Kadettenausbildung in Kasachstan – ein Horrorfilm läuft ab: „Cadet“ von Adilkhan Yerzhanov sucht nach dem Ende aller Kriege für die Lebenden

"Cadet" (der Kadett) - ein Horror- Film im Forum der 75. Berlinale 2025, links der Regisseur Adilkhan Yerzhanov und Star Anna Starchenko
Um Mitternacht im Delphi in der Berliner Kantstraße nach dem Horrorfilm "Cadet" im +Forum+ der Berlinale '25, der Regisseur Adilkhan Yerzhanov und die Hauptdarstellerin; das Gespräch nach der Vorführung vorbildlich gedolmetscht von Irina Bondas. Mit auf der Delphi-Bühne waren Leila Syzdykova, die die Schauspieler und Schauspielerinnen auswählte (Casting), z.B,. den Star, die Hauptdarstellerin Anna Starchenko, und der Filmmusikkomponist Sandro di Stefano. Die Produzentin saß im Publikum, antwortete aber auf eine Frage. copyright Photo/ BU: Andreas Hagemoser 2025. Aufnahmeort Berlin-Charlottenburg, -datum 19.2.'25

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Regisseur Adilkhan Yerzhanov, sein Film aus Kasachstan heißt „Cadet“ („Der Kadett“), die Hauptdarstellerin Anna Starchenko, brachte im „Q&A“ – dem für Publikumsfragen offenen Filmgespräch nach der Premierenvorführung – Plato ins Gespräch. Nur die Toten erfahren, wie es ohne Krieg ist. Yerzhanov möchte, dass er mit diesem Satz Lügen gestraft wird und endlich die Lebenden erfahren, was einen Leben ohne Krieg ist. Eine Welt ohne Krieg. Eine Welt (russisch „Mir“) im Frieden, auf russisch „Mir“. Das wurde nur verständlich dank der herausragenden Dolmetscherin Irina Bondas. Das verständlichste Filmgespräch des Forums. Yerzhanov ist das erste Mal bei der Berlinale vertreten, obwohl er das seit 10 Jahren ansteuerte. Er dreht im Jahr 3-5, manchmal 10 Filme in Kasachstan, Russland und anderswo.

Von den Kadetten verlangt man Härte. Weil der „Beruf“ noch schlimmere Härten warten können. Viele sind zu weich dafür. Halten es nicht aus. Schon die Ausbildung nicht.

Zum Photo: Um Mitternacht im Delphi in der Berliner Kantstraße nach dem Horrorfilm „Cadet“ im Forum der Berlinale ’25, der Regisseur Adilkhan Yerzhanov und die Hauptdarstellerin; das Gespräch nach der Vorführung vorbildlich gedolmetscht von Irina Bondas. Mit auf der Delphi-Bühne waren Leila Syzdykova, die die Schauspieler und Schauspielerinnen auswählte (Casting), z.B, den Star, die Hauptdarstellerin Anna Starchenko, und der Filmmusikkomponist Sandro di Stefano. Die Produzentin saß im Publikum, antwortete aber auf eine Frage.

Es ist das 55. Forum der 75. Berlinale 2025.

Immer wieder eine weite Reise – der Bus 200 trägt einen nicht nur vom Arsenal zum Delphi und Zoopalast, sondern von der Donau in Serbien bis nach Kasachstan in die Weiten Eurasiens

Das Berlinale-Forum ist kein Ort, sondern eine Sektion mit einer gewissen Unabhängigkeit, was die Auswahl der Streifen und einiges andere angeht. Bei den Römern war das Forum ein Markt, nichts anderes bedeutet das lateinische Fremdwort. So gesehen ist das Forum der Internationalen Filmfestspiele Berlin der EFM, der europäische Filmmarkt im Gropiusbau mitsamt Sondervorführungen für Händler in Hotels und in Streichholzschachtelkinos im Cinemaxx, so war es jedenfalls früher. Bei der letzten normalen Berlinale konnte man noch durchgehen vom Cinestar 1-8 zum Arsenal 1+2; das war im Sony-Center bzw. darunter. Und das war 2020 vor den Verbotsgesetzen, die eine riesige Digitalisierung nicht nur, aber auch der Berlinale auslösten, die zum großen Teil noch nicht wieder rückgängig gemacht wurde und eine immer stärkere Erfassung und Steuerung der Bevölkerung ermöglicht.

Mit Geld kann man im Bus keinen Fahrschein kaufen und am Freitag bis Sonnabend früh 3 Uhr wird auch noch gestreikt

Man glaubt, man sei im falschen Film. Im Bus kann man die Fahrkarte, die die BVG Fahrschein nennt, nicht mehr bezahlen, jedenfalls nicht mit Geld. Nicht so schlimm, denkt sich mancher Berlinalebesucher, ich habe ja das „Deutschlandticket“ – und am 2. Berlinale-Donnerstag und -Freitag streikt die BVG bis Samstag früh 3 Uhr, da kann man sowieso nicht Busfahren. Die Deutschlandfahrkarte, die die CDU, die gerade mit der Alternative für Deutschland darum kämpft, ob es einen Bundeskanzler oder eine Kanzlerin geben wird, auf jeden Fall abschaffen will, wie hohe CDU-Vertreter bestätigten, erhält nur, wer seine Kontonummer hinterlegt und seinen Namen. Das 9-Euro-Ticket gab es 2022 noch aus dem Automaten, in den man 4 2 Euro-Stücke und einen Euro einwarf. Oder am Schalter. (Kein Konto nötig.)

Berlinalekonkurrenz Bundestagswahl und anderes

Jetzt nimmt die Bundestagswahl der Berlinale auch noch Zuschauer weg. Weil viele wissen wollen, ob Frau Weidel oder Mr. Merz gewinnen wird, werden sie Sonntagabend vor den Fernsehbildschirmen hängen. Eine Unverschämtheit! Wie kann man nur die Cineasten am Kinobesuch hindern, nachdem man ihnen fast zwei Jahre den Eintritt in die Lichtspielhäuser verboten oder zumindest stark erschwert hatte? 2021 gab es gar keine Berlinale, weil die Staatenlenker das so wollten. Virtuell ist nicht the real thing. Manche zählen deswegen die halben Festspiele 2021 und 2022 gar nicht mit, demnach hätte wir jetzt nicht die 75. Berlinale, sondern erst die 73. (echte).

Doch so weit wollen wir nicht gehen, das macht ja alles kompliziert. Päpste und Gegenpäpste – welcher Schüler soll das alles auswendig lernen? Das Gute an zwei Amtszeiten bei US-Präsidenten ist, dass man sich weniger Namen merken muss. (Obwohl Donald Trump der 45. und 47. Präsident ist; das ist schon verwirrend, er ist doch nur eine Person.) China geht mit gutem Beispiel voran. Als es einmal in einer Art Bürgerkrieg nicht klar war, welche Regierung eigentlich das Land repräsentierte, hat die chinesische Geschichtsschreibung einfach die „Dynastie“ der „streitenden Reiche“ erfunden. Wenn man also die Dynastien von drei Jahrtausenden auswendig lernen will, merkt man sich einfach die Jahreszahlen und „Streitende Reiche“. Wer genaueres wissen will, sollte Bücher lesen.

Wahlkampf und Bundestagswahl machen der Berlinale Konkurrenz. Viele wollen am 23.2. abends am Fernseher sein, um zu wissen, ob das oder die Kreuzchen, die sie am Sonntag oder per Briefwahl gemacht haben werden, das gewünschte Ergebnis zeitigen wird. Filme am Sonntagabend ab 17:35 Uhr werden also vermutlich schlechter besucht sein. Dabei macht die Regierung sich selbst quasi Konkurrenz und verhindert Einnahmen aus möglichen Eintrittskartenverkäufen. Die Internationalen Filmfestspiele Berlin finanziert ja die KBB. Dahinter steht Vater Staat. Also der Bund. Also wir, die Steuerzahler.

Alle zahlen Steuern – wetten?

Mancher Bürgergeldempfänger Steuerhinterzieher denkt vielleicht, das wäre nicht er. Tatsache ist, wenn jemand beim Bäcker oder Penny seine Brötchen kauft, zahlt er Steuern. Auch wenn er ganz kleine Brötchen bäckt. Das betrifft sogar die Regisseure und Regisseurinnen, die auf der Berlinale sind, aber aus Brasilien, Chile, Kolumbien, Ruanda oder dem Senegal stammen.

Wahlkampf, Frost und Streik – Zuschauer werden am Kinobesuch gehindert

Doch werden potentielle Zuschauer dieses Jahr auch von Streik am Donnerstag und Freitag und vom Frost bis -12 von Kinobesuchen abgehalten. Viele Restaurantbesitzer sieht man in diesen Berlinaletagen auch allein in ihren Gaststätten.

Als die Berlinale vom Sommer in den Winter verlegt wurde, war klar, dass sie wettermäßig nicht mit Venedigs Lido und Cannes blauer Küste konkurrieren kann. Beide anderen A-Festivals liegen südlicher am Mittelmeer, das fußläufig von Festivalkinos erreicht werden kann. Aber man hatte sich ja Hoffnung auf global warming gemacht, dass vielleicht doch die Berliner Luft als laues Lüftchen weht. Doch 2025 herrscht in Berlin im Februar Winter. Nun ja, Januar und Februar sind eben die Wintermonate. Dafür sind Delphi und Arsenal, Zoopalast und andere Spielstätten erstaunlich voll. Mal sehen, wie es am Freitag wird.

Am Samstag ab 3 und am Sonntag fahren die Busse, U-Bahnen und Straßenbahnen jedenfalls wieder und die wohl preiswerteste Weltreise gelingt mit dem 200er Bus, der im Westen am Zoologischen Garten endet, wo die grandiosen Berlinalekinos Delphi und Zoo-Palast zu einem Besuch einladen und auf seinem Weg zum Filmtheater am Friedrichshain unterwegs genau vor dem Arsenal hält, das nur noch bis zum 23.Februar existieren wird. Danach ist da für immer zappenduster. Ein neues Arsenal wird im Wedding gebaut, damit sich das Alhambra nicht so allein fühlt. Ob es so schnell fertig wird wie der BER? Lassen wir uns überraschen. Die Berlinale 2026 muss vielleicht mit einem Lichtspieltheater weniger auskommen. Just a smart guess. 2020 war „der Berlinale gehen die Kinos aus“ schon einmal Thema. (Kann man unter dem farblich hinterlegten Link nachlesen.)

Der 22. und 23. 2. – die garantiert allerletzten Tage von „Cadet“ auf der Berlinale UND des Berlinalekinos Arsenal in der Potsdamer Straße!

Diese 75. Berlinale wird die letzte sein, die mit dem 200er die Forums-Spielstätten Delphi und Arsenal verbindet. Ein Grund mehr, bei dieser Jubiläumsberlinale das Forum zu besuchen. (Der Bus 2000 verbindet auch den Zoopalast (Forum) mit dem Berlinalepalast (Wettbewerb).) Zum Forum: Restitucija wird bei den 2025er Berliner Festspielen nicht mehr gezeigt werden. Für den Blick auf das schöne Serbien an der schönen blauen Donau muss man eine andere Gelegenheit suchen (vielleicht auf der ITB). Doch Janine zieht aufs Land, den Film meinen wir, läuft am 22.2. um 21:15 Uhr im Zoo-Palast und am 23. Februar, dem Wahl- und letzten Arsenal-am-Potsdamer-Platz-Tag um 16 Uhr im großen Arsenal 1.

Wer mag, besucht am 21. um 19 Uhr oder am 23.2. um 13 Uhr das Arsenal für „Batim („Houses“). Ein Busreise von Korea – „Sense of Violence“ am 22.2. um 11 im Delphi – nach Kigali in Ruanda („Minimals in a Titanic World“ am 21.2. um 10 Uhr im Arsenal 1) ist genauso möglich wie von den Niederlanden („Sirens Call“, 23.2. 10 Uhr im Arsenal 1) nach unter Wasser zu den Meerjungfrauen und in die Vereinigten Staaten von Amerika („Little BOY“ von James Benning am 20.2. um 22 Uhr im Arsenal 1). Little Boy klingt zu kriegerisch? Benning bannig langweilig? Und in die USA wollen Sie wegen Donald Trump sowieso nicht? Benning läuft auch am 22.2. um 20:30 Uhr in Silent Green an der Gerichtstraße, wenn das für Sie näher ist.

Der Bus selbst braucht nur gut 10 Minuten für die Weltreise, da dauert das Warten an der kalten Haltestelle schon mal länger. (Also keine 80 Tage.) Dafür braucht man nicht mehr an der Kasse anstehen, sondern muss sich nur lange am Bildschirm beim Kartensuchen und -buchen die Augen verderben.

Vorführungen von „Cadet“ im 55. Berlinale-Forum

Den Film „Cadet“ im Berlinale-Forum findet man im Berlinale-Programmheft auf Seite 38. (Wenigstens das gibt es noch gedruckt! Wer hat da wohl Druck gemacht?) Dort beginnt die alphabetische Auflistung der Forumsfilme und ist vermerkt, dass vier Projektionen programmiert wurden. Nach der Premiere im Delphi am 18. um 21:30 Uhr eine Vorführung am 19.2. um 15:30 Uhr, die schon vorbei ist.

Es stehen noch aus: Die Filmvorführung von „Cadet“ am Samstag, den 22.2. um 10 Uhr im Cubix 8 (direkt am S- und Fernbahnhof Alexanderplatz).

Die letzte Vorführung von „Cadet“ findet am Sonntag den 23.2., dem letzten Berlinaletag, um 21 Uhr während der Verkündung von Hochrechnungen wieder im Delphi statt. Kantstraße Nähe Zoo. Eingang von der Fasanenstraße. Im wunderschönen Delphi. Wie am Anfang, so am Ende.

Und wieder in der Nacht. Passend zum Schrecken. Wenn ungefähr 2030 der dauerhafte Frieden ausgebrochen sein wird, werden Kadetten überflüssig. Dann verschwindet auch die Ausbildung.

Karten für „Cadet“ und andere Berlinalefilme

Karten gibt es nur online! auf der Website der Berlinale: auf berlinale.de .

Es gibt eine Theaterkasse, Berlin Klassik oder so ähnlich heißt sie, die tatsächliche Eintrittskarten für „Cadet“, die man in die Hand nehmen und ins Tagebuch einkleben oder ins Poesiealbum, verkauft. Die Theaterkasse befindet sich einmal Unter den Linden. Und einmal in der Friedrichstraße in Berlin-Mitte.

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