckeres Lamm, ja doch, nur ein kleines Stückchen davon, und zwar eines, das in eigener Haut gebraten wurde. „Lamm mit tasmanischem Pfeffer“ nennt sich dieser Hauptgang, zu dem es auch Kohlrabi gibt. Der Bergpfeffer vom anderen Ende der Welt gibt dem Gericht in der 16. Etage eine feine, intensive Schärfe. Dazu riecht es nach Dill, der mild, leicht kümelig schmeckt. Ja, das ist gewagt, aber gekonnt.
Nun reicht Martina „Rosa US-Tafelspitz“. Der Spitz bellt und beißt nicht, er wedelt auch nicht mit dem Schwanz. Das Stück aus der Hüfte eines Rindes, an das beim Braten Macadamia-Nussbutter gekommen sei, die wir auch auf dem Teller finden wie Weiße Bete, wird von einer Sauce mit einem längst vergessenen Kraut namens Portulak umkränzt. Der köstliche Gang kommt gut durch den Gaumen wie der Rote aus der Bodega Otto Bestué, der rasant die Röhre runterrinnt.
Und schon wieder ein Gruß aus der Küche. Eine Art Kaltschale oder Quittensuppe mit gefrorenen Korianderbällchen, die auf der Zunge schmelzen wie das Federkleid des Ikarus im Höhenflug und wir Edelfedern bei so viel Guten, das uns über den Dächern von Berlin serviert wird. Gruß zurück an Jon Kremin und seine Kollegen, die eine junge und kreative, freche und frische Küche auf der 16. Etage und auf der Höhe der Zeit kreieren. Wir erheben unser Glas Mouton Cadet Réserve, einen Dessertwein von Baron Philippe de Rothschild, auf das Wohl der Helden am Herd.
„Kürbis mit Amaretto“ beziehungsweise Kürbisküchlein, in Amaretto eingelegte Birnen und Feigensorbet bilden mit einer Kaffeespezialität sowie einem süßen Banyuls Grenache Noir am quadratischen Tisch in einer Ecke des Restaurants den runden Abschluss eines langen Abends im Restaurant Solar.
Und zum Abschluss: Noch ein Gruß aus der Küche. Hören die köstlichen Höhenflüge denn gar nicht auf?
Darauf einen Digestif!
Wem das alles noch nicht genug ist, der geht eine Etage rauf: trinken und tanzen bis weit nach Mitternacht, oder fährt mit dem Außenfahrstuhl abwärts in die Nacht von Berlin.
Solar Berlin Sky Lounge & Restaurant
Stresemannstraße 76, 10963 Berlin
Kontakt: Telefon: +49 (0) 163 7652700, E-Mail: info@solarberlin.com
Web: www.solarberlin.com
Öffnungszeiten: sonntags bis donnerstags von 18 Uhr bis 2 Uhr, freitags und samstags von 18 Uhr bis 3 Uhr